Zulu-Chef Buthelezi galt einst als «Mandelas Gegenentwurf»

Grafik: DER FARANG
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JOHANNESBURG: Der am Samstag im Alter von 95 Jahren gestorbene Zulu-Häuptling Mangosuthu «Gatsha» Buthelezi gehörte lange Zeit zu Südafrikas umstrittensten schwarzen Politikern. Seine früheren Verbündeten und späteren Gegner beim Afrikanischen Nationalkongress (ANC) warfen ihm vor, Handlanger der Apartheid-Regierung gewesen zu sein; westliche konservative Kreise dagegen sahen in ihm einen Gegenentwurf zum damals noch inhaftierten ANC-Chef und späteren Präsidenten Nelson Mandela (1918-2013).

Buthelezi, am 27. August 1928 in Mahlabatini in der Ostprovinz Natal geboren, gehörte der Königsfamilie des großen Zulu-Stamms an. Er studierte Geschichte und übernahm 1953 die Leitung des Buthelezi- Clans. Damals arbeitete der vollbärtige Politiker noch eng mit dem ANC zusammen.

1976 wurde er Regierungschef des von der Apartheid-Regierung als autonom betrachteten Stammesgebiets KwaZulu in Natal und begann eine international beachtete Politik des «kooperativen Widerstands». Die von ihm 1975 gegründete Inkatha-Freiheitspartei (IFP) leitete er mehr als ein halbes Jahrhundert lang, ehe er im August 2019 die Führung abgab.

Die Anhänger des damals in Südafrika verbotenen ANC schlossen die Inkatha aus, als sie 1983 das Sammelbecken United Democratic Front (UDF) gründeten. Buthelezi wurde auch kritisiert, weil er Sanktionen gegen den Apartheid-Staat und den bewaffneten Kampf ablehnte. «Er war ein Stachel im Fleisch der demokratischen Bewegung», schrieb der zehn Jahre ältere Mandela in seinen Memoiren über Buthelezi.

Der Konflikt zwischen ANC und Inkatha führte zu einem grausamen Machtkampf mit mehr als 20.000 Toten. Buthelezi nahm seine Drohung eines Boykotts der ersten demokratischen Wahlen am Kap im April 1994 erst im letzten Augenblick zurück.

Der neue Präsident Mandela berief nach dem ANC-Wahlsieg Buthelezi als Innenminister ins Kabinett. Der Zulu-Chef, der Kritik nur schlecht vertrug und für seine langen Reden gefürchtet war, sah sich dennoch mitunter als «Oppositions»-Politiker und beklagte, dass er vom ANC in ein falsches Licht gerückt worden sei.

Die IFP arbeitete weder an der neuen Verfassung Südafrikas mit noch war sie willens, die sogenannte Wahrheitskommission zu akzeptieren, die Menschenrechtsverletzungen aus der Zeit der staatlich angeordneten Trennung von Schwarzen und Weißen untersuchte. Buthelezi nannte sie voreingenommen und überflüssig.

Nachdem seine IFP 2004 aus der Regierung ausgeschieden war, behielt er weiter den Partei-Vorsitz, saß in seiner Heimat dem Haus der traditionellen Häuptlinge vor und behielt auch bis ins hohe Alter sein Abgeordneten-Mandat. Politisch meldete er sich immer wieder zu Wort und mied dabei auch umstrittene Themen nicht.

Seine Autorität bei seinen Landsleuten litt zuletzt jedoch spürbar. Als er im September 2019 in einem Johannesburger Vorort vor Bergarbeitern aus seiner Heimatprovinz Übergriffe auf Migranten aus anderen afrikanischen Ländern verurteilte, versuchten ihn mehrere Gruppen mit ausländerfeindlichen Gesängen zu unterbrechen.

Buthelezi hinterlässt drei Kinder, fünf weitere sind bereits verstorben. Seine langjährige Ehefrau Irene Mzila starb 2019. Zu Buthelezis schillernden Karriere gehört auch seine Rolle als Berater in dem Film «Zulu» von 1964 mit Michael Caine, in dem er selbst den König Cetshwayo kaMpande spielte.

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