Russland sucht Drahtzieher des Terroranschlags

Ein massiver Brand ist am Freitag, 22.03.2024 über dem Crocus City Hall am westlichen Rand von Moskau zu sehen. Foto: Sergei Vedyashkin/Moscow News Agency/ap/dpa
Ein massiver Brand ist am Freitag, 22.03.2024 über dem Crocus City Hall am westlichen Rand von Moskau zu sehen. Foto: Sergei Vedyashkin/Moscow News Agency/ap/dpa

MOSKAU: Die Terrormiliz IS hat den Anschlag bei Moskau für sich reklamiert. Trotzdem behauptet Hardliner Patruschew vom Sicherheitsrat, «natürlich» stecke Kiew dahinter. Wenig später rudert er etwas zurück.

Ungeachtet glaubwürdiger Bekennerschreiben islamistischer Terroristen hat der Sekretär von Russlands nationalem Sicherheitsrat, Nikolai Patruschew, die Ukraine für den Anschlag bei Moskau am vergangenen Freitag verantwortlich gemacht. Auf die Frage von Journalisten, ob hinter dem Angriff auf die Konzerthalle Crocus City Hall mit mindestens 139 Toten die Terrormiliz Islamischer Staat oder die Ukraine stecke, antwortete Patruschew am Dienstag laut staatlicher Agentur Tass: «Natürlich die Ukraine.» Wie er zu dieser Einschätzung kommt, erklärte der 72-Jährige, der immer wieder als glühender Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auftritt, nicht.

Wenig später ruderte Patruschew wieder etwas zurück und sagte einem russischen Fernsehreporter mit Blick auf eine vermeintliche ukrainische Beteiligung: «Es deutet viel darauf hin.» Er räumte nun aber auch ein, dass die Ermittlungen noch im Gange seien, das Ergebnis bleibe abzuwarten.

Zu dem Anschlag in Moskau hat sich bereits mehrfach die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten das auch für glaubwürdig und vermuten den IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) dahinter. Trotzdem behaupten russische Vertreter seit Tagen und ohne Vorlage von Beweisen, die Ukraine könnte verwickelt sein. Kiew weist das strikt zurück.

Kremlchef Wladimir Putin trat unterdessen etwas zurückhaltender auf. Er zähle darauf, dass die russische Generalstaatsanwaltschaft alles dafür tun werde, «dass die Verbrecher eine gerechte Strafe erhalten, so wie es das russische Gesetz vorschreibt». Am Montag hatte Putin bestätigt, dass der Angriff auf die Crocus City Hall von islamistischen Terroristen ausgeführt wurde. Zugleich machte er wie schon am Wochenende deutlich, dass er eine ukrainische Spur sieht. Russland wolle wissen, «wer der Auftraggeber ist». Putin geht demnach davon aus, dass Islamisten zwar den Auftrag für den Massenmord ausgeführt haben, die Drahtzieher aber anderswo sitzen. Ein Motiv sieht er in der Ukraine, nicht beim IS.

Auch der Chef des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB, Alexander Bortnikow, teilte mit, dass die Hintermänner noch gesucht würden. Sie würden gefunden und bestraft, versicherte er. Zugleich antwortete auch er auf die Frage, ob die USA, Großbritannien und die Ukraine hinter dem Anschlag stünden: «Ich denke, das ist so.»

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