Koh Tao hat der Monsun am schlimmsten erwischt

Immense Flutschäden – Seit gestern beginnt das große Aufräumen

Fotos: Roger Leuzinger
Fotos: Roger Leuzinger

KOH SAMUI/KOH TAO: Nach einer weiteren regenreichen Nacht scheint auf den Ferieninseln im Golf von Thailand langsam Normalität einzukehren. Mit einer bewunderswerten Geduld stellen sich vor allem die Thailänder der schweren Aufgabe der Aufräumarbeiten. Auf der Taucherinsel Koh Tao – das wurde erst in den vergangenen Tagen in seinem ganzen Ausmaß bekannt – haben die Unwetter noch schlimmer gewütet als auf Koh Samui und Phangan.

Die Wassermassen rissen alles mit sich, wie hier am Sunset Buri Resort am Sairee Beach. Auf bis zu 80 Meter Breite schwollen die Gebirgsbäche an und wurden zur lebensgefährlichen Bedrohung.
Die Wassermassen rissen alles mit sich, wie hier am Sunset Buri Resort am Sairee Beach. Auf bis zu 80 Meter Breite schwollen die Gebirgsbäche an und wurden zur lebensgefährlichen Bedrohung.

Der Schweizer Hotel-Manager Roger Leuzinger vom Pinnacle Koh Tao Resort hat die frustrierenden Tage seit dem Neujahrs-Monsun miterlebt. Die Auffahrt zum 4-Sterne-Hotel ist durch die wilden Wasserströme fast weggerissen worden. Aber zumindest konnten die Gäste trotz des einwöchigen Dauerregens gut versorgt werden und Leuzinger hielt sie mit Kochkursen und aufmunternden Worten bei Laune.

Böse erwischt hat es die Strandorte Sairee Beach und die Chalok Baan Kaok Bay im Süden Koh Taos. Auf bis zu 80 Meter Breite schwollen die Gebirgsbäche an und rissen auf ihrem Weg in Richtung Meer alles mit. Der Hauptbadeort Sairee ist bis zur Stunde überflutet und die Hauptkreuzung des Ortes musste gesperrt werden. Die zumeist jungen Touristen nahmen es mit Fassung. Es gibt verrückte Bilder, auf denen man Gruppen von Urlaubern sieht, die fröhlich lachend bis zum Oberkörper im Wasser stecken und sich zu den wenigen offenen Kneipen durchkämpfen.

So sah es in der Ortsmitte von Sairee aus. Das Wasser stand einen Meter hoch zwischen den Häusern.
So sah es in der Ortsmitte von Sairee aus. Das Wasser stand einen Meter hoch zwischen den Häusern.

Die Bilder der Verwüstung auf Koh Tao haben den Weg in die sozialen Netzwerke gefunden. Auch auf der Plattform ‚Youtube‘ gibt es verstörende Aufnahmen entfesselter Wassermassen, die Straßen unterspülen und Brücken mit sich reißen. Viele Gebäude in Strandnähe konnten der gewaltigen Kraft nicht standhalten und kippten weg wie Kartenhäuser.

Der Tauchlehrer und Bootsmaster Frank Jos arbeitet seit 15 Jahren auf Koh Tao und hat einige Wetterkapriolen miterlebt. „Was dieses Mal über uns hereingebrochen ist, das überschreitet sogar die legendären Unwetter von Koh Samui vom März 2011“, sagt er. Nun räche sich die zu schnell in die Bergwelt Koh Taos hinein gepflasterte billige Straßenstruktur. Jos: „Die betonierten Flächen wurden zu Bachläufen und Beschleunigern der Fluten. Wegen der schlechten Bauweise und unprofessioneller Drainagen konnte das nicht halten.“ Wie die völlig zerstörte Straßenstruktur in den nächsten Monaten repariert werden soll, das steht in den Sternen. Das vorhandene Budget ist längst verbraucht. „Im Grunde muss alles noch einmal gebaut werden“, sagt Koh Tao-Kenner Frank Jos. Ohne Hilfe von außen könne das dauern. Derzeit ist vor allem eines gefragt: Muskelkraft und Engagement.

Kaum eine Straße auf Koh Tao ist unbeschädigt geblieben. Die Fluten rissen alles mit sich.
Kaum eine Straße auf Koh Tao ist unbeschädigt geblieben. Die Fluten rissen alles mit sich.

Trotz der katastrophalen Schäden war am heutigen Sonntag wenig von Tristesse zu sehen. „Alle packten mit an, halfen beim Sand wegschaufeln, räumten den Müll weg – und dabei sahen wir viele freundlich winken und lachen“. Roger Leuzinger vom Pinnacle Koh Tao Resort hat dieser Gleichmut beeindruckt. „Ich möchte nicht wissen, wie wir in der Heimat mit einer solchen Situation umgehen würden.“

Noch hält der Regen in Südostthailand an und die Feriengäste auf Koh Samui, Phangan und Koh Tao müssen weiter Geduld aufbringen. Auch am heutigen Sonntag, 8. Januar, öffnete der Himmel immer wieder seine Schleusen. Die Stimmung ist entsprechend gedrückt. Obwohl die Fluten allerorts zurückgehen und sich die Menschen wieder weitgehend unbehindert fortbewegen können, macht sich der Hauptmuntermacher rar: die Sonne.

Update: Vom Meteorologischen Department in Bangkok und Surat Thani ist aktuell eine neuerliche Unwetterwarnung ergangen - der Regen kann demzufolge noch bis Mitte dieser Woche anhalten.

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