Eine „spinnige“ Geschichte

Eine „spinnige“ Geschichte

Ein Leser recherchierte, woher die kreisrunden Löcher unter seinem Bananenbaum stammten:

In meinem fast 4.000 qm großen Garten habe ich unter den Bananen merkwürdige kreisrunde Löcher vorgefunden und dachte sie seien von Riesengrillen oder einer Art von Mäusen gegraben worden. Skorpione konnten es nicht sein, weil die ovale, seitlich abgeflachte Löcher graben. Ich habe zwar einen Riesenskorpion und Skolopender gefunden, die waren aber an den Löchern nicht beteiligt. Der auf Besuch weilende Dorf-Chef rief mich dann, zu ihm zu kommen. Er hatte wohlwissentlich so einem Loch bis zum Ende nachgegraben und zeigte mit der Grabschaufel in die Erde. Ich habe fast einen Luftsprung vor Freude gemacht. Im hinters­ten Ende gebärdete sich eine Vogelspinne wie wild und zum Angriff bereit, weil sie nicht mehr fliehen konnte. Auf den Hinterbeinen stehend, fuchtelte sie uns mit den anderen Beinen wild entgegen, die Chelizeren weit geöffnet und schnell auf und zu bewegend, ganz nach dem Motto: „Ich beiße, wenn ihr näher kommt!“ Das Gift ist nicht gefährlich, der Biss aber äußerst schmerzhaft und führt öfters zu Sekundärinfektionen. Aus diesem Grund wollte er sie töten. Ich hatte es ihm aber verboten und erklärt, dass die Spinne mir die kürbisfressenden Schädlinge fängt und verspeist, daraufhin hatte er sie in ein anderes Loch umgesiedelt, wo sie auch heute noch drin lebt. Da ich keine Erfahrung mit asiatischen Vogelspinnen habe, wollte ich sie nicht in einem Terrarium pflegen und füttern. Diese Spinnen sind unheimlich schnell, äußerst erregbar (eben Thais) und beißen blitzschnell zu. Wenn dem nicht so wäre, hätte ich sie wie andere Gifttiere gefüttert, gepflegt (Parasiten entfernt) und wieder der Natur übergeben. Von einer Betäubung mit Backpulver (Standard-Prozedere) wollte ich absehen. Ansonsten fange ich verletzte oder geschwächte Gifttiere, füttere und behandle sie, bis sie wieder gesund sind und entlasse sie dann in die Freiheit. So konnten schon Kobras, Skorpione, Skolopender und andere giftige Tiere von meiner Hilfe profitieren. Die zweibeinige, in Go-Go-Bars anzutreffende Spezies „Arachnida homo toxicus“, welche auch schön geformt und farbig erscheint, ist nicht zu verwechseln mit der „Blauen Burma“ oder Thai-Vogelspinne. Die Gemeinsamkeit mit der Thai-Spinne ist: der nicht immer pflegeleichte Umgang und die Möglichkeit, sich mit Sekundärinfektionen anzustecken! Ich schätze Gifttiere und Giftpflanzen, ihre Gifte sind zum Teil sehr komplex und pharmakologisch äußerst interessant. So hat man aus der Jararaca-Lanzenotter, deren Gift unter anderem eine ACE-hemmende Wirkung zeigt, den ersten ACE-Hemmer, Captopril, synthetisch hergestellt. Enalapril und weitere folgten.

Hansruedi Bütler

Die im Magazin veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. DER FARANG behält sich darüber hinaus Sinn wahrende Kürzungen vor. Es werden nur Leserbriefe mit Namensnennung veröffentlicht!

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.