Vertrauter von saudischem Kronprinzen aufgetaucht

​Khashoggi-Mord 

Wegen des Mordes an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi verurteilt Saudi-Arabien fünf Menschen zum Tode. Foto: epa/Erik S. Lesser
Wegen des Mordes an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi verurteilt Saudi-Arabien fünf Menschen zum Tode. Foto: epa/Erik S. Lesser

RIAD: Bald fünf Jahre nach dem Mord am regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi ist ein mutmaßlicher Drahtzieher der Tat wieder in Saudi-Arabien aufgetaucht. Saud al-Kahtani, ein früherer Berater des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, ist in Videos zu sehen, die am Sonntag in sozialen Netzwerken verbreitet wurden. Beschreibungen zufolge besuchte er seinen Onkel in der Küstenstadt Dschidda am Roten Meer. Auf den Videos ist zu sehen, wie er wärmstens von seinen Gastgebern empfangen wird. Wann genau die Videos aufgenommen wurden, blieb unklar. Beobachter sprachen aber vom ersten öffentlichen Auftritt seit seinem Verschwinden im Zuge des Khashoggi-Mords.

Ein Sonderkommando aus Riad hatte Khashoggi am 2. Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul brutal getötet. Der Kronprinz und faktische Herrscher Saudi-Arabiens räumte die Tat ein, bestritt aber, die Tötung angeordnet zu haben. Die damalige UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard kam dagegen zu dem Schluss, dass es glaubwürdige Hinweise auf eine mögliche persönliche Verantwortung des Kronprinzen gebe.

Al-Kahtani war zuständig für Medienangelegenheiten am Königshof und wurde in der Nacht gefeuert, in der Riad den Tod Khashoggis eingeräumt hatte. Nicht zuletzt wegen seiner Rolle als enger Berater des Kronprinzen kamen Beobachter zu dem Schluss, dass auch der Kronprinz in den Fall verwickelt sein muss. Laut der saudischen Staatsanwaltschaft wurde Al-Kahtani befragt, mangels Beweise aber im Königreich nicht angeklagt.

In einem Istanbuler Prozess zum Fall Khashoggi war Al-Kahtani 2020 einer von zwei Hauptbeschuldigten. Das türkische Gericht legte den Fall aber überraschend ab und überstellte den Prozess an Saudi-Arabien.

Der Auftritt Al-Kahtanis rief unterschiedliche Reaktionen hervor. Einige Nutzer bezeichneten ihn als «Patrioten». Ein anderer schrieb, alle Menschen warteten darauf, ihn zu sehen. In den Kommentaren war aber auch von einem «Kriminellen» und einem «Mörder» die Rede. «Er hat weibliche Häftlinge belästigt und Gefangene gefoltert», schrieb der oppositionelle Journalist Turki Schalhub.

Al-Kahtani soll etwa die Folter an der bekannten Aktivistin Ludschain al-Hathlul überwacht haben, wie ihre Schwester Lina berichtete. «Er hat Ludschain gefragt: Möchtest du lebenslänglich oder Todesstrafe?»

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Ingo Kerp 19.06.23 12:50
Alles längst vergessen und vegeben. Der Sägemoerder Salmann hat die polit. Bühne längst wieder betreten und wird vom Westen wieder hofiert. Handlanger der grausigen Tat koennen sich überall im Land bewegen und werden nicht mehr belangt. Saudi-Arabien ist zu reich an Geld und Oel, als das man es zur Seite stellen koennte.