Oppositionspolitiker im Tschad wenige Monate vor Wahl getötet

Soldaten fahren auf einer Straße in N'Djamena. Foto: epa/Str Beste VerfÜgbare QualitÄt
Soldaten fahren auf einer Straße in N'Djamena. Foto: epa/Str Beste VerfÜgbare QualitÄt

N'DJAMENA: Regierungskräfte von Tschads Militärherrscher Mahamat Déby töten den Oppositionellen Yaya Dillo, dem sie einen Aufstand vorwerfen. In dem Konflikt spielte auch der Krieg im Sudan eine Rolle.

Einen Tag nach Verkündung des Wahltermins im zentralafrikanischen Tschad ist ein führender Oppositionspolitiker nach staatlichen Angaben bei Gewalt zwischen seinen Anhängern und der Armee getötet worden. Am Donnerstag bestätigte ein Staatsanwalt vor Journalisten in der Hauptstadt N'Djamena den Tod des Politikers Yaya Dillo, wie der französische Radiosender RFI und das Onlineportal TchadOne berichteten. Dillo sei bei der Erstürmung der Zentrale seiner Sozialistischen Partei ohne Grenzen (PSF) am Mittwoch getötet worden. Es habe «Dutzende von Verletzten und Toten» und 26 Festnahmen gegeben, sagte der Staatsanwalt RFI zufolge weiter. Vorausgegangen war eine Eskalation zwischen Dillos Anhängern und den Kräften des Militärherrschers Mahamat Idriss Déby Itno.

Déby hatte 2021 nach dem Tod seines Vaters, Langzeitherrscher Idriss Déby, die Macht übernommen. Im Herbst 2022 ließ es Demonstrationen der Opposition blutig niederschlagen. Den damaligen Oppositionsführer Succès Masra berief Déby zu Jahresbeginn allerdings als Premierminister in seine Regierung. Yaya Dillo, der wie die Débys der regierenden Ethnie der Zaghawa angehört, galt hingegen als erbitterter Rivale. Bei einer versuchten Festnahme durch Débys Kräfte im Februar 2021 waren nach Dillos Angaben seine Mutter und einer seiner Söhne getötet worden. Dillo hatte vor, gegen Déby für das Präsidentenamt anzutreten. Am Dienstagabend hatte die Wahlkommission den 6. Mai als Wahltermin verkündet.

Nach staatlichen Angaben sollen Anhänger Dillos unter dessen Führung in der Nacht zu Mittwoch das Gebäude der Nationalen Sicherheitsbehörde angegriffen haben. Zuvor sei ein PSF-Mitglied festgenommen worden, dem ein versuchtes Attentat vorgeworfen wurde. Es sei bereits da zu Gefechten mit Toten gekommen, teilte der Regierungssprecher am Mittwoch mit. Im Laufe des Tages griffen Regierungskräfte mit Schusswaffen die Parteizentrale der PSF an. Bilder, die von Medien am Abend verbreitet wurden, zeigten deutliche Schäden an der Fassade des Gebäudes. Am Donnerstag blieb die Lage ruhig. Der Internetzugang in dem Land ist nach Daten der Organisation Netblocks seit Mittwoch stark eingeschränkt.

Das zwischen dem Niger und dem Sudan gelegene Land ist für dessen frühere Kolonialmacht Frankreich der letzte strategische Partner in der Sahelzone, nachdem Frankreichs Truppen den Niger nach einem Militärputsch verlassen mussten. Neben rund 18 Millionen Einwohnern beherbergt der Tschad Hunderttausende Flüchtlinge aus dem Sudan, vor allem aus der direkt angrenzenden Region Darfur. Auch dort leben Angehörige der Zaghawa, die weithin mit der sudanesischen Armee gegen die verfeindeten Paramilitärs der RSF alliiert sind. Déby hingegen unterstützt Beobachtern zufolge trotz der wichtigen ethnischen Bande die RSF, was für Ärger innerhalb der Eliten sorgt. Auch Dillo hatte diesem Kurs widersprochen.

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