G20-Partnerprogramm: «Ode an die Freude» und draußen tobt das Chaos

 V. l. n. r.: Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, US First Lady Melania Trump, Gatte der deutschen Bundeskanzlerin Joachim Sauer und US-Präsident Donald Trump in der Elbphilharmonie. Foto: epa/Ludovic Marin
V. l. n. r.: Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, US First Lady Melania Trump, Gatte der deutschen Bundeskanzlerin Joachim Sauer und US-Präsident Donald Trump in der Elbphilharmonie. Foto: epa/Ludovic Marin

HAMBURG (dpa) - Es sollte das übliche Begleitprogramm für die Ehefrauen und -männer der G20-Staats- und Regierungschefs werden. Doch wegen der Krawalle in Hamburg kam alles anders. First Lady Melania Trump musste tagsüber «zu Hause» bleiben. Beim Konzert in der «Elphi» war sie aber dabei.

Möwen kreischen, Hafenkräne und Elbphilharmonie glitzern im Sonnenschein. Mit der Hafenrundfahrt beginnt das Programm für die Ehefrauen und -männer der G20-Teilnehmer am Freitag. Doch ohne First Lady Melania Trump. Die Ehefrau von US-Präsident Donald Trump saß tagsüber stundenlang in ihrer Unterkunft an der Außenalster fest. Die Polizei habe keine Sicherheitsfreigabe erteilt, sagt ihre Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.

An Bord des Ausflugsschiffs «Diplomat» verpasst sie einen zwanglosen Austausch. Aus der Ferne ist lächelnd Joachim Sauer, der Ehemann von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gastgeber der Lebensgefährten, an Deck zu sehen. Der drei Jahre alte Trudeau-Nachwuchs Hadrien erobert weitere Herzen, schon am Flughafen hatte der Blondschopf mit seinem ansteckenden Lachen entzückt.

Kleid, Kostüm oder Hosenanzug ist das bevorzugte Outfit der Damen. Brigitte Macron, die Ehefrau des französischen Präsidenten, kommt im orangefarbenen kurzen Kleid. Die Frau des argentinischen Staatspräsidenten, Juliana Awada, ist in einem luftigen Sommerkleid sehen. Die Frau des chinesischen Präsidenten, Peng Liyuan, hat eine helle Hose mit dunklem Blazer gewählt.

Nach dem Mittagessen im «Fischerei-Hafenrestaurant» kommt es für die Partner anders als gedacht. Statt zum Deutschen Klimarechenzentrums (DKRZ), das mitten in der Demo-Zone liegt, geht es angesichts der Krawalle ins Hotel Atlantic. Dort folgt ein Teil der Gruppe einem Klima-Vortrag, den sich Quantenchemiker Sauer gewünscht hatte.

Am Abend erscheinen die Ehefrauen mit ihren Partnern zum Konzert in der Elbphilharmonie in eleganten Kleidern. Als die amerikanische Präsidentenlimousine, das «Beast», vorfährt, steigt Melania in einem wadenlangen weißen Kleid aus. Fast alle kommen sie - außer Erdogan. Und Putin schafft es nicht pünktlich zu Konzertbeginn.

Vom Hubschrauberlärm und den Krawallen draußen hört das Publikum in der Elbphilharmonie gar nichts. Trump nimmt in der ersten Reihe der Tribüne gegenüber der Bühne Platz, neben ihm Frankreichs Macron. Eine Reihe dahinter sitzt die Kanzlerin, umrahmt von allen anderen Weltpolitikern. Riesenjubel der fast 2.000 Gäste, als Merkel den Saal betritt.

Dann beginnt das Konzert des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg unter Leitung von Kent Nagano. Klassische Musik zur Entspannung nach einem langen Verhandlungstag. Als zum Ende Beethovens 9. Sinfonie mit der «Ode an die Freude» erklingt, wird es feierlich in der «Elphi».

Nach dem etwas über einstündigen Konzert dürfen die Politpromis den Saal zuerst verlassen. Im «Kleinen Saal» wird ein feierliches Abendessen serviert - nur für die Staatsgäste: Hanseatische Vorspeisen gefolgt vom Steinbutt oder Rinderfilet und Ochsenbäckchen und als Dessert Himbeeren oder einen Käseteller. Ein feierliches Menü, während in Hamburgs Straßen das Chaos tobt.

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Jürgen Franke 09.07.17 02:18
Einen Wahlausgang entscheiden immer noch
die Wähler. Dass der SPD Mann Scholz in Hamburg auf der ganzen Linie versagt hat, ist nicht zu übersehen. So werden es hoffentlich auch die Bürger sehen und entsprechend abstimmen. Die Prügelknaben waren wieder einmal die Polizisten. Das Recht auf Versammlungsfreiheit beinhaltet nicht auch das Recht zu randalieren und fremdes Eigentum mutwillig zu zerstören. In München wäre das nicht passiert.
aurel aurelis 08.07.17 22:11
Bürgersorgen um Chaos, SPD-Sorgen wegen Stimmen
Zitat aus spiegel-online Lesermeinungen:
Ralf Stegner (SPD): "„Gewalttäter von Hamburg werden möglicherweise das zweifelhafte Verdienst haben, Rechtsruck verursacht zu haben, der Köln in den Schatten stellt!“"
Ja, das ist sein größtes Problem, es könnten ein paar Funktionäre weniger versorgt werden.
aurel aurelis 08.07.17 22:00
genung ist genung
endlich müsste es doch reichen, müsste die Polizei etliche tausend Vermummte einfangen und hinter pfui-Teufel in Lager sperren bis zu einer Strafverhandlung. Wenn sie alles Mögliche werfen, wird doch Jeder was dabei habe was als Waffe angesehen werden kann. Vermummt sein ist sowie so verboten. Warum lassen die Politiker den Eindruck aufkommen der Staat sei machtlos, die Bürger haben den Schaden, die Polizei kriegt den schwarzen Peter.
Ingo Kerp 08.07.17 18:48
Egal wie abgeschottet das G20 Treffen stattfindet, das Chaos wird den Mitgliedern nicht verborgen bleiben, auch wenn sie per Konvoi durch leere Straßen, wie in einer Geisterstadt fahren. Das wird den Trump natürlich befeuern und er wird darauf hinweisen, das er mit seiner Einstellung Deutschland gegenüber recht hat. Als i-Tüpfelchen kommt hinzu, das der Chaoten wegen, seine Frau nicht am Damenkränzchen teilnehmen konnte, da sie nicht aus dem Hotel kam.
Antoine van de Nieuwenhof 08.07.17 18:44
Steuerverschwendung
Hätte mann den Gipfel einfach in Bonn auf den Petersberg gehalten..... ich sehe nun nicht gerade irgendwelche demonstranten den Berg hoch krakseln, oder....?
Jürgen Franke 08.07.17 10:59
Als der G20 Gipfel geplant wurde, konnte man davon
ausgehen, dass eine Frau Clinton in Hamburg erscheint und etwas Wahlkampfhilfe für die Merkel leistet. Dass jedoch die amerikanischen Wähler so sauer auf die Politiker Clicke in Amerika waren, dass sie einen selbstverliebten und minderwertigkeitsbeladenen Milliardär gewählt haben, war nicht voraussehbar. Gerne hätte man auch die erfolgreiche Kandidatur Hamburgs für die olympischen Spiele gefeiert, die jedoch die undankbaren Bürger durch einen Volksentscheid abgelehnt haben. Um für Ruhe zu sorgen, hätte auch die Bundeswehr eingesetzt werden können. Wäre zwar nicht verfassungsgemäß, aber daran hält sich heute sowieso keiner mehr.