TV-Doku über Insekten

7. März: Klein und klug

Eine Hummel ist auf einer Blüte gelandet. 3sat strahlt am 07.03.2024 die Dokumentation «Smarte Insekten - Wie winzige Gehirne Geniales leisten» aus. Foto: Boris Roessler/dpa
Eine Hummel ist auf einer Blüte gelandet. 3sat strahlt am 07.03.2024 die Dokumentation «Smarte Insekten - Wie winzige Gehirne Geniales leisten» aus. Foto: Boris Roessler/dpa

BERLIN: Sie können Gesichter erkennen, meisterhaft navigieren und schwierige Denkaufgaben lösen: Viele Insekten besitzen weit mehr Fähigkeiten und Lernvermögen, als man ihnen zutraut. Davon handelt die sehenswerte TV-Doku «Smarte Insekten - Wie winzige Gehirne Geniales leisten» am Donnerstag um 20.15 Uhr auf 3sat.

«Wir können bei Insekten keinen Intelligenzquotienten mit den gleichen Tests messen, wie man das beim Menschen macht», erläutert der Londoner Verhaltensökologe Lars Chittka. «Aber wir können sie natürlich schon vor Herausforderungen stellen, die ihre Flexibilität erproben, zum Beispiel, ob sie zählen können oder ob sie verschiedene Aufgaben lösen können, die man auch bei Primaten und Rabenvögeln als Intelligenztests benutzt.»

Dabei zeigen Hummeln Erstaunliches: Wenn man sie an künstliche Blumen mit Zuckerwasser gewöhnt und diese Futterquellen mit Plexiglas abdeckt, verstehen die pummeligen Insekten die Lösung und zerren die Kunstblüte am winzigen Tau unter der Scheibe weg. Das ist kein angeborener Trieb. Die Fähigkeit, Werkzeuge zu benutzen, um an eine Belohnung heranzukommen, stellt Hummeln beim Intelligenz-Niveau in die Nähe von Krähen.

Bienen fliegen beim Pollensammeln bis zu fünf Kilometer weit. Imker Thomas Radetzki über ihre Tricks: «Wenn Bienen den ersten Lebensabschnitt hinter sich haben, müssen sie sich die Landschaft erobern. Sie sind ja im Stockdunklen gewesen, ihr Leben lang. Wenn die Jungbienen das erste Mal herausfliegen, drehen sie sich um und fliegen praktisch rückwärts, - immer den Blick auf den Kasten und auf die Umgebung gerichtet - und entfernen sich dabei, fliegen rauf und runter. So prägen sie sich die Koordinaten ein.» Studien haben erwiesen, dass Bienen in ihrem Gehirn wahre Landkarten erstellen, um zu ihrem Volk zurückzufinden.

Verhaltensbiologin Elizabeth Tibbetts ist unterdessen von Papierwespen fasziniert. «Sie sind zwar keine Universalgenies (...), aber in ihren Bereichen sind sie brillant», schildert die Wissenschaftlerin an der Universität von Michigan. Die Tiere können sich Gesichter einprägen, Kämpfe von Gegnerinnen analysieren und strategisch denken. Denksportaufgaben, die selbst Kleinkinder nicht lösen können, bewältigen diese Tiere.

Lange Zeit war in der Wissenschaft die Ansicht verbreitet, intelligentes Verhalten bei Insekten sei schon deswegen überflüssig, weil die meisten im Schnitt nur wenige Wochen leben. Und doch sind da nicht nur die klaren Hinweise auf Lernfähigkeit. Es gibt offensichtlich auch bei Insekten echte Individuen.

Bei Meerrettichblattkäfern zum Beispiel sind manche Tiere mutiger als andere Artgenossen. Und: «Papierwespen sind so zickig wie die Protagonisten der Streaming-Serie "Game of Thrones"», sagt Evolutionsbiologin Tibbetts. Tiere würden Intrigen schmieden, Kolleginnen verraten, und der Kampf um die Rolle der Königin werde bis aufs Blut geführt.

Dass die Welt der Insekten vielschichtiger ist als angenommen, hat offenbar einen Grund: Eine Spezies, deren Individuen divers sind, kann sich besser an Umweltveränderungen anpassen - ein evolutionärer Vorteil für das Überleben der Art.

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