Blanker Hass auf beiden Seiten

Showdown in Bangkok: Protagonisten im Machtkampf 

BANGKOK: Im Machtkampf in Thailand haben die Emotionen fast den Siedepunkt erreicht: auf der Straße herrscht blanker Hass auf beiden Seiten. Dialog ist angesagt, aber an der Spitze mangelt es an kühlen Köpfen.

Der thailändische Protestanführer hat sich mit seinen Hasstiraden gegen die Regierung in eine ausweglose Situation gebracht, die Regierungschefin verhängt hilflos den Ausnahmezustand. Sie beharrt auf den Wahlen nächste Woche, er will das verhindern. Ein Kompromiss ist nicht in Sicht. Die Hauptakteure im thailändischen Politdrama:PROTESTANFÜHRER Suthep Thaugsuban (64): reicher Plantagenbesitzer aus dem Süden, jahrzehntelange Politikerkarriere. Er läuft im Rampenlicht seiner trillerpfeifenden Anhänger zur Hochform auf: vor Tausenden schwört er mit immer drastischeren Worten, die Regierung und die Shinawatra-Familie um Ex-Regierungschef Thaksin zu verjagen. «Das Volk wird kämpfen, bis das Thaksin-Regime ausgemerzt ist», sagt er. Suthep will die Demokratie im Kampf gegen Korruption und Vetternwirtschaft zeitweise aussetzen und einen ungewählten Rat regieren lassen, der politische Reformen durchsetzen soll. «Wir verhandeln nicht» schwört er.REGIERUNGSCHEFIN Yingluck Shinawatra (46): früher Geschäftsfrau im Familienimperium, 2011 ohne jegliche politische Erfahrung mit großer Mehrheit gewählt. «Wir brauchen Reformen, meine Tür ist auf zum Dialog» sagte sie zwar. Dann zieht sie aber alles durch wie geplant. Keine Verschiebung des Wahltermins, kein diskreter Rückzug der Shinawatras in die zweite Reihe, um die Gemüter zu kühlen. Sie tritt als Spitzenkandidatin an, Thaksins Schwager Somchai Wongsawat als Nummer zwei, gefolgt von den bisherigen Ministern.EX-REGIERUNGSCHEF Thaksin Shinawatra (64): Milliardär und graue Eminenz der Regierungspartei Pheu Thai. Yingluck bestreitet es, aber selbst Minister sagen, dass er die Fäden im Hintergrund zieht. Er sicherte sich als Regierungschef (2001-2006) die Stimmen der Massen im ländlichen Nordosten mit populistischen Maßnahmen. Dann krempelte er Gesetze und Institutionen um, um eigene Finanzinteressen voranzubringen. Das Militär putschte ihn aus dem Amt, er floh vor einer Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs 2008 ins Exil. Yinglucks Versuch, ihn durch eine Amnestie als freien Mann nach Thailand zurückzubringen, hat die Straßenproteste losgetreten.OPPOSITIONSFÜHRER Abhisit Vejjajiva (49): In England geboren, an Eliteschulen wie Eton und Oxford ausgebildet, Berufspolitiker. Seine Partei «Die Demokraten» hat seit Thaksins Aufstieg keine Chance mehr an der Wahlurne gehabt. Er kam durch Kungeleien im Parlament 2008 an die Macht. Suthep war sein Vize. Beide ordneten 2010 das Durchgreifen gegen regierungsfeindliche Demonstranten an, mehr als 90 Menschen kamen ums Leben. Sie sind wegen Mordes angeklagt. Er boykottiert die Wahlen und steht hinter Sutheps Forderungen. «Die Menschen werden kein Vertrauen in die Regierung haben, wenn es nicht erst Reformen gibt.»OBERBEFEHLSHABER General Prayuth Chan-ocha (59): Der Karrieresoldat steht kurz vor dem Ruhestand. Er appelliert an die Vernunft seiner Landsleute und fleht fast um Zurückhaltung: «Ich hoffe, wir rutschen nicht in unhaltbare Gewalt. Bitte lasst das nicht zu.» Er hat die Lektion aus dem letzten Putsch 2006 gelernt: ein Jahr später wählte das Volk wieder Thaksin-Vertraute an die Macht und alles war beim Alten, einschließlich Straßenprotesten.KÖNIG Bhumibol Adulyadej (86): unangefochtene moralische Instanz, seit 67 Jahren auf dem Thron. Viele Thailänder sehnen sich nach einem Machtwort des tief verehrten Monarchen. Das hat er etwa 1992 getan, als er politische Streithähne zur Audienz beorderte. Das Bild der Kontrahenten auf Knien vor dem König war genug, um beide zu einer Lösung der damaligen Krise zu bringen. Doch ist der König schwer krank. Er lebt nach vier Jahren im Krankenhaus jetzt in seinem Palast in Hua Hin. Mit Thronfolger Vajiralongkorn (61) verbinden die Thailänder nicht dieselbe moralische Autorität.

Christiane Oelrich, dpa/epa

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Daniel Huber 23.01.14 20:37
kurze Zusammenfassung
ich glaube dieser Artikel bringt es auf den Punkt
Thomas Sylten 23.01.14 19:08
Danke
gute und ausgewogene zusammenfassung - kompliment !! :)