Sechs Tote bei Messerangriff in Sydney

Polizei geht nach Messerangriff nicht von Terrormotiv aus

Mindestens fünf Tote nach Messerattacke in Einkaufszentrum in Sydney. Foto: epa/Steve Markham
Mindestens fünf Tote nach Messerattacke in Einkaufszentrum in Sydney. Foto: epa/Steve Markham

SYDNEY: Ein Einkaufsbummel in einer Mall im australischen Sydney wird plötzlich zum Alptraum: Ein Mann sticht auf mehrere Menschen ein. Die Polizei ist schnell vor Ort - und kann wohl Schlimmeres verhindern.

Ein gemütlicher Samstagnachmittag beim Shoppen, doch plötzlich herrscht Panik und Todesangst: In einem belebten Einkaufszentrum in der ostaustralischen Millionenmetropole Sydney sticht ein Mann fünf Menschen nieder und tötet sie. Ein sechster Mensch stirbt an seinen Verletzungen im Krankenhaus. Um das Leben weiterer, teils schwer verletzter Menschen wird gebangt.

Eine Polizistin vor Ort kann den mutmaßlichen Täter stellen und schießt auf ihn, als er sein Messer nicht fallen lassen will. Auch der Mann, über dessen Identität und Motive bisher nichts bekannt ist, stirbt. Nach wenigen Stunden hat der Schrecken ein Ende.

«Er hätte weitergemacht, er war auf einem Amoklauf», sagt ein Augenzeuge dem australischen Sender ABC. Er habe die Szene mit der Polizistin miterlebt und gesehen, wie die Beamtin noch versucht habe, den Mann vor Ort wiederzubeleben. Zuvor habe er Schreie gehört und Menschen gesehen, die in Panik in die Geschäfte liefen, um sich dort in Sicherheit zu bringen. Viele Läden schlossen schnell und ließen die Jalousien runter, wie auf Fotos von ABC zu sehen war.

Gegen 15.40 Uhr wurden Rettungsdienste in das belebte Einkaufszentrum Westfield Bondi Junction im Osten Sydneys gerufen - da kursieren bereits mehrere Berichte über viele Menschen, die vor einem Mann flüchteten, der ein Messer schwinge. Vor dem Gebäudekomplex versammelten sich schnell viele Menschen, die um ihre Angehörigen bangten, wie auf Beiträgen in sozialen Medien und Fotos zu sehen war.

Die Polizei sperrte die Mall in Bondi Junction umfassend ab, Busse fuhren Umwege, die Bahnhaltestelle wurde geschlossen. Auf der Straßen rund um die Mall gab es nur ein Thema: Was ist Schreckliches im Westfield Bondi Junction geschehen? Und laufen weitere Täter noch frei herum? Unzählige Polizisten sorgten für Beruhigung und schafften mit ihrer Präsenz Sicherheit, wie ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur berichtete.

«Ich kam gerade aus dem Fitnessstudio und lebte einfach mein Leben und dann dachte ich, ich müsste sterben... Ich hatte einfach solche Angst», sagte eine Frau dem Sender ABC. Andere Zeugen berichteten, dass sie ihre Kinder gepackt hätten und zusammen mit Hunderten Menschen aus dem Zentrum gerannt seien.

Wenige Stunden später dann, trotz der Berichte über niedergestochene Menschen, neben Trauer auch Erleichterung: Die Gefahr sei vorüber, sagt Anthony Cooke, der stellvertretende Chef der Polizei New South Wales, auf einer Pressekonferenz am Samstagabend. Es gebe nur einen mutmaßlichen Täter. Eine Polizistin habe auf ihn geschossen und er sei gestorben.

«Unser Mitgefühl gilt den Verletzten und unser Dank gilt denjenigen, die sich um sie kümmern, sowie unseren tapferen Polizisten und Ersthelfern», schreibt Australiens Premier Anthony Albanese auf der Plattform X (vormals Twitter).

Auch König Charles III., der das Staatsoberhaupt Australiens ist, und seine Ehefrau, Königin Camilla, sprachen ihr Beileid aus: «Meine Frau und ich waren zutiefst schockiert und entsetzt, als wir von der tragischen Messerstecherei in Bondi hörten», hieß es in einer Botschaft des Königspalastes. «Unsere Gedanken sind bei den Familien und Angehörigen derjenigen, die bei solch einem sinnlosen Angriff so brutal getötet wurden.»

Ein Zeuge berichtet, er habe in einem Geschäft Schutz gesucht, als sich der Vorfall ereignete, und später gesehen, wie Menschen das Zentrum unter Tränen verließen. «Ich glaube, die Leute machen sich Sorgen darüber, was der Grund dafür war», sagte er.

Die Polizei des Bundesstaates New South Wales, in dem auch Sydney liegt, hatte dazu zunächst keine weiteren Erkenntnisse. Sie betonte, ihre Ermittlungen dazu würden lange und präzise werden. Bisher stehe die Identität des Mannes nicht fest, und am Tatort fänden sich keine Hinweise auf Motive oder Ideologien. Sie dankte zugleich zufällig Anwesenden vor Ort für deren Hilfe, die mutig den niedergestochenen Menschen zu Hilfe geeilt seien. Und auch die Polizei ist überzeugt: Das schnelle und entschlossene Handeln der Beamtin, die den mutmaßlichen Täter stellte, habe viele Leben gerettet.

Polizei geht nach Messerangriff nicht von Terrormotiv aus

Die australische Polizei geht nach der tödlichen Messerattacke in einem Einkaufszentrum in Sydney nicht von einem terroristischen Motiv des Täters aus. Der 40 Jahre alte Angreifer habe psychische Probleme und allem Anschein nach kein ideologisches oder anderes konkretes Motiv gehabt, sagte Anthony Cooke, der stellvertretende Chef der Polizei des Bundesstaats New South Wales, am Sonntagmorgen (Ortszeit). «Für uns erscheint es zum jetzigen Zeitpunkt klar, dass es mit seiner psychischen Gesundheit zu tun hatte.» Näher führte Cooke diesen Punkt in seiner Stellungnahme nicht aus.

Die Polizei habe auch mit der Familie des Mannes gesprochen, der im vergangenen Monat aus dem Bundesstaat Queensland nach New South Wales gekommen sei und einen kleinen Lagerraum genutzt habe, sagte Cooke. Dieser Lagerraum sei bereits durchsucht worden. Der Mann war der Polizei in Queensland laut Cooke schon vor der Tat bekannt, allerdings nicht wegen schwerwiegender Delikte.

Der Täter hatte am Samstagnachmittag in einem belebten Einkaufszentrum der Millionenmetropole an Australiens Ostküste mehrere Menschen niedergestochen, bevor ihn eine Polizistin erschoss. Fünf Opfer - vier Frauen und ein Mann - erlagen ihren Verletzungen noch am Tatort in der Westfield Mall in Bondi Junction, eine Frau starb später im Krankenhaus. Das Alter der Getöteten wurde mit 20 bis 55 Jahren angegeben. Um das Leben weiterer, teils schwer verletzter Menschen wurde gebangt. Insgesamt gab es nach Polizeiangaben mehr als ein Dutzend Verletzte.

Cooke sagte am Sonntag, mehrere Opfer seien weiterhin im Krankenhaus, viele davon «in kritischem, aber stabilem Zustand» - darunter ein neun Monate altes Baby, dessen Mutter Medienberichten zufolge unter den Toten ist.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.