Nikolaus von Myra (griech. Νικόλαος Μυριώτης Nikolaos Myriotes; * zwischen 270 und 286 in Patara; † 6. Dezember 326, 345, 351 oder 365[1]) ist einer der bekanntesten Heiligen der Ostkirchen und der lateinischen Kirche. Sein Gedenktag, der 6. Dezember, wird in zahlreichen Kirchen begangen. Nikolaus wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien, damals Teil des römischen, später des byzantinischen Reichs, heute der Türkei. Sein Name bedeutet im Griechischen „Sieg(reich)er des Volkes“ (aus νίκη und λαός).
... eine alte Hafenstadt mit Namen Myra. Diese liegt am Mittelmeer. Heute heißt die Stadt Demre. Das ist in der Türkei. Dort ist es oft sehr heiß. Die Menschen mussten schwer auf den Feldern arbeiten.
Eines Tages war ein trockener Sommer. Die Leute schwitzten. Es kam kein Regen und die Felder waren leer. Es gab nichts mehr zu Essen und nur sehr wenig zu Trinken. Die Leute hatten Angst. Sie glaubten, bald verhungern und sterben zu müssen.
Sie liefen zum Heiligen Nikolaus und riefen: „Du bist ein Heiliger! Du bist ein Freund von Jesus! Du kannst uns helfen! Bitte Nikolaus, hilf uns doch, sonst müssen wir sterben! Bitte doch Gott um Hilfe!“
Nikolaus versprach zu tun, was er konnte. Er ging in seine Kirche, ganz allein, um zu beten und sprach: „Lieber Gott! Jesus war immer gut zu den Menschen. Ich weiß nicht, was ich machen soll oder wie ich den Menschen helfen soll. Bitte sei auch gut zu uns und hilf uns! Sonst müssen wir alle sterben.“
Am nächsten Tag kam im Hafen ein Schiff an. Es war auf dem Weg in die große Stadt Rom. Die Seeleute wollten eine Nacht im Hafen bleiben. Es war über und über mit Säcken voller Getreide beladen. Die Menschen kamen alle am Hafen zusammen. Auch Nikolaus war dabei.
Nikolaus suchte den Kapitän. Er sprach ihn an und sagte: „Ahoi, Herr Kapitän! Wo kommt ihr her und wo wollt ihr hin?“
Der Kapitän schaute sich Nikolaus genau an und sagte: „Guter Bischof, wir wollen nur eine Nacht bleiben und frisches Wasser auf unser Schiff bringen. Dann segeln wir weiter nach Rom. Wir haben Korn und Getreide für den großen römischen Kaiser geladen. Das müssen wir dann nach Rom bringen.“
„Ach, sagte da Nikolaus, ihr kommt zum falschen Zeitpunkt. Wir leiden unter Trockenheit und einer Hungersnot. Aber wir wissen, dass auch ihr Durst habt. Deshalb wollen wir das wenige Wasser, das wir haben, auch mit euch teilen. Aber bitte, lasst uns auch von dem Korn übrig. Sonst werden wir verhungern.“
„Das Wasser nehmen wir gerne“, sprach da der Kapitän, „aber von dem Getreide werden wir Euch nichts abgeben. Das gehört weder uns noch euch. Das gehört dem Kaiser.“
Doch Nikolaus sprach: „Guter Kapitän. Du musst für Deine Leute sorgen und ich für meine. Wenn wir teilen, dann hat jeder etwas davon. Sonst werden wir verhungern und ihr müsst verdursten.“
„Ja“, sagte da der Kapitän. Denn er war genauso weise wie der Bischof Nikolaus. „Aber schau doch, guter Bischof! Wenn wir auch nur einen Sack Korn weniger in Rom zum Kaiser bringen, dann wird er sehr böse werden. Dann haben wir zwar die Schiffsreise überlebt, aber der Kaiser wird uns alle ins Gefängnis werfen und bestimmt töten.“
Da sagte Bischof Nikolaus: „Wir alle hier glauben an Jesus. Er war gut zu allen Menschen. Er war sogar gut zu den Römern. Lass mich nur machen!“
Und Nikolaus hob die Hände zum Himmel und betete mit allen Menschen seiner Stadt: „Vater Unser im Himmel. Hilf uns und all diesen Menschen und gib uns unser tägliches Brot! Wenn Du willst, dann lass ein Wunder geschehen! Du kannst doch nicht wollen, dass wir alle sterben oder dass den Matrosen etwas geschieht.“
Darauf sprach Nikolaus zu dem Kapitän: „Habt keine Angst. Gott sorgt für uns alle. Ladet ruhig das Korn aus. Gott beschützt uns alle. Es wird niemandem etwas geschehen.“
Der Kapitän war noch ganz ungläubig und wollte schon wieder den Hafen verlassen. Aber ein kleiner Matrosenjunge kam zu ihm und sagte: „Herr Kapitän. Nikolaus hat Recht. Ich bin nämlich auch Christ und vertraue auf Gott. Das ist nicht immer leicht. Aber es ist gut und gibt den Menschen Hoffnung. Du solltest tun, was Nikolaus sagt und auch an Gott glauben.“ Der Kapitän hörte sehr aufmerksam zu. Dann überlegte er und fasste einen Entschluss.
Also ordnete der Kapitän an, einige Säcke vom Schiff auszuladen - aber bitte nicht so viele. Das taten die Matrosen auch. Und die Menschen in Myra waren glücklich, dass sie etwas von dem Korn bekommen würden. Alle jubelten und freuten sich.
Aber der Kapitän hatte Sorgen und bekam Zweifel. „Das wird der Kaiser bestimmt merken“, dachte er bei sich. „Wenn man die Säcke aus dem Schiff lädt, dann wird das Schiff leichter und es steigt aus dem Wasser weiter nach oben. Oh, oh, das werden die Soldaten in Rom bestimmt merken. Dann werden wir doch sterben müssen.“ Und er bekam große Angst.
Also ging er an die Hafenmauer und schaute sich an, wie das Schiff im Wasser liegt. „Hm“, dachte er sich. „Hm, da stimmt was nicht! Und er schaute ganz genau hin. Er nahm eine Stange und prüfte den Tiefgang des Schiffes. Und tatsächlich er täuschte sich nicht. Die Matrosen entluden ganz viele Säcke vom Schiff, und trotzdem wurde es nicht leichter. Es sah immer noch so aus, als ob das Schiff schwer von Getreide tief im Wasser lag. Er konnte es kaum glauben und schnell lief er zu Nikolaus.
„Nikolaus, Nikolaus!“, rief er schon von weitem. Sieh nur: Ein Wunder!“ Nikolaus blieb ganz ruhig und fragte, was passiert sei. Da erklärte der Kapitän, dass man gar nicht merkte, wie das Schiff entladen wurde, obwohl so viele Säcke schon ausgeladen waren.
Dem Nikolaus viel ein Stein vom Herzen. Er hatte sogleich verstanden, dass Gott ein Wunder geschehen ließ. Und in seinem Herzen sprach er ein Dankgebet. Dann sagte er: „Siehst du, guter Kapitän, Gott sorgt für die Menschen. Und Jesus ist der Freund von allen. So können wir alle überleben und brauchen keine Angst zu haben.“
Und der Kapitän antwortete: „Ja, ich habe dir vertraut und tatsächlich: Du bist wunderbar. Du hast uns alle gerettet.“
Darauf sagte aber Nikolaus: „Danke nicht mir, sondern Gott hat dieses Wunder getan. Ihm wollen wir gemeinsam danken.“
Recht hast du, sprach der Kapitän. „Und wenn ich in Rom bin, dann will ich auch in eine Kirche gehen und zu Jesus beten und ihm danken. Ich will auch Christ werden wie du.“
„Und wir auch!“, riefen da die Matrosen, die noch ganz sprachlos waren über das Wunder, das sie erlebt hatten.
Die Menschen waren glücklich, dass sie nun wieder Korn hatten und Brot backen konnten. Den Matrosen gab man noch von den Wasservorräten mit, und diese machten sich auf die weite Reise übers Meer nach Rom. Dort merkte niemad etwas davon, dass man in Myra einige Säcke Getreide ausgeladen hatte. Es war immer noch genau so viel, wie der Kaiser bekommen sollte.
Nikolaus aber ging mit den Menschen in die Kirche. Sie lasen die Jesusgeschichten aus der Bibel und feierten das Mahl mit Brot und Wein. Sie dankten Gott für das Wunder und baten ihn, die Seeleute sicher über das gefährliche Meer zu leiten.
Noch heute bitten die Matrosen auf den Schiffen Gott um eine sichere Reise und denken dabei auch an den Heiligen Nikolaus.
Besonderer Dank an: Fam. Braunshofer, Anton Grawe, B. Heinz, Mr. Fox