Gerüchteküche: Koh Tao-Mord noch nicht gelöst?

Chef der Königlich Thailändischen Polizei Somyot Poompanmoung (M.) bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Chef der Königlich Thailändischen Polizei Somyot Poompanmoung (M.) bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

THAILAND: Mit ungeheuerlichen Vorwürfen britischer Medien und in weltweiten Internet-Blogs sehen sich die Ermittler im Doppelmordfall der beiden Touristen Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) auf Koh Tao konfrontiert.

Seit der Verhaftung zweier burmesischer Gastarbeiter Ende vergangener Woche tauchen immer neue Gegentheorien auf. Kernaussage der Kritiker: Die verhafteten Burmesen Wyn und Saw (beide 21) seien nicht die tatsächlichen Mörder, sondern als Sündenböcke verhaftet worden.

Ein angeblich von den burmesischen Tätern gestohlenes Smartphone iPhone 5 der ermordeten Hannah Witheridge soll sich bereits im Besitz der Polizei befunden haben. Das bestätigte eine Freundin der getöteten Touristin gegenüber britischen Medien. Sie behauptete, sie selbst habe das Telefon einen Tag nach dem Mord bei der Polizei abgegeben. Weshalb genau dieses iPhone später in der Nähe der Wohnung der Burmesen aufgefunden wurde, diese Frage wird seither tausendfach in Internetforen gestellt.

Kritisiert wurde von Menschenrechtlern und juristischen Vereinigungen die Tatsache, dass die verhafteten Wyn und Saw über Tage keinen Rechtsbeistand erhielten. Rechtsanwalt Surapong Kongchantuk, Präsident des Lawyer Council of Thailand sagte, seine Vereinigung prüfe, ob den Angeklagten sowie weiteren vernommenen burmesischen Zeugen ihre legalen Rechte zugebilligt worden seien. Pornpen Khongkachonkiet von der ‚Cross Cultural Foundation‘ bot ferner eine anwaltliche Vertretung der Mordverdächtigen an.

Bei der Polizei wurde jegliche Kritik an ihrer Ermittlungsführung scharf zurückgewiesen und den Medien deutlich gemacht, dass bei falscher Verdächtigung und unwahren Berichten mit Verleumdungsklagen zu rechnen sei. Der stellvertretende Polizeichef Thailands, General Jakthip Chaijinda beteuerte, sämtliche Ermittlungen seien mit voller Transparenz und im Einklang geltender Rechte durchgeführt worden. Es bestehe kein Anlass, die beiden geständigen Burmesen als unschuldig darzustellen und unwahre Theorien aufzustellen, dass Wyn und Saw nur Ersatztäter seien.

In der britischen Heimat der ermordeten Hannah Witheridge und David Miller bündelte sich Anfang dieser Woche weiterer Widerstand. Hintergrund waren Recherchen britischer Journalisten, die angeblich Schusswunden einer Schrotflinte im Gesicht von Hannah Witheridge ausgemacht haben wollen. Auch darüber kursieren zwischenzeitlich Detailaufnahmen des entstellten Gesichtes von Hannah Witheridge im Internet. Es werde versucht, so ein britischer Journalist gegenüber dem FARANG, Scotland Yard in den Fall einzubinden und eine unabhängige Obduktion der beiden Mordopfer zu erzwingen.

Angezweifelt wird von den Medien auch die angebliche Mordwaffe, eine Gartenharke mit Holzstil. Daran hatten die Ermittler der Polizei auf Koh Tao Gen-Spuren der Opfer entdeckt. Diese waren neben den gefundenen Spermas-Rückständen im Mordopfer Witheridge die konkretesten Spuren der Ermittler gewesen und sollen laut Polizei definitiv mit der DNA der festgenommenen Burmesen übereinstimmen.

Bereits heute soll vor dem Provinzgericht Koh Samui die Anklageschrift gegen Wyn und Saw eingereicht werden. Die beiden sitzen im Provinzgefängnis bei Hua Thanon in Isolierhaft ein. Während die Ermittlungsleiter der thailändischen Polizei von einem klaren Fall mit noch klareren Beweisen sprechen, steigen bei Kritikern die Zweifel. Eine unabhängige Autopsie der Mordopfer in deren Heimat könnte diese Zweifel beseitigen – oder möglicherweise sogar neue Mordermittlungen nach sich ziehen. (Foto: epa)

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.