Baerbock mahnt Israel zu kluger Zurückhaltung

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock. Foto: epa/Michael Sohn
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock. Foto: epa/Michael Sohn

TEL AVIV: Nach dem iranischen Angriff auf Israel hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei einem Besuch in dem Land ein besonnenes und verantwortungsvolles Handeln Israels angemahnt. «Ich rede hier nicht von klein beigeben. Ich rede hier von einer klugen Zurückhaltung, die nichts weniger ist als Stärke», sagte sie am Mittwoch am Flughafen von Tel Aviv nach Treffen mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und mit Staatspräsident Izchak Herzog. Irans gefährliches Vorgehen werde nicht ohne weitere Konsequenzen bleiben, sagte Baerbock. Die EU habe Teheran bereits mit massiven Sanktionen belegt und werde weiter daran arbeiten.

Zudem habe Israel mit seinem «Defensivsieg», also der erfolgreichen Abwehr der iranischen Raketen und Drohnen, Stärke gezeigt und Teheran damit deutlich gemacht, «wie sehr Iran sich verrechnet hat und in der Region isoliert dasteht». Baerbock betonte: «Die Länder der Region wollen nicht zum Ersatzkriegsfeld werden.» Die Menschen dort wollten in Frieden leben. Dies sei «eine der stärksten Waffen gegen Iran», sagte die Ministerin weiter.

Nach dem iranischen Großangriff auf Israel am Wochenende ist die Sorge groß, dass sich der Konflikt bei einem harten israelischen Gegenschlag weiter ausbreiten könnte. Auslöser des iranischen Angriffs war ein mutmaßlich israelischer Angriff auf die iranische Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus gewesen. Dabei waren zu Beginn des Monats unter anderem zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet worden.

Baerbock betonte, auch der Not leidenden Bevölkerung im Gazastreifen sei mit dem iranischen Angriff nicht gedient worden. «Gleichzeitig hat Iran, dem es angeblich um die palästinensische Sache geht, mehr als deutlich gemacht, ihm ist das Leid der Menschen in Gaza vollkommen egal», so Baerbock. «Wir lassen es nicht zu, dass sich in dieser angespannten Lage die Blicke der Weltgemeinschaft von den Menschen in Gaza, von der Situation der Geiseln abwendet.»

Nach Angaben der Bundesaußenministerin werden auch noch immer etliche Geiseln mit deutscher Staatsangehörigkeit im Gazastreifen festgehalten - darunter ein einjähriges Baby. Sie warf dem Hamas-Chef im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, vor, mit den Geiseln sowie der eigenen Bevölkerung ein zynisches Spiel zu spielen.

Für Baerbock war es der siebte Israel-Besuch seit dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober. Am Mittwochnachmittag wollte sie zum Treffen der G7-Außenminister der Runde wirtschaftsstarker Demokratien nach Italien weiterreisen.

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