Verstappen dominiert Shanghai-Sprint

Red-Bull-Pilot Max Verstappen aus den Niederlanden steuert seinen Rennwagen. Foto: Andy Wong/Ap
Red-Bull-Pilot Max Verstappen aus den Niederlanden steuert seinen Rennwagen. Foto: Andy Wong/Ap

SHANGHAI: Sieg im Sprintrennen, Pole für den Grand Prix, Sieg im Rennen: Max Verstappen hat die Rückkehr ins Riesenreich China zu einer Machtdemonstration gemacht. Zufrieden und auch stolz ist Nico Hülkenberg.

Max Verstappen stieg kurz auf seinen Red Bull, genoss noch mit dem Helm auf dem Kopf den Jubel über seinen ersten Triumph in China und reckte danach ein überdimensionales Sieger-Collier in die Luft. Der dreimalige Weltmeister nutzte die Rückkehr der Formel 1 nach fünf Jahren ins Riesenreich für eine weitere Machtdemonstration und rundete mit seinem souveränen Sieg am Sonntag einen nahezu perfekten China-Trip ab.

Red Bulls Motorsportberater: «Wir können wieder an den WM-Titel denken»

«Das ganze Wochenende waren wir unglaublich schnell, es hat einfach Spaß gemacht. Das Auto lief wie auf Schienen», sagte der 26 Jahre Niederländer. Lediglich ein paar Trümmerteile auf der Strecke kurz vor Schluss sorgten für bange Minuten in der Box und im Wagen. «Man hört immer irgendwas», räumte Verstappen ein. «Wir haben etwas gezittert», sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko.

Verstappen raste am Sonntag einmal mehr allen auf und davon. Trotz zwei Safety-Car-Phasen, die seinen üppigen Vorsprung jedes Mal zunichtemachten, wurde Verstappen fast 14 Sekunden vor Lando Norris im McLaren abgewunken. Auf Rang drei kam Sergio Pérez im zweiten Red Bull.

Verstappen baute seine Führung im Klassement mit der nahezu optimalen Punkteausbeute am Wochenende dank seines Sprintsiegs bereits am Samstag weiter aus auf 25 Zähler vor Pérez. Nur den Punkt für die schnellste Rennrunde musste er Aston Martins Fernando Alonso überlassen. «Ich glaube, wir können wieder an den WM-Titel denken», sagte Marko bereits beim Bezahlsender Sky.

Nico Hülkenberg kam im Haas als einziger deutscher Stammfahrer auch in die Punkteränge, er wurde Zehnter hinter Rekordweltmeister Lewis Hamilton von Mercedes. «Eines meiner saubersten Rennen meiner Laufbahn», sagte ein stolzer Hülkenberg.

Alonso-Attacke am Start

Dort wo Chinas 2,29 Meter große Basketball-Legende Yao Ming kurz zuvor noch durch die Startaufstellung geschritten war, zeigten der aktuell Größte der Formel 1, was er kann. Verstappen erwischte einen Top-Start, als die roten Ampeln ausgingen. Der Niederländer hatte am Samstag Red Bull die 100. Pole in der Motorsport-Königsklasse beschert. Die erste hatte Sebastian Vettel geholt vor fast auf den Tag genau 15 Jahren am 18. April 2009 - und das auch in China. Dass am Tag danach auch der erste Sieg in China von Red Bull notiert wurde und Verstappen nun für den 117. sorgte, passte zur kleinen Zeitreise.

Bei der China-Rückkehr nach fünf Jahren coronabedingter Pause steuerte Verstappen seinem ersten Shanghai-Sieg von Beginn an meisterlich entgegen, die Attacke von Alonso in der ersten Kurve wehrte er locker ab. Der spanische Altmeister, der schon 2004 beim ersten China-Rennen am Start gestanden hatte, schob sich von Startrang drei aus an Pérez außen vorbei und griff in einem Schwung auch noch Verstappen an. Auf der Innenseite ließ der 26 Jahre alte Niederländer mit drei Titeln dem 42 Jahre alten Spanier mit zwei Titeln aber keine Chance. Alonsos kleine Revanche: Die schnellste Rennrunde am Ende.

Fahren wie auf Knopfdruck

Verstappen lieferte nach der fünften Pole für den fünften Grand Prix des Jahres aber ein neuerliches Bravourstück ab. Bevor er in der 14 Runde in die Box kam zum Reifenwechsel, hatte er bereits rund zehn Sekunden Vorsprung auf Pérez. Das Gute daran: Die Zeit reichte, damit auch der Mexikaner fix nach Verstappen an die Box kommen konnte. Wie gewohnt bei Red Bull fertigte die Crew beide Autos in rasantem Tempo ab.

Binnen weniger Runden hatte Verstappen auch die Führung zurückerobert, ohne dass die dabei vor ihm gelegenen Piloten selbst an der Box gewesen wären. Wie auf Knopfdruck spulte er schnellste Rennrunden ab. Die Konkurrenz blieb machtlos. Lediglich bei der Regen-Qualifikation am Freitag für den Sprint hatte er - für seine Verhältnisse - geschwächelt und war nur auf Rang vier gekommen. Nach den 19 Runden der Renn-Kurzversion hatte er dann über 13 Sekunden Vorsprung auf Rang zwei gehabt.

Verstappen in der eigenen Liga: 38 Sieg in den vergangenen 49 Grand Prix

Nach 19 Runden von 56 im Grand Prix hatte er auch wieder die Führung übernommen und steuerte seinem 58. Karrieresieg entgegen. Als die Formel 1 vor fünf Jahren in China zuletzt angetreten war, hatte er gerade mal fünf auf dem Konto stehen gehabt. Spätestens seit seinem ersten WM-Triumph 2021 fährt Verstappen aber in einer eigenen Liga. Der Sieg in China war der vierte im fünften Rennen in diesem Jahr. In Australien war er mit einem Defekt ausgefallen. Von den vergangenen 49 Rennen seit 2022 gewann Verstappen 38.

Nach einem Motordefekt und dem Aus von Valtteri Bottas im Sauber musste das Safety Car raus, flugs wurden die Reifen noch mal gewechselt, die Rückstände und Vorsprünge waren dahin. Auch für Verstappen, der Lando Norris im McLaren, Charles Leclerc und Pérez hinter sich hatte, als das Safety Car wieder in die Box fuhr. Binnen weniger Kilometer hatte er schon wieder anderthalb Sekunden Vorsprung, ehe Bernd Mayländer erneut mit dem Safety Car auf die Strecke musste. Als dieser dann wieder reinfuhr, wiederholte sich das Spielchen: Verstappen fuhr davon Richtung Sieg.

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