Neulich, am Strand: Echt falsche Uhren

Neulich, am Strand: Echt falsche Uhren

Wir sind am Strand fast in derselben Gesellschaft, wie gestern. Die Farangdamen, die mit dem neuen Hut und die andere mit der Tiffanykette unterhalten sich angeregt mit der neueingekleideten Mama. Die drei Damen haben offensichtlich dieselbe Wellenlänge. Da wird geredet, geschnattert, gekichert. Ganz so, wie ich es sonst von den Thai-Ladys kenne. Frauen sind halt so. Wir Männer werden das nie verstehen!

Also sinke ich in meinen Liegestuhl und lasse die Seele baumeln. Ich werde mich bei einer besseren Gelegenheit wieder mit dem Verständnis zwischen Mann und Frau befassen. Jetzt habe ich keine Zeit. „Das kann der Farang mit der Pedicure nicht“, wende ich mich an meine Frau, die neben mir eine Illustrierte liest. „Was denn?“, will diese wissen. „Schau, die Dame kann mit ihrem neuen Fetzen herumstolzieren und alle schauen hin. Das ist Balsam für die Seele. Sie steht im Mittelpunkt“, erkläre ich. „Ja schon. Doch was hat der Pedikürte damit zu tun?“, will meine Frau wissen. „Ist doch klar. Der kann doch nicht seine Füße in die Höhe halten und rufen: Da schaut her, wie schön meine Klauen geworden sind“, erkläre ich. „Oh, Mann. Du bist und bleibst ein Spinner“, meint sie kopfschüttelnd und wendet sich wieder ihrer Lektüre zu.

Ich hocke nun konsterniert da und glaube, meine Frau versteht mich nicht. „Immerhin hat er hübsche Ohren“, beschwichtige ich. Die Ehe-Männerrunde hat sich auch wieder gefunden und befasst sich mit den wichtigen Themen des Lebens - Fußball und Frauen. Zwischendurch wird die Unterhaltung durch die vorbeikommenden Händler gestört. Alle laufen ohne etwas verkaufen zu können weiter, bis der Uhrenhändler die Szene betritt.

Ein „Ho“, schmeißt er dem einen Farang ins Gesicht und hält ihm seinen Schaukasten mit den Uhren unter die Nase. „Ho“, wiederholt der Thai. Englisch? Offensichtlich Fehlanzeige. Eigentlich wollten die drei Männer das Angebot unbesehen abwinken. Doch dem Ehemann der neueingekleideten Dame fiel eine Uhr im Sortiment auf.

„Hoho“, meint der Thai, als der Farang auf eine besonders schöne Imitation zeigt. „Gerade diese ist ein kostbares Stück“, will er damit sagen. Er zieht es dem Farang über das Handgelenk. „Oh, ooh“, lacht der Thai begeistert den Farang an. Dem gefällt das Stück offensichtlich. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht streckt der Thai dem Kunden seinen Daumen nach oben hin. „Ho, hoo. Ok, ok“, ruft er. Nachdem noch die weiteren Uhren im Kasten kurz angeschaut wurden, will unser Farang aber doch die echt falsche Schweizer Uhr. Die beiden anderen Herren begutachten das Objekt und nicken zustimmend.

Man(n) gönnt sich ja sonst nichts!

„Wie teuer?“, fragt er. „Oh, ouh“, ruft der Verkäufer während er die Augen verdreht. Mit dem Händen beginnt er wild herumzufuchteln und plappert gleichzeitig Unverständliches vor sich her. Zum Schluss schaut er den Farang erwartungsvoll an. Keiner der drei Farangs hat auch nur das Geringste verstanden. So nimmt der Verkäufer einen Taschenrechner hervor und tippt sein Angebot ein. 2.000 Baht will er haben.

Die Farangherren lachen laut heraus. „Oh, oh“, erschreckt sich der Uhrenfachhändler und korrigiert sein Angebot umgehend auf 1.200 Baht. Alte Rechenmaschine, Sorry! „Na ja. Das macht die Sache schon interessanter“ denkt sich der Farang anscheinend. Nach kurzem Palaver einigen sich die beiden auf günstige 1.000 Baht. Der Farang ist erfreut, ein solches Schnäppchen machen zu können. Und der Händler ist noch viel mehr erfreut darüber, einen Kunden gefunden zu haben, der das gut dreifache des normalen Preises zahlt...

Der Händler passt dem Farang das Uhrenband an und kassiert dann mit sichtlicher Genugtuung die 1.000 Baht. Zufrieden zieht er ab. „Guter Farang“, wird er denken. „Ha. Das ist ein Schnäppchen“, denkt sich auch der Farang.

Die Frauen haben inzwischen aber mitbekommen, dass da was gelaufen ist. Sie gesellen sich zu ihren Männern. Stolz zeigt der Uhrenbesitzer nun seine Errungenschaft. Zwei der drei Frauen sind begeistert. Doch die dritte verzieht ihr Gesicht und wiegelt mit dem Kopf hin und her. Klar, der Ehefrau des stolzen Ramschträgers macht der Einkauf keinen Eindruck. Wie viel er denn für den Schrott bezahlt habe, will sie gleich wissen. Dem Herrn fällt die Stimmung ungebremst in den Keller.

„800“, flunkert er, um wenigs­tens das schlimmste Unwetter abzuwenden. „Von 2.500 Baht auf 800 heruntergehandelt“, schiebt er prahlend hinterher. Die beiden anderen Männer wenden sich ab und verziehen sich grinsend auf ihre Plätze. Das lassen sie mal dem anderen seine Sorge sein.

„Wow, 800 Baht. Davon könnten wir vier Kleider kaufen. Und morgen hätten wir diese wenigstens noch“, meint die Dame mit dem neuen Hut lakonisch. „Wieso morgen noch?“, fragt der verbliebene Herr der Runde verstört. „Na, ist doch klar. Dieses Blechstück von Uhr wird doch kaum länger als einen Tag laufen. Dagegen werden wir unsere Kleider jahrelang tragen können“, mischt sich die Dame mit dem Tiffanyschmuck ein. Stolz bli­cken sich die Damen an. Dem haben wir es aber gegeben.

„Na. Du warst ja nie ein guter Ökonom“, beschwichtigt ihn seine Frau. „Aber, wenn es dir Freude macht, sollst du sie haben. Du gönnst dir ja sonst nichts“, zwinkert sie.

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Mike Dong 12.06.17 20:16
Imitat=Ramsch?
Die meisten gefälschten Uhren sind ausgezeichnet. Die halten viele Jahre. Auch ist der Preis für eine gute Imitation nicht zu hoch. Fängt zwar bei 300 an, für die besten Rolex Imitationen kann man sogar bis 3000 bezahlen. Die sind dann wirklich gut gemacht. Wem's gefällt. Da bleibt noch eine Frage. Was wollte diese Geschichte uns sagen ?
Dieter Strathe 14.02.16 17:29
Fälschungen
Falsche Uhren am Strand? Eeeehrlich? Ganz sicher? Das hätte ich ja nieeeee gedacht.