30 Baht-Karte: Krankenhäuser stehen vor Kollaps

Foto mit sinnbildlichem Charakter: Der Heilige Nikolaus überbringt in einem Staatlichen Krankenhaus in Thailand Geschenke – die Militärregierung will die 30-Baht-Versicherung auf den Prüfstand stellen.
Foto mit sinnbildlichem Charakter: Der Heilige Nikolaus überbringt in einem Staatlichen Krankenhaus in Thailand Geschenke – die Militärregierung will die 30-Baht-Versicherung auf den Prüfstand stellen.

BANGKOK: Eine der erfolgreichsten populistischen Maßnahmen der ehemaligen Thaksin-Partei steht bei der Militärregierung auf dem Prüfstand – und möglicherweise bald vor dem Aus: Die 30 Baht Krankenversicherung aus dem Jahr 2001 sei nicht finanzierbar und bringe Hospitäler landesweit an den Rande des Ruins, erklärte Premierminister Prayuth Chan-o-cha.

Thailands Regierungschef sticht damit in ein Wespennest, das sich durch interne Streitigkeiten zwischen dem Staatlichen Gesundheitsamt (National Health Security Office) und dem amtierenden Gesundheitsminister aufgebaut hatte. Schon lange tobt hinter den Kulissen ein heftiger Streit über die Finanzierbarkeit eines von Thaksin Shinawatra eingeführten Krankenschutzes, der allen Bürgern Thailands mittels einer 30-Baht-Karte eine kostenlose Behandlung in Hospitälern garantieren sollte.

Thaksin und seine damalige ‚Thai Ruk Thai Partei‘ (Thais lieben Thais) gewannen 2001 in einem Erdrutschsieg die Wahlen. Das System habe sich bewährt und verhelfe auch armen Menschen im Königreich zu einer adäquaten Behandlung, sagen die Befürworter. Premierminister Prayuth vertritt die Gegenmeinung aller Kritiker: „Die 30-Baht-Versicherung ist nicht finanzierbar und treibt Krankenhäuser in den Ruin. Sie war eine populistische Maßnahme, ungeachtet der realen finanziellen Rahmenbedingungen.“

Das Beispiel des Staatlichen Krankenhauses auf der Ferieninsel Koh Samui verdeutlicht den enormen Kostendruck, unter den die meisten Hospitäler im Königreich geraten sind. Pro gemeldetem Einwohner gibt es vom Staat pro Jahr einen Zuschuss von 1.250 Baht. Obwohl auf Koh Samui nur 60.000 Einwohner offiziell registriert sind, nehmen jährlich dreimal so viele Patienten den 30-Baht-Service in Anspruch, darunter auch tausende von Gastarbeitern aus Myanmar. Das Samui Hospital in Nathon ist hoch verschuldet.

Für den Haushalt des Kalenderjahres 2016 hat die amtierende Regierung den jährlichen Pro-Kopf-Zuschuss für Hospitäler auf 3028 Baht erhöhen müssen. Dennoch bleiben die meisten Krankenhäuser auch künftig auf Millionenschulden sitzen. Die Arbeitsbedingungen für das staatliche Schwesternpersonal und die Ärzte sind schlecht und die Bezahlung nicht besser. Krankenhäuser finden kaum noch Personal und haben neben dem finanziellen Überlebenskampf akute Versorgungsengpässe.

Premierminister Prayuth Chan-o-cha ließ nun durchblicken dass die 30-Baht-Karte trotz der Beliebtheit bei der Bevölkerung keine Ewigkeitsgarantie habe. Das Projekt stehe ebenso auf dem Prüfstand wie andere, unfinanzierbare Maßnahmen der Vorgängerregierungen. Kritiker entgegnen, die derzeitige Regierung wolle sich hinter finanziellen Vorwänden verstecken und eine soziale Errungenschaft beerdigen, die sich 14 Jahre lang bewährt habe.

Sogar die Demokratische Partei, die nach der Vertreibung des Ex-Premiers Thaksin Shinawatra im September 2006 Thailands Regierungsgeschäfte übernommen hatte, traute sich damals nicht an die 30-Baht-Versicherungsgarantie heran. Im Gegenteil: Abhisit Vejjajiva setzte kurzzeitig sogar die 30 Baht Zuzahlung aus und gewährte allen Bürgern eine kostenlose Krankenhausbehandlung. Zu groß war die Furcht vor der Reaktion einer breiten Bevölkerung.

Unter der Militärregierung, die sich in absehbarer Zeit keinen Wahlen stellen muss, könnte das „Weihnachtsgeschenk“ aus dem Jahr 2001 neu bewertet werden – und die 30-Baht-Karte vielleicht sogar fallen. Prayuth Chan-o-chao sagte anfangs dieser Woche vielsagend: „Weshalb haben 190 andere Länder keine solche Versicherung und Thailand muss sich ein ruinöses Projekt leisten?“  Er machte klar, dass ohne wirtschaftliche Basis keine Maßnahme vorhergehender Regierungen einen Unbedenklichkeitsstatus besitze.

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Hardy Kromarek 04.07.15 11:39
Eine von vielen Thaksin-Shows aus 2001!!!
Natürlich ist die 30.- THB Krankenversicherung nicht finanziell tragbar!!! Das muss doch jedem klar sein!!!
Thaksin mit seiner ganzen Familie und Co.&KG sind damit nur auf Stimmenfang gegangen und haben sich praktisch legal im grauen Bereich dadurch die Stimmen gekauft! Genauso mit dem sogenannten " Reisförderungsprogramm"! Totaler Schwachsinn! Wenn man schon Gesetze erlassen tut, dann muss man diese auch finanzieren können! Der ganze Thaksin-Clan hat dieses nicht gemacht und wurde zu Recht abgesetzt!!! Thaksin hat gemeint
Da hat der Gute-Böse aber die Rechnung ohne den " Wirt " gemacht! In Thailand kann man sich einwandfrei privat krankenversichern lassen! Aber Vorsicht! Krankenversicherung ist nicht gleich Krankenversicherung! Auch so auf der ganzen Welt- incl. Deutschland! Die ärztliche Versorgung ist incl. in den Krankenhäusern einwandfrei! Alles andere ist absoluter " Quatsch und nur dummes Gerede "!!! Sollen doch die " Herrschaften wo sich u.a. über die ärztliche Versorgung in Thailand beschweren, wo anders hin gehen!
In Deutschland ist es nicht besser! Haben Sie dort keine Krankenversicherung, bekommen Sie nur im absoluten " Notfall " kurz vor dem Exitus die notwendige ärztliche Versorgung! Alles andere war mal und ist vorbei!!! Was Thailand lediglich braucht ist ein vernünftiges finanzierbares Krankenversicherungsgesetz, das für die sogenannten " sozial schwachen " Menschen in dem Lande greift und nicht so ein " Propaganda " Mist wie von Herrn Thaksin und Clan! Ich bin mir aber sicher das der jetztige Präsident-Regierung dieses auch vernünftig auf den Weg bringen wird! Im übrigen gibt es auf jedem Land der Erde. incl. Deutschland viel mehr sozial schwache Bürger, als Wohlhabende!!!
Ich höre nur immer Korruption in Thailand?! Was soll eigentlich dieser Schwachsinn! In Deutschland ist das viel schlimmer wie in Thailand!!! Da werden die Menschen von vorne bis hinten mutmaßlich belogen geschmiert und betrogen! Wer sich im " sogenannten Sozialstaat bestens auskennt bekommt alles! Ob Reich oder arm! Wer nicht bekommt unter Umständen gar nichts! Da werden Milliarden von Euro in fremde Länder von Deutschland gepumpt - verschenkt und ein Menschenleben von " deutschen Staatsangehörigen " German Wings-Lufthansa-Deutschland lässt grüßen ist dann ebenmal 25000.- Euro wert + Spesen! Eine Schande für den so hoch gelobten Sozialstaat! Frau Merkel Sie sollten sich was schämen! Aber die Herrschaften verstecken sich ja dann immer hinter den " Gesetzen!
Supaporn Müller 03.07.15 01:01
Finanzierungsvorschlag 2
Bitte folgenden Bericht lesen und schon weiss man wo das Geld hingeht was in das Gesundheitswesen gehört - Thailands Schattenwirtschaft blüht wie eh und je
Supaporn Müller 03.07.15 00:53
Finanzierungsvorschlag
Das Geld was Armee und Polizei verdienen einfach in das Gesundheitswesen stecken und schon hätte Thailand das Gesundheitswesen zum größten teil finanziert.
Auch die Farangs,die von der Verkehrspolizei abkassiert werden, wären froh wenn das Geld in ein vernünftiges Gesundheitswesen fliesen würde.
Das Krankenhäuser,so wie fast überall in der Welt,kostendeckend arbeiten müssen wissen wir schon lange aber davon hat man der Befülkerung in Thailand noch nie was erzählt. Ob das die meisten begreifen bezweifle ich.
Eine vernünftige Krankenkassen in der auch Ausländer sich versichern könnten fehlt in Thailand.
Also Einnahmequellen gäbe es genug nur leider keine Regierung die das Rückrad hat solche Reformen schnell anzugehen.
Man fragt sich wo die Leute in der Regierung und im Verwaltungswesen gelernt oder studiert haben das neue und überall auf der Welt angewandte Praktiken nicht in Thailand anwendung finden ?