Neulich, am Strand: Peters Tagebuch

Neulich, am Strand: Peters Tagebuch

Ich mache täglich abends meinen Verdauungsspaziergang. So auch vor einigen Tagen, als ich beim Hinweg ein Büchlein am Weg liegen sah, das eine Stunde später, auf meinem Rückweg immer noch einsam da lag. „Das arme Ding“, dachte ich mir und nahm es mit. Natürlich war meine Neugier geweckt, vor allem, als ich mir einen ersten Überblick verschafft hatte. Es war das Notizbuch eines gewissen P. Eine derartige Aneinanderreihung von Horrormomenten ist wirklich bemerkenswert.

Doch seriös, wie ich bin, würde ich doch hier nie ausplappern, was P. seinem Tagebuch anvertraut hat. Nein! Ich schweige wie ein Grab. Normalerweise würden sich nämlich innert kürzester Zeit der gesamte Bekanntenkreis über P. lustig machen, wenn blöderweise ein solches Schriftwerk in die falschen Hände geraten würde. Da hat, nennen wir ihn Peter, aber Glück gehabt, dass ausgerechnet ich sein Büchlein gefunden habe! Ich spreche nämlich nicht, ich schreibe darüber (Seien Sie als Leser doch ehrlich: Wen hätte es nicht auch gepackt zu lesen, woraus andere eine Geheimniskrämerei machen). Also, leiden Sie mit, mit Peter!

1. Eintrag: „Heute angekommen. Taxi Bkk - Pta für nur 75 Euro (2 Std.). Bin aber auf Beach Road rausgeschmissen worden. Keine Hoteladresse! In erster Bar erstes Bier reingezogen. Von Bardame, Nan, Zimmer organisiert bekommen. 1.000 Baht/Tag. Paradies: Ich bin da!“

2. Eintrag: „Viele Bars, billiges Bier, hübsche Mädels. Perfekt. Habe Nan mitgenommen. Sie will 30 Tsd. OK. Kein Problem - bezahlt. Bar will 20Tsd. Ausfallentschädigung? Wird hier wohl so sein. Werde übermorgen Kohle bringen. Morgen Stadtrundfahrt mit Nan.“

3. Eintrag: „2 tolle Tage mit Nan gehabt. Aber heute Morgen kommt sie vom Markt nicht zurück. Telefon abgestellt. Etwas passiert?“

4. Eintrag: „3. Tag nichts von Nan gehört. Erkundigung in Bar. Die wissen nix, wollen 20 Tsd. Auslöse für Nan haben. 20Tsd. Miete/Depot für 2 Wochen gezahlt. Habe Pass hinterlegt. Nehme Freundin von Nan mit. Nicky. Wow! Da könnte ich Nan vergessen. Nicky ist gerade günstig ggü. Nan. Nur 10Tsd./Woche.“

5. Eintrag: „Bin fürs Erste pleite. Warte auf Überweisung von Zuhause. Nan hat gerade eben angerufen. Mutter krank. Sorry! Kommt auf Ende Monat zurück zu mir. Was für ein Glück für mich. Ich warte auch auf Monatsende. Geld sollte am 30. hier sein (macht Nan ev. Ferien bis meine Überweisung da ist?).“

6. Eintrag: „Läuft Scheiße! Nicky will Handgeld und jetzt auch 20 haben. Vermieter macht auch Stress wegen Auslöse Nan. Überweisung hängt irgendwo fest. Keiner weiß wo. Telefone nach Hause scheißteuer. Ergebnis: Nix!“

7. Eintrag: „Nicky ist abgehauen. Die 2. Lady in 3 Wochen. Bar will auch Ablöse für Nicky! Überweisung 1 Woche zu spät, aber angekommen! Nan steht auf der Matte. Will wieder 30 haben. Gebe ihr 20 für Bar Fine. Nan wird alle Barausstände für mich regeln. Sie hat gute Beziehungen hier. Glück für mich!“

8. Eintrag: „Nan und Nicky unauffindbar. Geld für Auslöse angeblich nicht bezahlt. Nan nicht in Bar gesehen worden. Finde heraus, dass Nan und Nicky aus demselben Dorf kommen. Zusammen haben sie gute 80Tsd. gemacht! Vermieter sauer. Stellt Ultimatum bis morgen. Verrechnet Ablöse und Miete.“

9. Eintrag: „Stehe auf der Straße. Habe am Morgen in der Bar noch meinen Pass aus Schublade geklaut. Nicky kommt gerade in diesem Moment. Riesenstress. Will Polizei holen. Mamasan rauscht daher, schmeisst mir meine Klamotten hin. Verlangt für Abgang nochmal 10Tsd. Bin abgehauen, ohne zu zahlen, für Miete schon über 25Tsd. bezahlt. Ich bin doch nicht blöd!“

10. Eintrag: „Bin heute mit unbekannter Lady im Bett aufgewacht. Muss recht besoffen gewesen sein. Sie sei schwanger von mir. Kann das sein? Sie verhüte schon mal nicht und ich hätte kein Kondom gehabt. Ergo, schwanger! Will Geld sehen. Habe mein Kollege angerufen, betreffend Schwangerschaft. Er meint, ich sei ein Trottel! Solle nicht mehr anrufen.“

11. Eintrag: „Brauche jemand zum Reden. Habe meine Geschichte einem Passanten auf der Strandpromenade erzählt. Er konnte mir auch nicht helfen. Scheiße. Aber er meinte, ich sei eine gute Nummer! Na, wenigstens etwas.“

12. Eintrag: „Leute auf der Promenade schauen mich seit einigen Tagen eigenartig an. Minnie, angeblich von mir schwanger, weicht nicht von meiner Seite. Werde mir Test kaufen. Restliches Bares hat Minnie beschlagnahmt.“

13. Eintrag: „Nan hat angerufen. Ihre Mutter sei schlecht dran. Ich solle Kredit aufnehmen. Soll ich? Werde mein Kollege von vor ein paar Tagen fragen.“

14. Eintrag: „Habe gestern ein blaues Auge eingefangen. Warum haut mir mein Kumpel einfach eine runter, wenn ich ihn etwas Simples frage? Schwangerschafts­test negativ! Wenigstens etwas Positives. Habe Minnie rausgeschmissen. Morgen fange ich ein neues Leben an. Erfahrungen habe ich ja nun genug. Bin ja nun so etwas wie ein Thailandexperte. Gehe heute zum Abschied vom alten Leben eins trinken.“

An dieser Stelle enden die Einträge.

Lieber P: Zunächst einmal: Prost! Und wenn Sie ihr Notizbuch wiedererkennen und den Mut haben, sich bei mir zu melden, bekommen Sie es selbstverständlich zurück. Es ist bis dahin bei mir in guten Händen!

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Mike Dong 14.11.16 18:35
@Hr.Zingg
Sie haben ja erkannt, daß mir die Kolumne nicht gefällt. Die Gründe sind vielfälltig, dazu gehört aber sicherlich, daß ich es nicht mag sich über andere lustig zu machen, Spaß aus dem Unglück anderer zu ziehen oder sich am eigenem "Mehr-Wissen" zu ergötzen. Weiterhin ist das Ende jeder Kolumne jedesmal bereits nach einigen Sätzen einfach zu erahnen. Sie raten mir einfach weiter zu blättern. Dies möchte ich aber gar nicht, ich möchte eine amüsante Kolumne. Schließlich zahle ich ja für die Printversion u da gehört eine gute Kolumne auch dazu. Nicht jeder hat Geschichten im Kopf u Herzen, die mitreissen. Wenn ich meine Meinung dazu teile, ist das auf jeden Fall legitim.
Peter Platzer 11.11.16 11:44
Die Geschichte ist auf jeden Fall Ihr Geld Wert!
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und über das Niveau auch. Na ja!
Ach ja. letztins habe ich einen hilflosen Menschen am Boden liegend gefunden. Ich habe Ihm sein ......zensiert!.... herausgeschnitten und sein .......zensiert........... weggeschnitten und sein .......zensiert...........gestohlen! Jetzt könnten die Diskussionsteilnehmer/Leserbriefschreiber doch ausdiskutieren ob ich das erfunden habe. Ach ja! Möchte mich jemand fragen warum ich schreibe diese Geschichte ist ihr Geld Wert, wenn man diese doch im Internet kostenlos lesen kann?
Mike Dong 07.11.16 14:31
@Hr.Leupi
Jede Geschichte wäre besser als diese peinliche Trivialität, die eines schlechten Mittelschülers würdig wäre. Wenn das wirklich "europ Gusto" wäre, dann gute Nacht. Es wäre dann nämlich noch schlimmer um den alten Kontinent bestellt als ich sowieso schon annahm.
Jack Norbert Kurt Leupi 07.11.16 10:03
Weder lustig noch spannend /Herr Mike Dong
Es ist eben eine"fiktive" Geschichte nach europäischem Gusto ! Ihnen wäre natürlich die amerikanische , "fingierte" Art der Geschichte lieber , wo erfundene Fakten , behauptet wird , dass es Wirklichkeit ist ! C`est ca , la différence !
Mike Dong 06.11.16 19:41
Natürlich ist das eine fiktive Geschichte. Und dazu noch weder lustig noch spannend. Sorry.
Jack Norbert Kurt Leupi 06.11.16 19:40
Neulich, am Strand
Wenn man die "Geschichten" von Mister Khun Ten "ernsthaft" liest und sich Gedanken darüber macht , könnte man fast annehmen , dass seine Phantasien , Illusionen, Träume und Albträume , Sinn und Wahnsinn etc., doch ein Stück Wahrheit beinhalten ! Denn mit Wahrheiten kann man ja locker umgehen , zum Lügen muss man aber ganz genau sein ! Lassen wir Khun Ten weiterhin fantasieren ,denn seine Phantasien sind fantastisch !
Oliver Rudolph 06.11.16 13:33
Unglaublich
Gehe mal davon aus, daß die Story stimmt. So bl... kann doch kein erwachsener Mensch sein. Aber genau solche Männer sorgen dafür, dass alle Farang Kohle haben und bescheuert sind. Es gibt so viele informations Seiten im www. Natürlich sollte man lesen können. So gibt es immer wieder was, dass mich doch überrascht.