PATTAYA: Der Ruhestand unter Palmen ist der Traum vieler Rentner. Doch was tut man bei einem medizinischen Notfall? FARANG-Leser Ulrich Jaeger übernahm die Betreuung einer in Thailand lebenden Bekannten, als diese ins Wachkoma fiel. Hier berichtet er über den aufregenden Kranken-Rücktransport von Pattaya nach Deutschland.
Es war ein Montag, als ich um drei Uhr nachts einen Anruf von der Deutschen Botschaft in Thailand erhielt. „Kennen Sie Frau Maria Nordmann (Name geändert)?“ Ich schlaftrunken am Telefon: „Ja... wieso?“ Der Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Thailand teilte mir mit: „Frau Nordmann liegt im Krankenhaus in Pattaya auf der Intensivstation. Sie ist im Wachkoma.“
Zuerst musste ich einigermaßen wach werden, um diesen Schock zu verdauen. Man hatte meine Anschrift in Frau Nordmanns Geldbörse gefunden, weshalb die Botschaft mit mir Kontakt aufnahm.
„Ja, natürlich kenne ich Frau Nordmann. Sie ist seit 15 Jahren eine sehr gute Bekannte von mir. Vor zwei Jahren ist sie nach Pattaya in Thailand ausgewandert.“ Dann bat mich der Botschaftsmitarbeiter, den Rücktransport nach Deutschland zu organisieren. Laut den Ärzten im Krankenhaus war Frau Nordmann zwar nicht mehr ansprechbar, hatte aber bevor sie ins Wachkoma fiel gewünscht, nach Deutschland zurückzukehren. Ich war völlig mit der Situation überfordert: „Ja, und was kann ich jetzt tun?“
Zum gesetzlichen Betreuer bestellt
Die Botschaft hatte bereits die ADAC-Schutzbrief Versicherungs-AG gebeten den Krankenrücktransport zu übernehmen. Dazu würde der ADAC allerdings das Einverständnis der Patientin oder eines bestellten Betreuers benötigen. Inzwischen hellwach wurde mir erst richtig bewusst, dass meine Bekannte, die geschieden ist und keine Verwandte mehr hat, dringend Hilfe benötigte: MEINE HILFE!
Um sieben Uhr im Büro angekommen, fand ich bereits eine E-Mail von der ADAC-Schutzbrief-Versicherungs-AG vor, mich dringend zu melden. Dort bestätigte man mir den Sachverhalt: „Wir benötigen für den Kranken-Rücktransport einen Auftrag beziehungsweise eine Einverständniserklärung. Nachdem Frau Nordmann diese nicht mehr erteilen kann, benötigen wir ganz schnell einen entsprechenden Auftrag eines Betreuers. Dazu müssen Sie sich an das Gericht wenden und die Situation schildern.“
Das tat ich, um dort zu erfahren, dass das hiesige Amtsgericht, das Betreuungsfälle bearbeitet, nicht zuständig sei, da Frau Nordmann schon seit zwei Jahren nicht mehr in Deutschland gemeldet war.
Nach längeren Recherchen erfuhr ich, dass für deutsche Staatsbürger, die im Ausland leben, das Amtsgericht Schöneberg in Berlin zuständig ist. Also wandte ich mich nun dort hin, erklärte, dass ich die – erst einmal vorläufige – Betreuung für Frau Nordmann übernehmen würde. Innerhalb von zwei Tagen bekam ich mit sofortiger Wirksamkeit den Beschluss des Betreuungsgerichtes Schöneberg, der mich zum vorläufigen Betreuer bestellte mit dem Aufgabenkreis „Rückführung der Betroffenen nach Deutschland“, „Sorge für die Gesundheit“ und „Aufenthaltsbestimmung“. Jetzt konnte ich die weiteren Schritte einleiten, um den schnellstmöglichen Rücktransport von Frau Nordmann nach Deutschland durch den ADAC zu veranlassen.
Patiententransport in der Luft
Bereits zwei Tage später fand der Kranken-Rücktransport statt. Dazu wurde Frau Nordmann an einem Sonntag durch einen Arzt aus Deutschland, begleitet durch eine deutsche Pflegefachkraft, vom Krankenhaus in Pattaya abgeholt und mit dem Nachtflugzeug nach Frankfurt geflogen. Im Flugzeug wurde hierfür die Mittelreihe ausgebaut. So konnte man die Patientin liegend transportieren.
Nach der Ankunft in Frankfurt am darauffolgenden Tag um 6.10 Uhr wurde meine Bekannte mit einem speziellen Krankenfahrzeug des Deutschen Roten Kreuzes in ein Krankenhaus gebracht.
Ich muss allen Mitarbeitern des ADACs ein großes Lob aussprechen, angefangen bei den Mitarbeitern im Innendienst bis hin zu den Ärzten und dem Krankentransport-Personal. Sie haben alle eine hervorragende Arbeit geleistet.
(Mit freundlicher Genehmigung von der Fachzeitschrift „not“, www.not-online.de)
Fliegendes Krankenhaus• Der ADAC holte 2014 mehr als 4.500 Urlauber per Flugzeug nach Hause. • Für den weltweiten Krankenrücktransport betreibt der Automobilclub eigene, fliegende Intensivstationen. • Die Flotte besteht aus zwei Großraumambulanz-Jets vom Typ DO 328, einer Turboprop der Firma Beechraft sowie einem Lear Jet 60. Bei Bedarf können weitere Flugzeuge zusätzlich für Krankentransporte bereitgestellt werden. • Hauptursache für die Krankenrücktransporte per Flugzeug sind in 70 Prozent der Fälle Herz- und Kreislauferkrankungen, Schlaganfälle und Hirnblutungen. • Je nach Maschinentyp kostet ein ADAC-Ambulanz-Sonderflug von z.B. Ägypten oder den Kanarischen Inseln nach Deutschland bis zu 45.000 Euro. • Neben der fliegenden Crew beschäftigt der ADAC-Ambulanzdienst mehr als 100 Mitarbeiter in der Münchner Zentrale, darunter Ärzte, Rettungssanitäter und Rettungsassistenten. (Quelle: ADAC-Presse-Information vom April 2015) |
schaut um und es werden euch viele verschiedene anbieter den gleichen, wenn nicht besseren, schutz für weniger anbieten.
es wäre nciht im sinne des beitragsverfassers wenn ich hier schleichwerbung mache ;)