Türkischer Kulturförderer Kavala gewinnt Vaclav-Havel-Preis

Der Türke Osman Kavala erhält den Vaclav-Havel-Menschenrechtspreis 2023. Foto: epa/Yoan Valat
Der Türke Osman Kavala erhält den Vaclav-Havel-Menschenrechtspreis 2023. Foto: epa/Yoan Valat

STRAßBURG: Seine Verurteilung hat international für Bestürzung gesorgt. Nun wurde der türkische Mäzen Osman Kavala mit einem renommierten Preis ausgezeichnet.

Der inhaftierte türkische Kulturförderer Osman Kavala ist mit dem prestigeträchtigen Vaclav-Havel-Preis des Europarats ausgezeichnet worden. «Heute ist es wichtiger denn je, die Frauen und Männer zu würdigen, die uns durch ihren Mut, ihre Entschlossenheit und ihre Stärke den Weg zur Freiheit weisen. Ihr Kampf ist ein Beispiel für uns alle», sagte der Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Tiny Kox, am Montag in Straßburg. Kavalas Frau las bei der Verleihung einen Brief ihres Mannes aus dem Gefängnis vor, wonach er den Preis seinen Mitbürgern widme, die zu Unrecht in Haft seien.

Kavala sitzt seit 2017 im Gefängnis und war im April 2022 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Umsturzversuchs im Zusammenhang mit den regierungskritischen Gezi-Protesten im Jahr 2013 verurteilt worden. Das Urteil hatte international scharfe Kritik hervorgerufen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte es als «verheerendes Signal für die türkische Zivilgesellschaft» bezeichnet. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), ein Organ des Europarats, hat mehrfach Kavalas Freilassung gefordert.

Kavala stammt aus einer Unternehmerfamilie und förderte zahlreiche zivilgesellschaftliche Projekte in der Türkei. Er ist Gründer der Organisation Anadolu Kültür.

Neben Kavala waren in diesem Jahr die polnische Anwältin und Frauenrechtlerin Justyna Wydrzynska nominiert. Sie tritt unter anderem gegen die restriktiven Abtreibungsgesetze in ihrem Land ein. Außerdem nominiert war der ukrainische Menschenrechtsaktivist Yevgeniy Zakharov. Nach Angaben des Europarats dokumentiert er seit mehr als 50 Jahren in der Ukraine und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken Informationen über die Unterdrückung politischer Gefangener und setzt sich für Wiedergutmachung ein.

Mit dem Vaclav-Havel-Preis zeichnet die Parlamentarische Versammlung des Europarats seit 2013 Engagement für die Menschenrechte aus. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert und nach dem verstorbenen Bürgerrechtler und früheren Präsidenten der Tschechischen Republik benannt. Im vergangenen Jahr wurde der russische Oppositionspolitiker und Journalist Wladimir Kara-Mursa ausgezeichnet.

Zur Parlamentarischen Versammlung kommen viermal im Jahr Abgeordnete der 46 Staaten des Europarats zusammen. Der Europarat mit Sitz in Straßburg wacht über die Menschenrechte in seinen Mitgliedsländern und ist kein Organ der Europäischen Union.

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