Experten rechnen mit Abwarten der Federal Reserve bei Leitzins

US Federal Reserve Vorsitzende Janet Yellen. Foto: epa/Michael Reynolds
US Federal Reserve Vorsitzende Janet Yellen. Foto: epa/Michael Reynolds

WASHINGTON (dpa) - Die Weltwirtschaft schlägt Kapriolen. Und die Notenbanker in aller Welt müssen reagieren. Das Augenmerk ist besonders auf die Federal Reserve in den USA gerichtet. Dort scheint man erst einmal vorsichtig sein zu wollen.

Nach einem spektakulären Zinsschritt in Europa und Kapriolen an den Märkten richten Finanzexperten ihre Augen auf die USA. Die US-Notenbank Federal Reserve gibt am Mittwochabend in Washington ihre Entscheidung über eine mögliche Anhebung der Leitzinsen bekannt.

Die meisten Experten rechnen noch nicht mit einem neuen Dreh an der Zinsschraube, nachdem die Fed im Dezember den Satz leicht angehoben hatte. Eine Umfrage des «Wall Street Journals» unter Volkswirten ergab eine Wahrscheinlichkeit von lediglich zwölf Prozent für eine Erhöhung. Der US-Leitzins hatte sieben Jahre lang auf einem Niveau nahe Null verharrt. Die letzte Erhöhung vor Dezember 2015 hatte fast zehn Jahre zurückgelegen.

Erwartet wird, dass Notenbankchefin Janet Yellen Hinweise auf eine weitere Straffung der Geldpolitik, möglicherweise im Juni, geben könnte. Das Klima in der US-Wirtschaft hatte sich nach der Zinsentscheidung vom Dezember leicht eingetrübt. Inzwischen ziehen Arbeitsmarkt und Wachstum aber wieder an.

In Europa hatte die Europäische Zentralbank in einer gegenläufigen Entwicklung erst vergangene Woche die Geldpolitik weiter gelockert und den Leitzins auf Null gedrückt. Zudem gab Zentralbankchef Mario Draghi bekannt, das Programm zum Ankauf von Anleihen - eine weitere Maßnahme zum «Gelddrucken» - auszuweiten.

Die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Federal Reserve haben bei ihrer Entscheidung neben den Daten aus der US-Wirtschaft vor allem die Situation der Weltwirtschaft im Auge. In China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im Umbruch, die Eurozone hat weiter Schwierigkeiten, Ölförderländer kämpfen mit den niedrigen Rohstoff-Preisen, große Schwellenländer wie Brasilien sind in der Rezession. Hinzu kommen politische Risiken, etwa die Flüchtlingsproblematik und die Möglichkeit eines Austritts Großbritanniens aus der EU.

Ein weiteres Erstarken des US-Dollar über eine schnelle Erhöhung der Leitzinsen ist in den USA nicht gewünscht, weil es die Exporte verteuern und möglicherweise abwürgen würde. Der Dollar hat etwa gegenüber dem unter Brexit-Ängsten abgestürzten britischen Pfund Rekordstände erreicht. Der jüngst wieder leicht gestiegene Euro hat allerdings etwas den Druck genommen.

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