König Charles empfängt Staatsgäste 

Großbritanniens König Karl III. bei der Staatsaufbahrung der britischen Königin Elisabeth II. im Palast von Westminster in London. Foto: epa/Uk Parlament/roger Harris Hando
Großbritanniens König Karl III. bei der Staatsaufbahrung der britischen Königin Elisabeth II. im Palast von Westminster in London. Foto: epa/Uk Parlament/roger Harris Hando

LONDON/WINDSOR: Es ist ein gigantisches Ereignis: 2000 geladene Gäste und unzählige Schaulustige auf den Straßen nehmen in London Abschied von der Queen. Die Kinder und Enkel der Monarchin begleiten den Sarg in der Westminster Abbey.

Die Welt blickt an diesem Montagmittag nach London: Kaiser, Könige und Präsidenten haben sich in der Westminster Abbey versammelt, um gemeinsam mit der Royal Family Abschied von Queen Elizabeth II. zu nehmen. Nicht nur für Großbritannien ist das Staatsbegräbnis ein Jahrhundertereignis.

Hinter dem geschmückten Sarg betrat König Charles III. (73) pünktlich um 12.00 (MESZ) die Kirche. Auch Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward sowie die Queen-Enkel Prinz William und Prinz Harry waren Teil des Trauerzugs.

Zuvor hatte die Glocke der Kirche 96 Minuten lang einmal pro Minute geläutet. Damit sollte jedes Lebensjahres der vor eineinhalb Wochen gestorbenen Königin gedacht werden.

Unter den Gästen waren US-Präsident Joe Biden, Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der japanische Kaiser Naruhito mit ihren jeweiligen Partnerinnen. Auch die noch lebenden Ex-Premierminister sowie die amtierende britische Regierungschefin Liz Truss nahmen an der Zeremonie teil.

Der schwedische König Carl Gustaf und Königin Silvia sowie der spanische König Felipe und Königin Letizia zollten bereits am Sarg ihren Respekt.

Und auch auf den Straßen war die Anteilnahme gewaltig. Entlang der Strecke, auf der der Sarg der Königin von der Westminster Abbey in Kürze zum Wellington Arch geleitet werden soll, gebe es keine Plätze mehr, teilte das Rathaus am Montag mit. «Für Neuankömmlinge gibt es keinen Einlass.»

Nach dem Gottesdienst wird der Sarg nach Schloss Windsor gebracht. Dort findet dann am Abend die Beisetzung im Familienkreis statt. Hunderte Menschen strömten dort bis zum Mittag hin.

Seit Mittwoch war der Sarg unweit der Abbey in der Westminster Hall aufgebahrt. Viele Tausend Menschen hatten sich seither in die kilometerlange Warteschlange eingereiht und viele Stunden Wartezeit auf sich genommen, um ihren Respekt zu zollen.

Das Staatsbegräbnis ist auch eine enorme Herausforderung für die Behörden: Polizei, Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten koordinieren dafür die wohl größte Sicherheitsoperation, die die Stadt je erlebt hat. Derweil steht das Land still - fast überall blieben Schulen und Universitäten sowie Geschäfte und Pubs geschlossen.

Auch auf die Reisepläne zahlreicher Menschen hatte das Ereignis massive Auswirkungen. Am wichtigen Londoner Flughafen Heathrow wurden mehr als 100 Flüge abgesagt. Die Einflugschneisen führen über die Londoner Innenstadt oder das Schloss Windsor, wo am Abend die Beisetzung der Königin geplant ist. Man wolle sichergehen, dass während der Zeremonie Stille herrsche, teilte der Airport mit.

Für diejenigen, die am Montag nicht nach London oder Windsor anreisen konnten, wird die Trauerfeier in landesweit 125 Kinos und vielen Kirchen übertragen. Auch wurden an öffentlichen Orten Leinwände aufgebaut. Etwa in Nordirland soll das Event in Parks und öffentlichen Gebäuden gezeigt werden.

Der König hatte sich in einer Mitteilung am Sonntagabend «zutiefst berührt» von den vielen Botschaften der Anteilnahme gezeigt. Der 73-Jährige bedankte sich bei den «unzähligen Menschen, die solch eine Stütze und Trost für meine Familie und mich in dieser Zeit der Trauer waren». Die Queen war am 8. September im Alter von 96 Jahren gestorben.

Die BBC zitierte einen ausländischen Diplomaten mit den Worten: «Das ist das Begräbnis des Jahrhunderts.» Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einem «Jahrhundertereignis». «Man war es über 70 Jahre gewohnt, sich hinter dieser Königin zu versammeln, und jetzt spüren alle: Da fehlt etwas, und das fehlt eben nicht nur in Großbritannien und in London, sondern es fehlt weltweit», sagte Steinmeier im ZDF-«heute journal».

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