Erst Emotionen, nun versöhnliche Töne

Hofmanns brisante Rückkehr 

Bundesliga, Bayer Leverkusen - RB Leipzig, 1. Spieltag, BayArena. Leverkusens Jonas Hofmann spielt den Ball. Im zweiten Spiel kehrt er direkt nach Gladbach zurück. Foto: Marius Becker/dpa
Bundesliga, Bayer Leverkusen - RB Leipzig, 1. Spieltag, BayArena. Leverkusens Jonas Hofmann spielt den Ball. Im zweiten Spiel kehrt er direkt nach Gladbach zurück. Foto: Marius Becker/dpa

MÖNCHENGLADBACH/LEVERKUSEN: Sein Wechsel in der Sommerpause hat bei den Fans von Borussia Mönchengladbach für Ärger gesorgt. Am Samstag kehrt Jonas Hofmann mit Bayer Leverkusen in den Borussia-Park zurück.

Als die Wogen am Anfang hochschlugen, las Jonas Hofmann bewusst keine Kommentare in den sozialen Medien. «Auch auf Anraten anderer, die die Kommentare schon gelesen hatten», hatte er damals im «Bild am Sonntag»-Interview gesagt: «Die waren teilweise unter der Gürtellinie, sinn- und auch geschmacklos. Viele haben das Thema nicht sachlich gesehen.»

Es war eben im ersten Moment ein Transfer, der große Emotionen weckte. Da wechselte ein aktueller deutscher Fußball-Nationalspieler für die Fans aus heiterem Himmel nach siebeneinhalb Jahren bei Borussia Mönchengladbach zum ungeliebten Nachbarn Bayer Leverkusen. Ermöglicht durch eine Ausstiegsklausel, als eingeplanter Führungsspieler und Kapitäns-Kandidat. Und begleitet von ungewöhnlichen Aussagen von Gladbachs Sportchef Roland Virkus. Der erklärte zunächst öffentlich, der Wechsel hinterlasse «kein gutes Gefühl», weil man als Verein «alle von Jonas aufgestellten Bedingungen erfüllt hat». Und kurz darauf fügte er in einer Talkrunde der «Rheinischen Post» an: «Es kommt auf die Art und Weise an. Jonas hat uns zugesagt und einen Tag später wieder abgesagt.»

Worte, die die Fanseele kochen ließen. Obwohl Hofmann früh beteuerte: «Ich war immer loyal. Gladbach hatte mir ein Angebot vorgelegt, ja. Aber mir war wichtig, der Borussia zu sagen: «Es gibt da auch die eine oder andere Möglichkeit».» Und auch sein neuer Sportchef Simon Rolfes stellte klar: «Wichtig ist ein fairer Umgang. Und ich glaube, das ist Jonas bei Gladbach gelungen.»

Nun kommt es schon am Samstag (18.30 Uhr/Sky) am 2. Spieltag zur Rückkehr Hofmanns. Vielleicht zu schnell, um die Wunde bei vielen Fans heilen zu lassen. Michael Weigand, Sprecher des Supporters Clubs beim Fanprojekt Mönchengladbach, sagte der dpa, er habe keine Kenntnis von geplanten Fan-Aktionen gegen Hofmann. Der Wechsel habe aber dennoch «ein Geschmäckle. Es wirkt auf uns, als dass Jonas Hofmann zu seinen Gunsten gepokert hat.»

Doch aus neutraler Sicht gibt es natürlich viele Gründe für Hofmanns Schritt. Er wechselte mit 31 Jahren zu einem Club mit höheren Ambitionen, der wahrscheinlich mehr zahlt und im Gegensatz zu Gladbach international spielt. Und bei dem der Offensiv-Allrounder vielleicht auch die bessere Bühne hat, sich für die Heim-EM im kommenden Sommer zu empfehlen. Und - was auch Virkus betonte: «Er hat uns die Möglichkeit gegeben, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden.» Immerhin zehn Millionen Euro betrug die Ablöse.

Zumindest bei den direkt Beteiligten sind die Emotionen auch längst wieder runtergekühlt. Virkus versicherte, er wolle «nicht mehr nachkarten». Er sei «dem Jonas nicht böse». Dieser sei «ein guter Junger», ein «fantastischer Spieler» sowieso. Virkus bat die Fans um einen «respektvollen» Empfang. Und aufgrund seiner Verdienste werde man Hofmann auch am Samstag offiziell verabschieden: «Das ist für mich selbstverständlich.»

Gerade das sieht Fan Weigand aber problematisch, weil der Fokus dann vor dem Spiel direkt auf Hofmann gelegt wird. «Wenn man sich anschaut, welche Unmutsbekundungen es am Ende der letzten Saison gab, ist es eine mutige Entscheidung, vor dem Spiel eine offizielle Verabschiedung zu machen», sagte er.

Hofmann selbst versicherte derweil, er verspüre «pure Vorfreude. Das wird ein bisschen emotional in positiver Hinsicht», sagte er: «Weil es schön ist, an die alte Wirkungsstätte zurückzukehren. Ich freue mich riesig, alle wiederzusehen.» Er hoffe, dass viele Leute eher das Positive aus siebeneinhalb Jahren sehen und nicht die letzten paar Wochen oder «diesen einen Moment dem Ganzen überordnen.»

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