Armee schickt Nachtbummler nach Mitternacht ins Bett

Noch lächeln sie ihre Kundschaft auch nach Mitternacht freundlich an – wie in dieser Schweizer Nachtbar in Lamai – doch sollte die Sperrzeitverordnung dieses Mal durchgedrückt werden, droht vielen die Pleite.
Noch lächeln sie ihre Kundschaft auch nach Mitternacht freundlich an – wie in dieser Schweizer Nachtbar in Lamai – doch sollte die Sperrzeitverordnung dieses Mal durchgedrückt werden, droht vielen die Pleite.

KOH SAMUI: War es wieder ‚nur‘ einer der üblichen Versuche, das ungebändigte Nachtleben Koh Samuis einzubremsen oder gilt ab sofort tatsächlich die strikte Order: Alle Nachtschwärmer müssen nach Mitternacht ins Bett und sämtliche Unterhaltungsbetriebe sollen spätestens um 0.30 Uhr die Lichter ausschalten. 

Bereits am Mittwochabend klapperten auf der ganzen Insel Polizeieinheiten Bars, Diskotheken und Karaoke-Betriebe ab. Wer es noch nicht gehört hatte, erfuhr gegen 23 Uhr, dass ‚wegen hohen Besuchs aus Bangkok‘ sofort alle Läden zugesperrt werden müssten. In Lamai schilderten zwei Schweizer Barbesitzer, wie Polizeibeamte in ihr Lokal kamen und ihnen die sofortige Schließung befahlen. „Ich musste um 23 Uhr meine Gäste heimschicken“, beschrieb ein eidgenössischer Auswanderer seine Erfahrung des 16. Septembers.

In den Badeorten Lamai und Chaweng erging es den meisten Betreibern von Nachtlokalen so. Sie erhielten außerdem die Order, künftig bis spätestens 0.30 Uhr ihren Geschäftsbetrieb einzustellen. Es sei, so erklärten die Polizeibeamten, die Anweisung der Militärregierung aus Bangkok ergangen, die gesetzliche Regelung einer Sperrzeitverordnung ab Mitternacht rigoros durchzusetzen. Die halbe Stunde obendrauf werde nur als Schonzeit geduldet, damit alle Barbetriebe dieser Anordnung nachkommen könnten.

Während sichtlich verärgerte Urlauber gestern und vorgestern den Traum einer nächtlichen Vergnügungstour abrupt beendet sahen, herrschte bei betroffenen Unternehmern zunächst Ratlosigkeit vor. Langjährige Betreiber von Nachtlokalen haben bereits mehrfach Sperrzeit-Fallbeile erlebt, die vorübergehend alle ihre Einnahmequellen kappten. Sie verließen sich in der Vergangenheit darauf, dass spätestens nach einigen Tagen wieder alle Augen zugedrückt wurden, wenn die Armee-Offiziere oder die Beobachter der Militärregierung und Polizeiführung aus Koh Samui abgerückt waren.

Kritisch könnte es werden, falls wie in Bangkok über Monate hinweg unbestechlich an der Sperrzeitverordnung festgehalten wird. Wenn Nachtbars und Diskotheken in Chaweng, Maenam oder Lamai eine halbe Stunde nach Mitternacht ihre Gäste hinauskomplimentieren müssen, dann ist die ohnehin stark in die Krise geratene Branche bald ‚mausetot‘, argwöhnt der Betreiber einer Diskothek in Lamais Zentrum.

Hoffnung gab es bereits am gestrigen Donnerstag. Die ersten Bars gingen das Risiko ein, erst nach 1 Uhr zuzusperren. Und einige hartgesottene Nachtlokal-Besitzer – meist mit guten Kontakten zu örtlichen Ordnungshütern – kündigten bereits fürs Wochenende wieder normale Betriebszeiten an. Ob die gutgehenden In-Lokale und die großen Diskotheken dann auch in der Hochsaison ab Dezember ihren Normalbetrieb bis in die Morgenstunden aufrecht erhalten dürfen, das wird die große Frage sein.

Ein Ferienort wie Koh Samui mit heruntergelassenen Rollläden und hochgeklappten Bürgersteigen nach Mitternacht? – Die wirtschaftlichen Konsequenzen wollen sich selbst diejenigen nicht ausmalen, die den Sonnenaufgang nüchtern erleben.

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Hans-Rudi Barth 19.09.15 13:40
Ja mit sanfter Gedwalt kann man die Touristen auch zwingen, diesem Land zukünftig den Rücken zu kehren,
Marco Hintergruber 18.09.15 23:34
Hoert sich eher nach dem "Witz der Woche" an.
Das wuerde lustig. Ramba Zamba Laeden in Chaweng wie die Green Mango Bar und der Sound Club braeuchten gar nicht mehr zu oeffnen, das der Besucheransturm erst gegen 00.30 los geht. Bewerten wir das Ganze mal wieder als Eintagsfliege, da man damit den Tourismus abschaffen wuerde. Dann gehen nicht nur die Nachtlokale pleite sondern direkt die ganze Insel. Vorgestern war in Phucket noch davon die Rede, die Sperrstunde auf 4.00 morgens zu verlaengern. Einzig das Platiktuetenproblem haette sich somit auch ohne Gesetzesbeschluesse erledigt. Touristen kommen nicht mehr und Einheimische haben kein Geld mehr zum einkaufen.

Klaus Hoffmann 18.09.15 23:15
Ab Mitternacht ist Sense, nichts geht mehr!
Schönen Dank auch, wenn Touristen in Thailand nicht mehr willkommen sind, dann gebt uns bitte rechtzeitig vorher Bescheid, damit wir noch umbuchen können, Thailands Nachbarländer wird es freuen! Verboten, verboten, verboten .... eine australische Familie will ihr Baby am Strand mit einem eigenen Sonnenschirm schützen - verboten, ein bißchen Spaß muß sein in Go-Go-Bars (immerhin geschlossene Räume, nicht für jederman einsehbar) - verboten, jetzt geht das wieder los mit der albernen Sperrstunde
ab Mitternacht - wir kommen doch nicht zum Pennen nach Thailand! Wir wollen was erleben und zahlen auch ein gutes Geld dafür, das bis in die letzten Winkel von Thailand verteilt wird. Ich selbst bin froh, dass ich als alter Frühbucher noch nicht bei der ThaiAirways gebucht habe. Thailand ist ein unsicheres Urlaubsland geworden.