Polens Präsident Duda geht russischen Komikern auf den Leim

Foto: Pixabay
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WARSCHAU: Wenige Tage nach seiner Wiederwahl ist Polens Präsident Andrzej Duda in einem Telefonat von russischen Komikern hereingelegt worden. Das Duo gaukelte Duda in dem auf Youtube veröffentlichten Gespräch vor, er spreche mit UN-Generalsekretär António Guterres. Ein Sprecher der Präsidialverwaltung in Warschau bestätigte am Mittwoch laut Nachrichtenagentur PAP die Authentizität des Gesprächs. Die Anrufer seien von der Ständigen Vertretung Polens bei der UN verifiziert worden.

Hinter der Aktion stecken die Komiker Wowan (Wladimir Kusnezow) und Lexus (Alexej Stoljarow). «Im Laufe des Gesprächs wurde mir klar, dass da etwas nicht stimmt», schrieb Duda am Mittwoch auf Twitter.

In dem Gespräch gratulierte der falsche UN-Generalsekretär Duda zum Wahlsieg. Dann wird es brisant: Der Anrufer behauptet, der ehemalige EU-Ratspräsident und frühere polnische Regierungschef Donald Tusk habe sich in einem Telefonat besorgt über die Situation von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Trans-Menschen in Polen geäußert. «Er ist vielleicht auch einer von ihnen?», suggeriert der falsche Guterres. Doch Duda lacht nur und sagt: «Er (Tusk) mag mich nicht.» Im Wahlkampf hatte Duda Stimmung gegen sexuelle Minderheiten gemacht.

Auch einer weiteren Provokation des Komiker-Duos geht Polens Staatsoberhaupt aus dem Weg. Der Anrufer fragt, ob Polen nicht seine früheren Ostgebiete auf dem heutigen Territorium der Ukraine wiederhaben wolle, beispielsweise die Stadt Lwiw. «Nein, das ist die Ukraine!», antwortet Duda und erklärt in holprigem Englisch, dass es in Polen keine politische Debatte zu Gebietsansprüchen gebe.

Das russische Komiker-Duo legte bereits mehrfach Prominente rein, darunter waren Prinz Harry, Boris Johnson als damaliger Außenminister sowie Staatschefs. Die beiden Russen geben sich zwar als unabhängige Spaßvögel. Seit langem hält sich aber der Verdacht, dass sie etwa über den kremlnahen Fernsehsender NTW, für den sie lange arbeiteten, Kontakte in die russischen Machtstrukturen haben, um so auch an die öffentlich nicht zugänglichen Telefonnummern zu kommen.

Vertreter von Polens größtem Oppositionsbündnis Bürgerkoalition forderten eine Untersuchung des Vorfalls. Es müsse geklärt werden, warum die Geheimdienste nicht verhindert hätten, dass Duda ein solches Gespräch annimmt.

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