Keine Kapitulation vor Samuis Verkehrs-Irrsinn

Aktionsgruppe von Auswanderern formiert sich – Thais loben die Initiative und machen mit

Typischer Unfall auf Samui: ‚Unangepasstes Fahrverhalten‘.
Typischer Unfall auf Samui: ‚Unangepasstes Fahrverhalten‘.

THAILAND: „Ihr habt etwas angestoßen, was uns auf der Seele brennt!“ Das Lob bezieht sich auf eine Kampagne westlicher Auswanderer auf Koh Samui – und es kommt von einer Thailänderin. Die Ferieninsel besitzt den zweifelhaften Ruf, eine der höchsten Verkehrs-Todesraten der Welt zu halten. Couragierte Residenten haben sich zusammengeschlossen und wollen etwas gegen den Wahnsinn auf den Straßen unternehmen. Sie erhoffen sich eine Signalwirkung für alle Urlaubsorte.

Opfer Katalin H.
Opfer Katalin H.

Die Aktionsgruppe von britischen und deutschen Initiatoren hat binnen eines Monats fast 60 aktive Mitglieder gewonnen und eine Welle der Unterstützung erlebt. Bangkok Airways signalisierte Bereitschaft zur Mithilfe. Der südthailändische Reggae-Star ‚Zam Rasta‘ will einen Song kreieren. Und ‚Samui Channel‘ wird einen 45-Sekunden-Trailer erstellen, der regelmäßig im Fernsehen und auf digitalen Werbetafeln laufen soll. Einer der Hauptinitiatoren ist Peter Flessa (44), der in Maenam eine deutsche Sprachschule für Thailänder betreibt. Flessa ist die deutsche Stimme von ‚RAK‘ – so nennt sich diese Straßen-Bewusstseins-Kampagne.

Fast täglich stirbt auf Koh Samui ein Mensch bei einem Verkehrsunfall. Statistisch ist diese Quote ein Offenbarungseid. Die Einwohner, Behörden und die Polizei nahmen das als gegeben hin. Dass überwiegend Thailänder Opfer sind, verwischte das Leid, das auch Urlauber und Residenten erfahren. Kaum einer der knapp 4.000 auf der Insel lebenden Europäer hat nicht schon einen Verwandten, Freund oder Bekannten durch einen Unfall verloren und jemanden gekannt, der schwer verletzt oder brutal aus dem Leben gerissen worden ist.

Viele prominente Tote auf der Insel

Opfer Steve Gardner.
Opfer Steve Gardner.

Auf Koh Samui starb die Tochter des berühmtesten Entertainers der Nachkriegsgeschichte, Peter Alexander: Susanne Haidinger (50) konnte im März 2009 nur tot aus den Trümmern eines Toyota Fortuner geborgen werden. Fahrer war ihr Mann Herbert, laut Zeugen viel zu schnell auf der kurvigen Inselstraße vor Nathon unterwegs.

Auf Samui starb im Februar 2014 die Deutsche Katalin H. (38). Weshalb sie in Bang Rak früh morgens auf ihrem Roller von einem Lastwagen erfasst und getötet worden ist, diese Frage ist nicht zweifelsfrei geklärt. Die BILD-Zeitung brachte den Fall auf der Titelseite. Katalins Freund Frederik wollte mit ihr auf Samui ein neues Leben beginnen. Wenig später flog er mit ihrer Asche nach Hause.

Auf Samui starb im Oktober 2012 die australische TV-Moderatorin Nicole Fitzsimons (24) kurz vor der Einfahrt zu ihrem Hotel in Chaweng Noi auf dem Rücksitz eines Kleinmotorrades. Als ihr Freund Jamie auf dem Heimweg von einem romantischen Nachtessen abbiegen wollte, raste von hinten ein Thai-Motorradfahrer ungebremst in ihr Fahrzeug. Australische Medien berichteten wochenlang. Der Image-Schaden für die Insel war enorm. Es gibt Hunderte solcher Tragödien.

Opfer Susanne Haidinger.
Opfer Susanne Haidinger.

Auf Samui starb vor wenigen Wochen auch Steve Gardner von der ‚Barb’s Bar’ in Maenam. Der beliebte Brite hinterlässt seine Frau und eine kleine Tochter. In Höhe der Soi 6 prallte Steve mit seinem Automatikroller auf ein geparktes Auto. Möglicherweise hätte er mit einem guten Sturzhelm überlebt. - Sein Schicksal brachte im Juni 2014 das Fass zum Überlaufen und war die Initialzündung für die Kampagne.

Schonungslos für massive Aufklärung

Dass ohne die Polizei und maßgebliche Inselbehörden wenige Erfolgsaussichten bestehen, weiß Peter Flessa. Er und seine Mitstreiter Suzanne Buchanan und Rob Dewet setzen den Hebel deshalb an vielen Stellen an: Einbeziehung möglichst vieler Einheimischer, nachhaltige Appelle für Sturzhelm- und echte Alkoholkontrollen, Geschwindigkeitsmessungen, Aktionen in Schulen, Informations-Broschüren für Touristen über die tödlichen Risiken schon bei der Ankunft auf Koh Samui.

Bis alle Register gezogen sind und eine erkennbare Ordnung des Samuianischen Jurassic Parks auf den Straßen erzielt worden ist, bis dahin haben sich die Aktivisten der Road-Bewusstseins-Kampagne einen 5-Jahres-Rahmen gesteckt. Vor Kritikern und destruktiven Besserwissern wollen sie nicht kapitulieren. „Die zunehmend positive Resonanz bei den Thailändern hat uns überrascht“, freut sich Peter Flessa. „Wir werden uns den Wind nicht aus den Segeln nehmen lassen und eine Kampagne der schonungslosen Aufklärung vorantreiben.“ In diesem Jahr starben auf Samui allein 13 Ausländer bei Unfällen. Das sind in jedem Monat fast zwei.

Initiator Peter Flessa.
Initiator Peter Flessa.

Die Initiatoren

RAK – Road Awareness Kampagne = Eine Kampagne für mehr Bewusstsein auf Koh Samuis Straßen. Die Aktion läuft seit Juli 2014. Initiatoren sind: Peter Flessa, Leiter des Deutschen Sprachinstitutes (E-Mail: germansamui@yahoo.de, Tel.: 088-820.1845) und die beiden Briten Suzanne Buchanan (Autorin der Online Zeitung Samui Times) und Rob Dewet. Auf Facebook haben sie die Seite ‚Roads of Koh Samui‘ ins Leben gerufen: www.facebook.com/groups/599017576877886/?fref=ts. Dort wird tagesaktuell informiert. Mit an Bord ist DER FARANG. Wir werden die Aktion aktiv begleiten.

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Günter Derks, Samui Fan und Verkehrssicherheitsber 14.08.14 02:46
Der Weg Ist das Ziel
Herzlichen Glückwunsch zum Ergreifen einer längst überfälligen Initiative auf Koh Samui. Ich wünsche allen Kooperationspartnern Mut und einen langen Atem zur Erreichung der noch gemeinsam zu entwickelnden Zielvorstellungen. Die öffentlichkeitswirksame Begleitung der Kampagne durch DER FARANG begrüße ich sehr. Samuis Verkehrsirrsinn fordert fast täglich Todesopfer und Verletzte. Dieser Zustand wird sich niemals ändern, wenn man das Problem weiterhin verdrängt. Offenheit aller Beteiligten und Gespräche auf Augenhöhe können dazu führen, dass Ideen geboren werden, die sich auch umsetzen lassen. Das Wunschziel "keine Verkehrstote mehr auf Samui" wird, wie überall auf der Welt, nie erreicht werden können. Der Weg zum Wunschziel ist das eigentliche Ziel. Ein Weg zu mehr Verständnis und Gemeinsamkeit. Ein Weg zum Perspektivenwechsel der eigenen Sicht- und Denkweise. Ein Weg zur positiven Verhaltensänderung. Ein Weg hin zum paradisischen Samui.
Jürgen Bindernagel 10.08.14 16:27
Landesweit
Diese Aktion sollte sich über das ganze Land verbreiten!