Friedenskongress tagt in Sotschi

 Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura (l.) und Russlands Außenminister Sergei Lawrow. Archivfoto: epa/Sergei Ilnitsky
Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura (l.) und Russlands Außenminister Sergei Lawrow. Archivfoto: epa/Sergei Ilnitsky

SOTSCHI (dpa) - In Sotschi am Schwarzen Meer versammeln sich Syrer, um über ihr Land zu beraten. Doch die Gewalt im Bürgerkrieg reißt nicht ab. Kann der von Moskau organisierte Friedenskongress trotzdem etwas bringen?

Zu einem syrischen Friedenskongress hat Russland mehrere hundert Vertreter der Regierung und der gemäßigten Opposition aus dem Bürgerkriegsland versammelt. Vertreter der bewaffneten Opposition und der Kurden boykottierten den sogenannten Kongress der Völker Syriens in Sotschi. Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, kam am Montag in den russischen Badeort am Schwarzen Meer. Westliche Staaten fehlten aber als Beobachter. Überschattet wurde der russische Versuch, ein neues Gesprächsformat zu schaffen, von heftigen Kämpfen in Syrien mit vielen Toten.

«Dass einige Kräfte aus Syrien fehlen, schmälert die Bedeutung des Kongresses nicht», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Auf dem Weg zu einer politischen Lösung helfe nur geduldige Arbeit. Dabei sei Sotschi ein wichtiger Schritt.

Moskau will, dass bei dem Kongress alle Volks- und Religionsgruppen Syriens über eine Nachkriegsordnung beraten. Mitveranstalter sind der Iran und die Türkei. In dem seit 2011 dauernden Syrien-Konflikt, der sich zu einem Krieg mit vielen Akteuren ausgewachsen hat, sind nach UN-Angaben bereits mehr als 400.000 Menschen getötet worden.

Von 1.600 eingeladenen Gästen trafen bis Montag etwa 800 in Sotschi ein, wie die Agentur Tass meldete. Auf dem Flughafen von Sotschi landeten auch Flüge aus Damaskus. Für die Opposition würden etwa 320 Teilnehmer erwartet. Die meisten von ihnen vertreten Kräfte, die eine Zusammenarbeit mit Präsident Baschar al-Assad nicht grundsätzlich ausschließen. So entsandte Ahmed Dscharba, der ehemalige Präsident der Syrischen Nationalkoalition, etwa 50 Anhänger, ebenso viele wie die in Frankreich lebende säkulare Politikerin Randa Kassis.

In Sotschi müsse die Regierungsseite erstmals direkt mit ihren Gegnern reden, sagte der Menschenrechtler Haitham Manna. «Das ist ein großer Fortschritt». Beim UN-geführten Friedensprozess in Genf reden beide Seiten nur über einen Vermittler.

Das oppositionelle Syrische Verhandlungskomitee (HNC) für Genf boykottiert den Kongress aber aus Protest gegen die unbeugsame Haltung der Regierung. Die Einladung an das HNC bestehe jedoch weiter, sagte der russische Syrien-Unterhändler Alexander Lawrentjew. Syrische Kurden würden nicht organisiert, aber auf Einzeleinladung teilnehmen. Die Hauptberatungen finden am Dienstag statt.

Russland plant den Kongress seit langem und hat 2017 den Entwurf einer neuen Verfassung für Syrien vorgelegt. Allerdings greifen derzeit syrische und russische Truppen Rebellen in der nordwestlichen Provinz Idlib an. Dort wurden in dieser Woche 33 Menschen getötet.

Die Türkei geht militärisch gegen die Kurden in der nördlichen Region Afrin vor. Bei Luftangriffen kamen nach örtlichen Berichten seit Sonntag 25 Menschen um. In Sotschi sei keine Lösung möglich, solange Menschen in Syrien aus der Luft angegriffen würden, teilte die kurdische Autonomieverwaltung mit.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.