Myanmar Offizielle glauben nicht an Tatschuld

Stehen ab 26. Dezember vor dem Provinzgericht auf Koh Samui: Zaw Lin und Wai Phyo werden wegen Doppelmordes an Hannah Witheridge und David Miller angeklagt – sie beteuern ihre Unschuld.
Stehen ab 26. Dezember vor dem Provinzgericht auf Koh Samui: Zaw Lin und Wai Phyo werden wegen Doppelmordes an Hannah Witheridge und David Miller angeklagt – sie beteuern ihre Unschuld.

KOH TAO: Eine Untersuchungskommission der Botschaft von Myanmar glaubt nach einer eigenen Überprüfung nicht an die Tatschuld von Zaw Lin und Wai Phyo (beide 21) im Doppelmordfall von Koh Tao.

Die Mitarbeiter hatten im Auftrag ihrer Landesvertretung eigene Recherchen angestellt und 40 auf Koh Tao arbeitende burmesische Gastarbeiter befragt. Einige davon kannten die seit 2. Oktober als mutmaßliche Mordverdächtige einsitzenden Landsleute persönlich und äußerten deutliche Zweifel an deren Täterschaft. Kyaw Thaung, Vorsitzender der Arbeitsgruppe ‚Doppelmordfall Koh Tao‘ aus Myanmar, teilte nun öffentlich mit, dass die thailändischen Ermittler an den Aussagen dieser Zeugen nicht wirklich interessiert gewesen seien.

Laut Angaben von Kyaw Thaung sind einige der Befragten ‚starke Zeugen‘, die durchaus entlastende Beweise zugunsten der Angeklagten hätten vortragen können. Die meisten der befragten Gastarbeiter haben sich allerdings aus Angst vor Involvierung in diesen Doppelmordfall bereits in die Heimat abgesetzt und wollen nicht nach Thailand zurückkehren. Er habe eine Stimmung von Angst und Panik unter seinen Landsleuten festgestellt, sagte der Vorsitzende der Kommission.

Der Prozessbeginn im Fall der am 15. September am Sairee Strand von Koh Tao ermordeten Briten Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) ist für den 26. Dezember angesetzt worden. Die Verteidiger von Zaw Lin und Wai Phyo kritisieren, dass ihnen bis heute keine umfassende Akteneinsicht in die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Surat Thani gewährt worden ist. Auch die Liste angeblicher Belastungszeugen durfte die Verteidigung bislang nicht sehen.

In Großbritannien hat neuerlich eine Debatte über die Berichterstattung im Vorfeld des Mordprozesses die britische Öffentlichkeit aufgerüttelt. Die seriöse englische Tageszeitung ‚The Guardian‘ befragte Rechtsexperten zu dem Fall, die sich befremdet über die Ermittlungen und die Rolle der eigenen Metropoliten Polizei äußerten. Insbesondere der Fakt, dass offensichtlich von britischen Polizeibeamten Ermittlungsresultate an die Eltern der beiden Mordopfer weitergegeben worden sind, die dann zu einem vorschnellen Lob für die britischen und thailändischen Polizeiermittler führten, waren Inhalt von Diskussionen.

In Großbritannien, einem Mutterland moderner Demokratie- und Rechtsstrukturen, wird befürchtet, dass diese Einlassung der Familie der ermordeten Witheridge und Miller eine Beeinflussung des Thailändischen Gerichtes mit sich bringt. Weshalb die britische Polizei und das Auswärtige Amt bis heute keine Details ihrer eigenen Ermittlungen im Doppelmordfall preisgeben wollen, sorgt nun für weitere Spekulationen. Von einem fairen Verfahren könne in diesem Fall keine Rede sein, sagte ein Rechtsexperte aus England gegenüber dem ‚Guardian‘. 

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