Laschets Sieg und Söders Zukunft - Ostern wird es ernst

Der neue Vorsitzende der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU), der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet, spricht während eines virtuellen Parteitags der CDU in Berlin. Foto: epa/Christian Marquardt
Der neue Vorsitzende der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU), der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet, spricht während eines virtuellen Parteitags der CDU in Berlin. Foto: epa/Christian Marquardt

NÜRNBERG/BERLIN: Nach der Wahl von Armin Laschet zum neuen CDU-Chef stehen auch in der CSU wichtige Entscheidungen an. Nicht sofort, aber im Frühjahr. Dann muss auch Bayerns Ministerpräsident endlich Farbe bekennen.

In Armin Laschets größter Stunde ist Markus Söder in Nürnberg. Im Gegensatz zum neuen CDU-Chef verlebt der bayerische Ministerpräsident ein - angesichts der aktuellen Corona-Krise - recht normales Wochenende. In seinem Büro bereitet der CSU-Chef die Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag vor. Wieder einmal stehen bei dem Treffen von Bund und Ländern schwere Entscheidungen zur Verlängerung des Lockdowns an.

Doch zumindest auf dem Fernseher ist der digitale Parteitag zu sehen. Und wie die 1001 Delegierten und viele andere Zuschauer ist auch Söder live dabei, als am Samstag um 11.28 Uhr Laschets großer - wenn auch knapper - Sieg bei der Wahl des CDU-Vorsitzenden verkündet wird.

Nun weiß Söder, mit wem er in den kommenden Wochen - wenn in der Corona-Krise hoffentlich das Schlimmste überstanden ist - die nächste große Baustelle angehen muss: Die Suche nach dem Kanzlerkandidaten der Union für die Bundestagswahl am 26. September.

«Armin Laschet und ich werden, da bin ich ganz sicher, für alle weiteren Fragen, die mal anstehen, eine gemeinsame, kluge und geschlossene Lösung finden», fasst Söder die Lage zusammen. Ähnlich äußert sich später auch Laschet nach dem Parteitag, immer wieder fallen die Worte «fair», «ergebnisoffen» und «gemeinsam».

So viel steht fest: Aus beider Sicht soll der Kanzlerkandidat erst im Frühjahr bestimmt werden. Laschet nennt den April als Monat der Entscheidung, Söder konkretisiert später auf «nach Ostern». Wer Söder kennt, weiß, dass das Thema in seinem Kopf nun Fahrt aufnehmen wird.

Denn nicht nur für ihn persönlich geht es um weitreichende Fragen. Soll er Laschet den Posten des Kanzlerkandidaten überlassen oder selbst Anspruch anmelden? Und wenn er tatsächlich antreten sollte, was wird dann im Falle einer Niederlage aus der CSU? Und wer könnte ihn in Bayern als Ministerpräsident beerben?

Laut Umfragen trauen immer mehr Menschen dem umtriebigen Ministerpräsidenten und Corona-Krisenmanager das Kanzleramt zu. Doch was hätte Söder für eine Machtbasis als Kanzler? Als Chef der im Vergleich zur Schwesterpartei kleinen CSU wäre der Franke immer auf Unterstützung und Wohlwollen der Christdemokraten angewiesen. Die Möglichkeit, in der CDU auch durchzugreifen, hätte er nicht.

So unklar Söders Ambitionen auch sind, zwei Aussagen des neuen CDU-Chefs lassen die Christsozialen aufhorchen. Nachdem Laschet kurz nach seiner Wahl noch davon spricht, dass es ihm nun darum gehe, «dass die Union den nächsten Kanzler stellt», sagt er später: «Und auch die FDP wird nicht das Hauptziel haben, dass der nächste Kanzler wieder von der CDU gestellt wird.» Also doch ein Kanzler von der CDU? Hat er sich doch schon entschieden?

«Laschet weiß wohl selber noch nicht, was er will», sagt ein CSU-Vorstand, der in der Frage selbst hin- und hergerissen ist. Ohne Zweifel könne Söder Kanzler, aber der Preis für die Kandidatur könnte sehr hoch sein. Eine Niederlage im Bund würde der CSU auch mit Blick auf ihren Machtanspruch in Bayern schwer schaden.

Nach ihrem schlechten Ergebnis bei der Landtagswahl 2018 kann die Partei aktuell wieder von einer absoluten Mehrheit in Bayern träumen. Würde Söder die Kanzlerkandidatur angehen und die Wahl ginge verloren, die Folgen wären dramatisch. Söder könnte kaum einfach in als Ministerpräsident weitermachen. Dann wäre - so fürchten sie in der Partei - auch die Koalition mit den Freien Wählern in Gefahr. «Am Ende hält der Markus hier den Laden zusammen», heißt es in der CSU.

Darüber hinaus hätte Söder viel zu erklären, sollte er doch nach der Kanzlerkandidatur greifen: Als ihn vor Jahren der damalige CSU-Chef Horst Seehofer nach Berlin komplimentieren wollte, stellte Söder klar, dass er niemals in die Hauptstadt ziehen wolle. Wer dies berücksichtigt, der versteht Söders liebste Antwort auf die K-Frage («Mein Platz ist in Bayern») vielleicht anders.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die CSU durch Söders hohen bundespolitischen Marktwert auch ihren Einfluss in Berlin gesteigert hat. Und so spielt es letztlich auch der CSU in die Karten, wenn Söder möglichst lange im Rennen bleibt. Auch bei der programmatischen Neuausrichtung der Union wird er seinen Einfluss spielen lassen. Und sollte er dann am Ende doch die Kandidatur wagen, weil ihn auch Laschet darum bittet, werden die Karten eben neu gemischt.

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