Österreich droht Ausschluss aus Nato-Programmen

Foto: epa/Marija Kanizaj
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BRÜSSEL (dpa) - Aus Ärger über Kritik aus Österreich blockiert die Türkei seit Monaten Nato-Programme. Jetzt reagieren die Bündnispartner - allerdings nicht so, wie es sich die neutrale Alpenrepublik wünscht.

Österreich muss wegen seines Streits mit der Türkei damit rechnen, bis auf weiteres nicht mehr an wichtigen Partnerschaftsprogrammen der Nato teilnehmen zu dürfen. Wie ein Sprecher des Verteidigungsbündnisses am Dienstag bestätigte, soll die militärische Zusammenarbeit mit Nicht-Mitgliedern künftig länderspezifisch geplant werden. Dies würde der Türkei die Möglichkeit geben, eine enge Kooperation mit Österreich zu unterbinden.

Hintergrund der Nato-Planungen ist die Tatsache, dass die Regierung in Ankara derzeit aus Ärger über österreichische Politiker ganze Programme blockiert, nur weil Österreich an ihnen beteiligt ist. Diese Situation wird von anderen Partnerländern, aber auch innerhalb der Nato selbst als äußerst unbefriedigend betrachtet. Weil die Türkei nicht gezwungen werden kann, ihren Widerstand gegen eine Zusammenarbeit mit Österreich aufzugeben, wurde im Dezember die Reform auf den Weg gebracht.

Als Grund für die türkische Blockadehaltung gelten Äußerungen österreichischer Spitzenpolitiker in den vergangenen Monaten. Sie hatten unter anderem einen Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen mit dem Land gefordert und sehr deutliche Kritik am gewaltsames Vorgehen der türkischen Behörden gegen Oppositionelle nach dem gescheiterten Putschversuch geübt.

Österreichs Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil äußerte am Dienstag abermals Empörung über die Reaktion aus Ankara. Er verwies darauf, dass die Blockade langfristige Auswirkungen auf die Friedenseinsätze am westlichen Balkan haben werde. Österreich schicke besonders viele Truppen in diese Staaten, sagte er. Die Alpenrepublik sei auch weiter gewillt, diesen Beitrag zu leisten, dazu sei aber auch die Solidarität der europäischen Partner gefragt.

Dass es noch ein Veto gegen die Reform der Partnerschaftspolitik gibt, zeichnete sich allerdings nicht ab. «Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan werde sich mit der Isolierung des wichtigen Partnerlandes Österreich innerhalb der Nato am Ende leider durchsetzen», sagte ein Diplomat der Tageszeitung «Welt» (Dienstag).

Ein Nato-Sprecher betonte, dass Österreich auf alle Fälle Partner der Nato bleiben werde. «Wir hoffen, dass die bilateralen Themen zwischen Österreich und der Türkei so schnell wie möglich gelöst werden können», sagte er.

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