KOH PHANGAN: Fünf ‚Warnschüsse‘ auf die Bungalowanlage Palin Lodge in Haadrin Nok am vergangenen Dienstag haben eine Verhaftungswelle ausgelöst und mittlerweile sogar Thailands Premierminister zu drastischen Schritten bewogen. General Prayuth ordnete am gestrigen Sonntag wörtlich ‚die Zerschlagung mafiöser ausländischer Kreise auf den Inseln Koh Phangan und Koh Samui‘ an.
„General Prayuth ist extrem besorgt über den Einfluss von Ausländern in dieser Region“, sagte Surat Thanis Polizeichef General Major Apichart Boonsriroy. Er habe seinen Stellvertreter und Verteidigungsminister General Prawit Wongsuwan direkt angewiesen, gegen ausländische Unternehmer vorzugehen, die sich wie Mafia benehmen oder wie Mafiosi verhalten. Im Zuge einer großangelegten Säuberungsaktion will Thailands Regierungschef verdächtige Betriebe auf Koh Samui und Koh Phangan durchsuchen und klären lassen, ob sich die ausländischen Investoren legal und mit autorisierten Geschäftspapieren im Königreich aufhalten.
Ein für die Inselwelt eher ‚harmloser Schusswechsel‘ ohne Verletzte und größeren Schaden trat die Empörungslawine innerhalb Thailands Regierungskreisen los. Ein russischer Barpächter namens Sergeji Milentie (31), der in seiner angepachteten ‚Similan Bar‘ in Haadrin Nok nächtelang lautstarke Partys veranstaltet haben soll, geriet vor Wochen mit seinen lokalen Nachbarn in einen folgenschweren Konflikt.
Laut Polizeiangaben traf sich eine ‚Vereinigung von Haadrin Geschäftsleuten‘ – allesamt Barbetreiber oder Vermieter von Bungalowanlagen in Haadrin – Anfang Januar und beschloss dabei, den Nachtpartys in ihrem Geschäftsbereich einen Riegel vorzuschieben. Am 10. Januar fiel der Beschluss laut Pairot Charoenwan, der zugleich Inhaber der Palin Lodge ist. Dem russischen Betreiber der ‚Similan Bar‘ sei dieser Beschluss mitgeteilt worden. Dieser habe sein Missfallen geäußert und ein Verbot der Nachtfeiern in seiner Bar abgelehnt.
Was anschließend geschah, passt gut ins Geschäftsgebaren der millionenschweren Partyszenerie auf Koh Phangan. Offensichtlich, so ein Polizeisprecher, habe der russische Geschäftsmann befreundete Südthailänder und seinen Vermieter gegen ihre eigenen Landsleute in Stellung gebracht. Bezeichnenderweise trat der Besitzer der russisch betriebenen ‚Similan Bar‘, ein Bezirksbürgermeister aus der Provinz Surat Thani, in den Streit ein. Er soll, so ermittelte die Polizei, einige Handlanger gedungen haben, die am Dienstag, 12. Januar, die Schüsse auf die Palin Lodge abfeuerten. Glücklicherweise wurde keiner der dort schlafenden Touristen verletzt.
Nach einer Grossrazzia zum Wochenende sitzen nun der russische Barbetreiber Sergeji Milentie, der Bürgermeister Chanin Pechsri (54) von Muang Tha Khanon (Landkreis Khiri Ratthanikom) und die geständigen Schützen Sihanath Chaipinitund (62) sowie Barmanager Jaturong Hongthong (36) in Haft. Sie waren am Freitag festgenommen worden und haben ihre Schussversuche in Richtung Palin Lodge zwischenzeitlich am Strand von Haadrin Nok unter aufsehenerregender Polizeieskortierung nachgespielt. Ein vierter angeblicher Schütze und Beteiligter befindet sich auf der Flucht.
Der Betreiber der beschossenen Palin Lodge und seine Geschäftsfreunde auf Koh Phangan scheinen einen exzellenten Draht nach ganz oben zu haben. Die Geschwindigkeit der Polizeiaktion und die Festnahme lokaler Größen als mutmaßlicher Täter und Auftraggeber sorgten weit über Phangan hinaus für ehrfürchtiges Erstaunen. Und die Ankündigung massiver Aktionen der Militärregierung gegen ausländische Mafiakreise zog panisch anmutende Stammtisch-Gewitter nach sich.
Bei westlichen Unternehmern auf den Inseln Koh Samui und Koh Phangan halten sich Begeisterung und Skepsis schaukelnd die Waage. Wer ist Mafioso und wer nicht?, lautet die bange Frage. Geraten jetzt alle, die touristisch in dieser Region ihr Geld verdienen, ins Visier – oder gnädigerweise nur inselbekannte Agitatoren und Geschäftemacher der berühmt berüchtigten Vollmond- und Halbmondpartys?
Der russische Tatverdächtige Sergeji Milentie ist heute auf Koh Samui dem Haftrichter vorgeführt und ins Provinzgefängnis überstellt worden. Eine Kaution für ihn wurde zunächst ebenso verweigert wie für die thailändischen Beteiligten des Schusswechsels. Sergeji Milentie’s Strafvorwurf bisher: Betreiben einer Bar ohne Alkohollizenz und illegale Arbeitsaufnahme in Thailand. Er und der mutmaßliche Auftraggeber der Schießveranstaltung am Haadrin Nok Beach, Bürgermeister Chanin Pechsri, bestreiten jegliche Tatbeteiligung.