ARD-Show «Reschke Fernsehen» startet

2. Februar: Das Absurde liegt im Thema

Anja Reschke präsentiert im Ersten «Reschke Fernsehen» (undatierte Aufnahme). Das Satiremagazin wird am 02.02.2023 im Ersten ausgestrahlt. Foto: Thorsten Jander/Ndr/ard/dpa
Anja Reschke präsentiert im Ersten «Reschke Fernsehen» (undatierte Aufnahme). Das Satiremagazin wird am 02.02.2023 im Ersten ausgestrahlt. Foto: Thorsten Jander/Ndr/ard/dpa

HAMBURG: Seit mehr als 20 Jahren moderiert Anja Reschke das traditionsreichste deutsche Politikmagazin «Panorama» im Ersten. Nun erhält die Hamburgerin dazu eine eigene, halbstündige Late-Night-Show. «Reschke Fernsehen» wird erstmals am Donnerstag (2. Februar) um 23.35 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Der NDR kündigt es wie folgt an: «Anja Reschke wird spannende Recherchen auf ungewöhnliche Art präsentieren: mit hintergründiger Analyse, klaren Positionen, aber eben auch mit einer Prise Humor und satirischer Zuspitzung.»

Wie kam es zu der Sendung, deren Titel auf eine nicht als Kompliment gemeinte Wortschöpfung des AfD-Politikers Alexander Gauland zurückgeht? «Der Vorschlag stammt von mir», sagt die preisgekrönte Journalistin und Moderation im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. «Mit dem Gedanken, Informationen unterhaltsamer zu präsentieren, habe ich mich bereits seit vielen Jahren getragen. Weil ich glaube, dass es man relevante Stoffe auch nochmal ganz anders erzählen kann», so die 50-Jährige. Ihre Ideen habe sie dann ihren Chefs wie dem Programmdirektor Frank Beckmann vorgestellt – samt Probesendung, die sie 2021 mit einem Team produziert hatte.

Damit weist Reschke den in Medien diskutierten Verdacht von sich, die ARD wolle mir ihr Jan Böhmermanns «ZDF Magazin Royale» Konkurrenz machen. «Für mich ist Böhmermann keine Konkurrenz - obwohl man das natürlich so sehen kann. Schon allein, weil ich ihn selbst gern gucke, denn er macht das ja ganz toll. Aber ich mache es eben anders», so Reschke. Und sie merkt an: «Wir haben auch schon früher solche Versuche gestartet – so gab es mal "Panorama – die Show". Und in den USA existiert das Genre Unterhaltung mit Information schon lange, zum Beispiel "Last Week Tonight with John Oliver".»

Bei alledem meint Reschke, dass der Late-Night-Markt komplett von Männern beherrscht werde – mit eher einseitigen Folgen. «Böhmermann, Heufer-Umlauf, Florian Schroeder, Tommi Schmitt - da sind viele Männer und ich glaube, es gibt schon eine bestimmte Form von Jungs-Humor. So ein bisschen Draufhauen, robust – das ist ja auch lustig. Aber es gibt in der ganzen weiten Welt der Heiterkeit viel mehr Formen. Es bestehen ja auch ein Mario Barth und ein Loriot gleichzeitig», so Reschke. «Ich bin eben ein ganz anderer Typ. Kein Satiriker und kein Comedian, sondern Journalistin. Aber ich amüsiere mich trotzdem. Und ich habe auch eine andere Art, ich kann andere Dinge. Und bin sicher, dass man die auch zum Glänzen bringen kann.»

Humor und Unterhaltsamkeit sollen bei «Reschke Fernsehen» weniger durch Witze als durch die Einbildung von O-Tönen, Grafiken und Inhalten passieren. «Ich finde, dass die Absurdität ganz oft schon in den Themen selbst liegt», sagt Reschke, die Politikwissenschaften, Geschichte und Sozialpsychologie studiert hat, dazu. Als Journalistin wolle sie aber auch Haltung zu den Dingen zeigen und diese einordnen.

Über ein mögliches Zuschauer-Desinteresse macht sich Reschke, die mit dem Journalisten Henning Rütten verheiratet ist und zwei erwachsene Kinder hat, keine Sorgen. «Ich glaube, Menschen brauchen Orientierung in diesem riesigen Markt an Informationen», meint sie. «Gerade die Jugend ist sehr politisch. Die kriegt auch durch die sozialen Medien viel mit. Es gibt ja große Herausforderungen wie den Klimawandel, den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise.»

Nicht immer ganz einfach sei dagegen eine andere Sache: «Ironie ist eine schwierige Angelegenheit, man muss aufpassen», erklärt der TV-Profi. «Das kenne ich aus vielen Jahren Moderationsarbeit. Man darf sich dahinter nicht verstecken. Manchmal muss man auch eine echte Empörung zeigen oder dass man von etwas berührt ist.»

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