Ein Visa-Spezialist geht in Rente

​Mr. Bernd genießt die schönste Zeit des Lebens

Ein Visa-Spezialist geht in Rente

Vielen wird der Name ein Begriff sein: Bernd Knieriem, von den meisten jedoch kurz Mr. Bernd genannt, gilt als der Visaspezialist in der Touristenmetropole am Golf von Thailand. Bekannt aus dem deutschen NDR-Fernsehen, den lokalen Printmedien, dem Internet sowie einem sehr großen Kunden- und Empfehlungsgeberkreis, erarbeitete sich der Spezialist für Visa- und Reiseangelegenheiten die Pole-Position in der Szene. Nach seiner 10-jährigen Tätigkeit bei Champion Tour & Travel, Soi Postoffice, Pattaya, ging der Visa-Spezialist Anfang März in den wohlverdienten Ruhestand. DER FARANG traf sich mit dem agilen 66-Jährigen und unterhielt sich mit ihm über sein spannendes Leben und die Besonderheiten einer Thai-Farang-Beziehung.

Erfolgreiche Karriere

Vor seiner Karriere in Pattaya bei Champion Tour & Travel war der gelernte Versicherungskaufmann jedoch in einer ganz anderen Branche tätig: Er agierte in Deutschland in der Kosmetikbranche. Aufgrund zahlreicher Fernreisen lernte er Afrika kennen und lieben. "Ich beschloss 1984, mich dort zur Ruhe zu setzen. Doch das wurde mir schnell zu langweilig, und ich eröffnete ein Flughafen-Duty-Free-Geschäft am Flughafen in Windhuk", erklärt Knieriem dem FARANG. Er galt als äußerst sozialer Arbeitgeber, er führte einen Betriebsrat ein, zahlte Weihnachtsgeld und gewährte Urlaub. "Das waren alles Sachen, die man zu der Zeit in Afrika noch nicht kannte." Später besaß er drei große Restaurants in Windhuk, "Globetrotter", "Central Café" und die "Kaiserkrone", eines seiner erfolgreichsten gastronomischen Projekte, wo er tagsüber deutsche Küche und abends italienische Speisen anbot. "Ich ließ sogar einen Opernsänger aus Kapstadt italienische Arien aufführen. Wenn ich daran denke, bekomme ich jetzt noch eine Gänsehaut", schwelgt Knieriem in Nostalgie.

1990, einen Tag vor der Unabhängigkeit Namibias, adoptierte er mit seiner Frau Rita ein Baby aus seiner neuen Wahlheimat. Jennifer ist inzwischen 22 Jahre alt und tritt in die Fußstapfen ihres erfolgreichen Vaters: Sie absolviert gerade eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau. Doch im Paradies zogen schwarze Wolken auf. 1995 wurde Knieriem von Einheimischen überfallen, die ihn mit einem Messer bedrohten und umbringen wollten. "Das habe ich Namibia sehr übel genommen. Ich verkaufte mein gesamtes kulinarisches Imperium an einen Italiener und zog mit meiner Frau und Jennifer nach Spanien, wo ich jedoch das erste Mal beruflich sowie finanziell scheiterte".

Doch er steckte den Kopf nicht in den Sand, investierte weiter und startete einen Neubeginn im kalten Deutschland. "Ich kaufte 1997 ein Hotel in der Nähe eines Golfzentrums. Das erwies sich als großer Fehler: Kredite und Schulden häuften sich, und meine Frau Rita trennte sich von mir".

Neubeginn in Thailand

1998 verbrachte er knapp neun Monate auf der Ferieninsel Phuket. "Ich kannte keine Ladybars und wusste nicht, was mich erwartet", schmunzelt Knieriem. Als ihm im Jahr 2000 ein Job bei Champion Tour & Travel angeboten wurde, griff er zu und lebt seitdem in der Touristenmetropole am Golf von Thailand. Schnell begriff er, dass es einen großen Markt für Visaangelegenheiten in Pattaya gab. "Teilweise kam ich mir vor wie die Botschaft. Meine Devise lautete: Ehrlich und seriös beraten. Wenn ich vermutete, dass es mit dem ersehnten Visa nicht klappen würde, riet ich von der Antragstellung ab", erklärt der pensionierte Visaspezialist dem FARANG. Seine Ehrlich- und Zuverlässigkeit sprach sich herum.

Auch in der Liebe fand er wieder sein Glück. Vorerst. Als der deutsche Fernsehsender NDR ein Thai-Farang-Pärchen suchte, das buddhistisch heiraten wollte, gaben er und seine zweite Frau sich das Jawort. Die Liebe hielt jedoch nicht lange, und Mr. Bernd vertiefte sich verstärkt in seine berufliche Karriere. "Pro Tag hatte ich nie unter hundert E-Mail-Anfragen zu bearbeiten", blickt Knieriem zurück. Auch lernte er eine neue Frau kennen, mit der er bis zum heutigen Zeitpunkt glücklich zusammen lebt. Aufgrund seiner langjährigen Heiratsvisabetreuung konnte er sich ein enormes Wissen in Beziehungsfragen aneignen. "Ich bin immer wieder erstaunt, dass hier Männer eine Thai heiraten möchten, die weder der englischen noch thailändischen Sprache mächtig sind. Auch denken viele, dass sie eine Frau gekauft haben", so der 66-Jährige. Nicht selten agierte er als Pfarrer, Psychologe und Seelsorger zugleich. So kam es auch schon mal vor, dass er allzu unverschämte Männer aus seinem Büro verwies. "Zwar wollen Thai-Frauen oftmals viel Geld. Doch warum sollte eine 20-jährige Frau denn sonst mit einem alten Mann zusammenleben wollen?", gibt Knieriem zu bedenken. Seine Empfehlung für das Gelingen einer Thai-Farang-Beziehung: Ehrlichkeit und Verständnis. "Denn eine Frau ist kein Möbelstück", fügt er zwinkernd hinzu.

Ruhestand in Phetchabun

Seinen Ruhestand verbringt der ehemalige Visaspezialist mit seiner Lebensgefährtin in Phetchabun, wo er ein schickes Haus mitten im Grünen erwarb. Wird er die Arbeit vermissen? "Ich bin Khun Kai, Inhaberin von Champion Tour & Travel, für die durchaus positive Geschäftsbeziehung mehr als dankbar und werde dem Unternehmen auch in Zukunft weiterhin verbunden bleiben", so Mr. Bernd.

Eines steht fest: Auch wenn Bernd Knieriem in den wohlverdienten Ruhestand übergeht, wird er vielen positiv in Erinnerung bleiben. DER FARANG wünscht dem frisch Pensionierten alles Gute, Gesundheit und Erholung in Phetchabun.

Björn Jahner

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