Migranten vor Griechenland ertrunken 

Vier von fünf waren Kinder

Die Migranten gehen bei der Ankunft im Hafen von Kalamata von Bord eines Schiffes der Küstenwache. Archivfoto: epa/NIKITAS KOTSIARIS
Die Migranten gehen bei der Ankunft im Hafen von Kalamata von Bord eines Schiffes der Küstenwache. Archivfoto: epa/NIKITAS KOTSIARIS

ATHEN: Zwei Flüchtlingsboote kentern vor den Inseln Samos und Lesbos,fünf Menschen sterben, 54 werden gerettet. Nun stellt sich heraus: Vier der Toten waren Kinder, davon eines ein elf Monate alter Säugling.

Bei zwei Schiffsunglücken vor den griechischen Inseln Samos und Lesbos sind am Montag fünf Migranten ums Leben gekommen, darunter vier Kinder. 54 Personen konnten gerettet werden. Bei den Toten vor Lesbos handelte es sich um einen elf Monate alten Säugling, zwei Mädchen im Alter von acht und elf Jahren und einen achtjährigen Jungen, wie Schifffahrtsminister Miltiadis Varvitsiotis mitteilte. Außerdem sei bei dem Unglück vor Samos eine Frau ums Leben gekommen. Beide Boote hatten von der türkischen Küste aus abgelegt, wie es hieß.

Das Unglück vor Samos ereignete sich in der Nacht. In von der Küstenwache veröffentlichten Videoaufzeichnungen der Rettungsaktionen sind im Dunkeln Schreie der Menschen zu hören, auch die erfolgreiche Wiederbelebung eines Kleinkindes durch die Beamten wird gezeigt. Bei dem Unglück vor Samos waren 37 Menschen an Bord des Schlauchboots.

Das Unglück vor Lesbos ereignete sich laut Küstenwache am frühen Morgen. Dort konnten die Beamten 18 der 22 Migranten retten. Varvitsiotis drückte in einer Mitteilung «tiefe Trauer über den Verlust unserer Mitmenschen» aus und sagte, es sei das niederträchtige Geschäft der Schleuser und Schlepper, das aus Profitgier weiterhin das Leben der Menschen, sogar Kinderleben gefährde.

Beim Unglück vor der Insel Samos sollen die Passagiere ihr Schlauchboot laut Küstenwache selbst zerstört und zum Kentern gebracht haben. Ob die Täter Migranten oder Schleuser waren, blieb zunächst unklar. Immer wieder werden zwischen der Türkei und Griechenland Flüchtlingsboote durch die Passagiere selbst zum Sinken gebracht, etwa durch Zerschneiden der Schläuche eines Schlauchboots. Auf diese Weise kann die griechische Küstenwache das Boot nicht zurück in türkische Gewässer drängen, sondern ist verpflichtet, die Menschen zu retten und auf griechische Inseln oder zum Festland zu bringen. Das Vorgehen ist sehr riskant, da viele Migranten nicht schwimmen können.

Am Montag seien abgesehen von den zwei verunglückten Booten 80 Menschen mit anderen Booten auf Lesbos angekommen, sagte ein Sprecher der Küstenwache. Aktuellen Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zufolge sind in diesem Jahr bislang knapp 16.000 Menschen irregulär nach Griechenland eingereist - rund 12.000 über das Meer zu den griechischen Inseln, rund 4000 über die Landesgrenze von der Türkei in den Nordosten Griechenlands. Im gesamten vergangenen Jahr verzeichnete die Organisation knapp 13.000 Ankünfte.

Zahlen der Todesopfer in diesem Jahr liegen noch nicht vor; im vergangenen Jahr waren laut UNHCR 343 Menschen bei den gefährlichen Überfahrten in oft rostigen Kuttern und seeuntüchtigen Booten ums Leben gekommen.

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Juergen Bongard 29.08.23 18:31
@I.Kerp , da kann ich Ihnen überhaupt nicht
zustimmen. Erwachsene Menschen wissen was sie tun und können sich viel besser helfen als Kinder. Diese toten Kinder - einer 11 Monate alt- sind nicht bewusst und selbstentscheidend in diese Situation gekommen und vor allem nicht in der Lage, sich selber vor dem Ertrinken zu retten. Das hat also nichts mit "Tränendrüsen drücken" zu tun, sondern hier sollte jeder Mensch drum trauern. Ihren Kommentar finde ich arrogant und selbstherrlich.
Ingo Kerp 29.08.23 14:30
Warum müssen bei, egal welchen Unglücken, immer Kinder hervorgehoben werden, die zu den Opfern zählen? Explizit noch mit Geschlecht und Alter? Soll das auf die Tränendrüse drücken oder veranschaulichen, wieviele Menschen umkamen? Dabei ist jeder Mensch wichtig und ein gleiches Opfer, egal welchen Alters oder Geschlechts.