Eine Kritik an der Kolumne „Mit spitzer Feder – Lobe den Herren“ (FA21/2016):
Eigentlich ist es nicht meine Art, andere zu kritisieren, weil jeder seine Meinung äußern sollte. Aber der Unsinn, der in dieser Kolumne geschrieben wurde, hat mich dann schon sehr erstaunt und auch veranlasst, einiges zu berichtigen. Da wird ein Gott – ob es diesen Gott wirklich gibt sei dahingestellt – für alles Übel dieser Welt verantwortlich gemacht. Das ist ungefähr so, wie wenn jemand eine neue Maschine benutzt, ohne vorher die Betriebsanleitung zu lesen und danach den Maschinenbauer dafür verantwortlich macht, wenn die Maschine nicht richtig funktioniert oder Schäden an der Produktion verursacht.
Gleichzeitig entschuldigt sich der Autor wieder dafür, dass er keine Religion beleidigen wolle. Aber genau da müsste er den Finger in die Wunde legen, denn sie sind die Ursache des Übels. Je größer eine Religion, desto weiter ist sie von der Ursprünglichkeit jener Lehre entfernt, die das irdische Leben der Menschen im Verhältnis zur geistigen Welt nach dem Tode erklärt und regelt. Ob man daran glauben will, bleibt jedem selbst überlassen. Die Regeln sind in Geboten und Verboten zusammengefasst. Im Christentum sind es beispielsweise die „10 Gebote“, im Buddhismus, Judentum etc. werden sie etwas anders genannt, sind jedoch inhaltlich ziemlich identisch. Die Religionen, die erst im Laufe der Zeit zu Institutionen geworden sind, haben nur das zum Inhalt ihrer Lehre gemacht, was zur Machtgewinnung über die Menschen dient. Die Grundinstrumente sind Angst und Hoffnung. Angst zur Machtergreifung – Hoffnung schafft Vertrauen. Deshalb lassen sich Anhänger jeglicher Religion instrumentalisieren, egal in welcher Richtung. Übrigens wurde die Bibel öfters, je nach Bedarf und Interesse der Institution, abgeändert. Insbesondere Hinweise auf die Wiedergeburt wurden beim Konzil von Konstantinopel verbannt.
Wenn es heißt: Du sollst nicht töten, nicht stehlen, nicht übel reden, nicht lügen, nicht betrügen, nicht falsches Zeugnis ablegen etc. etc., die Menschen sich aber nicht daran halten, kann dann dieser Gott dafür haftbar gemacht werden? Wenn dieser Gott aber unsichtbar ist, sollte man sich dann nicht wenigstens an seinen Stellvertreter wenden können? Aber die sind auch nicht immer zuverlässig, denn kaum im Amt, kündigen sie möglicherweise bereits wieder, wie z.B. Papst Benedict XVI, obwohl sie sich gerne mit „Heiliger Vater“ ansprechen lassen.
Was konkret aber sollte Gott nach Meinung des Verfassers tun? Eine neue Sintflut loslassen, Blitze senden in die Köpfe der Verursacher oder ein Raumschiff bereitstellen, womit die ganze Elite auf nimmer wiedersehen verreisen könnte? Ein Hirn hat er den Menschen bereits gegeben. Was aber kann er dafür, wenn es nicht, oder in die falsche Richtung benutzt wird?
Vielleicht wären sie als Autor gut beraten, jeweils das Fragewort „warum“ öfter zu benutzen, statt nur Emotionen freien Lauf zu lassen. Das würde die Realität bedeutend näherbringen. Allerdings wäre es etwas anstrengender.
Fred Suban, Buchautor
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