Migrantenorganisationen fordern Merkel zum Handeln auf

Foto: epa/Maximilian Von Lachner
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BERLIN (dpa) - «Hanau ist nicht vom Himmel gefallen», sagt der Sprecher der Türkischen Gemeinde in Deutschland. Rassismus sei ein riesiges gesellschaftliches Problem, beklagen Migrantenverbände. Und sie formulieren Erwartungen an die Politik.

Nach dem mutmaßlich rassistisch motivierten Anschlag von Hanau erwartet die Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen in Deutschland von Kanzlerin Angela Merkel konkrete Schritte.

«Die Würde des Menschen ist nicht gleichermaßen unantastbar für alle Menschen in Deutschland 2020», schrieb das Netzwerk in einem veröffentlichten Brief an Merkel. Der Konferenz gehören nach eigenen Angaben 40 Migrantenorganisationen an.

«Deutschland hat ein Rassismusproblem», sagte Farhad Dilmaghani, der die Initiative Deutschplus leitet, die sich für Vielfalt engagiert. Er stellte die Forderungen am Donnerstag mit weiteren Vertretern der Konferenz vor.

Ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland habe einen Migrationshintergrund und fürchte «um seine Unversehrtheit, um seine Zukunft und die seiner Kinder», schrieben die Absender in ihrem Brief an Merkel.

Rechtsextremismus müsse «Chefinnensache» werden, verlangte Dilmaghani und zog einen Vergleich zum Jahr 2015, als ein Stab im Kanzleramt die Aufnahme der damals zahlreichen Migranten mit organisieren sollte. Zudem müsse die Antidiskriminierungsstelle des Bundes gestärkt werden und der Begriff «Rasse» aus dem Grundgesetz gestrichen werden. Mindestens 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sollten in die Demokratieförderung fließen.

Beim nächsten Integrationsgipfel im Kanzleramt am kommenden Montag sollten «substanzielle, zählbare Verbesserungen» auf den Weg gebracht werden, verlangten die Absender des Briefs. «Deutliche Worte nach Gewalttaten alleine helfen nicht, weitere Opfer zu verhindern.»

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