Mainz erstmals aus der Abstiegszone

2:1 bei Hoffenheim

FSV Mainz 05 gegen TSG 1899 Hoffenheim. Foto: epa/Ronald Wittek
FSV Mainz 05 gegen TSG 1899 Hoffenheim. Foto: epa/Ronald Wittek

SINSHEIM: Nach der Hinserie war Mainz punktgleich mit Schalke. Während für Königsblau der Gang in die 2. Liga fast schon feststeht, verlassen die 05er mit einer starken Aufholjagd die Abstiegszone. Der Auswärtssieg bei Hoffenheim ist der nächste Riesenschritt.

Der FSV Mainz 05 setzt seine Erfolgsserie in der Rückrunde fort und hat erstmals seit November die Abstiegsplätze der Fußball-Bundesliga verlassen. Das Team von Trainer Bo Svensson gewann am Sonntag mit 2:1 (2:1) bei der TSG 1899 Hoffenheim und zog damit an den Rivalen 1. FC Köln und Arminia Bielefeld vorbei. Vor coronabedingt leeren Rängen schossen Robert Glatzel nach nur 28 Sekunden und Dominik Kohr (41. Minute) die Tore für die 05er. Mainz stand zuvor letztmals am achten Spieltag und auch davor nur ein einziges weiteres Mal in dieser Saison über dem Strich.

«Das klingt gut, aber kaufen können wir uns davon noch nichts. Das ist eine schöne Momentaufnahme», sagte Torschütze Glatzel bei DAZN über die Tabellensituation und warnte: «Wenn wir jetzt glauben, dass wir es geschafft haben, fliegt das gleich wieder nach hinten.» Svensson wollte sich das Prädikat «Erfolgstrainer» im ersten Interview noch nicht anheften: «Wir haben verdient gewonnen und ein gutes Spiel gemacht, das ist erstmal das Wichtigste.»

Hoffenheim und Torschütze Ihlas Bebou (39.) müssen nach der zweiten Liga-Niederlage nacheinander wohl endgültig die Europa-Ränge abhaken. «Wir haben den Kampf nicht angenommen, das hat Mainz getan. Wir waren einfach nicht da», sagte Bebou selbstkritisch. «Das Spiel heute muss man schnell abhaken, so geht es nicht.»

Die Mainzer sind in der Rückrunde dagegen weiter beeindruckend stark. War man in der Hinrunde mit sieben Zählern noch gleichauf mit dem FC Schalke 04, punktet die Mannschaft in der Rückserie unter Svensson besser als Spitzenteams wie Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Mainz holte aus den ersten zwölf Ligaspielen unter Svensson 18 Punkte - nur Thomas Tuchel (21) und Jürgen Klopp (19) sammelten zum Start im Oberhaus in diesem Zeitraum mehr Zähler mit den 05ern.

«Wir sind durch die Punkte mutiger und selbstbewusster geworden, das hat er reingekriegt in die Spieler», lobte Sportdirektor Martin Schmidt den neuen Coach. «Das Wichtigste war, den Anschluss nach oben zu bekommen. Das haben wir geschafft, dass wieder Leben drin ist.»

Die Gäste aus Rheinhessen starteten auch zur ungewohnten Anstoßzeit am Sonntagmittag so, wie man sie in den vergangenen Wochen erlebt hat: engagiert und energisch. Glatzel störte Bayern-Leihgabe Chris Richards energisch und nutzte nach 28 Sekunden direkt die erste Chance zur Führung. Es war das zweitschnellste Tor der laufenden Bundesliga-Saison und der drittschnellste Treffer in der Mainzer Liga-Historie. Direkt im Anschluss hätte Glatzel (3.) gleich erhöhen können, doch Keeper Oliver Baumann verhinderte das frühe 0:2.

Die Hoffenheimer, denen nach den bitteren Pokal-Niederlagen gegen Fürth und Molde die tabellarische Bedeutungslosigkeit droht, lieferten einen laschen Auftritt. Umso überraschender schaffte die Elf von Sebastian Hoeneß den Ausgleich, auch an diesem Tor war Richards beteiligt: Der 20-Jährige spielte von links einen starken Ball in die Schnittstelle auf Bebou, der der wuchtigen Mainzer Abwehr einmal entwischte und mit seinem siebten Saisontreffer für einen eigenen Bundesliga-Bestwert sorgte.

Doch die TSG-Freude währte nur kurz, bis Kohr nach einer einstudierten Eckball-Variante freistehend zur erneuten Führung einköpfen konnte. Der Mittelfeldarbeiter, dem erstmals nach 1289 Tagen wieder ein Bundesliga-Tor gelang, packte den Ball unter sein Trikot, steckte den Daumen in den Mund und schickte schöne Grüße an die Familie. «Meine Frau ist schwanger», berichtete Kohr. Das Paar erwartet am 5. August ein Kind. «Der Torjubel ging an meine Frau.»

Auch nach dem Wechsel war nicht zu erkennen, wer der Abstiegskandidat und wer der Europa-League-Teilnehmer ist. Hoffenheims Attacken waren fast durchgehend harmlos, die für ein Remis nötige Schlussoffensive blieb aus.

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