US-Polizistinwegen Totschlags angeklagt

Proteste und Ausschreitungen nach Tötung eines Schwarzen

Foto: epa/Christian Monterrosa
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MINNEAPOLIS: Nach der Tötung des Afroamerikaners Daunte Wright bei einem Polizeieinsatz in den USA wirft die Staatsanwaltschaft der verantwortlichen Beamtin Medienberichten zufolge Totschlag zweiten Grades vor. Das habe der zuständige Staatsanwalt Pete Orput im Bezirk Washington im US-Bundesstaat Minnesota am Mittwoch entschieden, berichteten unter anderem der Sender CNN und die Zeitung «New York Times».

Der weißen Ex-Polizistin Kim Potter könnten damit bis zu zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe drohen. Totschlag zweiten Grades setzt «schuldhafte Fahrlässigkeit» voraus. Im deutschen Rechtsgebrauch entspräche der Tatbestand wohl eher der fahrlässigen Tötung. Potter wurde am Mittwoch festgenommen, wie die zuständige Polizeibehörde BCA mitteilte. Sie hatte am Dienstag ihre Kündigung eingereicht.

In der Stadt Brooklyn Center nördlich von Minneapolis war es nach dem Tod des Schwarzen am Sonntag wiederholt zu Protesten und auch Ausschreitungen gekommen. Der 20-jährige Wright war laut Autopsie infolge eines Schusses in den Brustbereich gestorben.

Der inzwischen zurückgetretene Polizeichef Tim Gannon hatte am Montag erklärt, er gehe davon aus, dass Potter den 20-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle versehentlich angeschossen habe. Nach ersten Erkenntnissen habe sie statt eines Elektroschockers (Taser) irrtümlich ihre Pistole gezogen, sagte er. Der «New York Times» zufolge stand die 48-Jährige seit 26 Jahren im Polizeidienst.

Die Polizisten kontrollierten Wright am Sonntag, weil die Zulassung seines Wagens abgelaufen war, wie es hieß. Dabei hätten sie festgestellt, dass ein Haftbefehl gegen den unbewaffneten Mann bestand, und ihn festnehmen wollen. Ein Video zeigt, wie sich Wright aus dem Griff der Beamten löst und wieder in sein Auto steigt. Eine Polizistin ruft daraufhin «Taser, Taser, Taser» - hat aber eine Pistole in ihrer Hand. Daraufhin ist ein Schuss zu hören.

Wright hatte eine junge Tochter. Bei einer für seine Familie eingerichteten Spendenkampagne gingen bis Mittwoch bereits mehr als 600.000 US-Dollar (500.000 Euro) ein.


Proteste und Ausschreitungen nach Tötung eines Schwarzen in den USA

MINNEAPOLIS: Nach dem Tod eines jungen Schwarzen bei einem Polizeieinsatz im US-Bundesstaat Minnesota hat es erneut Proteste und Ausschreitungen gegeben. Mehr als 60 Menschen seien in Brooklyn Center im Norden der Stadt Minneapolis unter anderem wegen Unruhestiftung festgenommen worden, teilte die Polizei in der Nacht zum Mittwoch (Ortzeit) bei einer Pressekonferenz mit.

Hunderte Menschen hatten sich am Dienstagabend vor dem örtlichen Polizeirevier versammelt und unter anderem eine unabhängige Untersuchung im Fall des getöteten 20 Jahre alten Daunte Wright gefordert, wie US-Medien berichteten. Der Protest hatte zunächst friedlich begonnen, nach Einbruch der Dunkelheit warfen Randalierer aber laut Behörden Gegenstände wie Ziegelsteine und volle Flaschen in Richtung der Beamten. Die Polizei setzte Medienberichten zufolge unter anderem Blendgranaten und Tränengas gegen die Demonstranten ein.

Auch die Nationalgarde war im Einsatz. Wie schon am Dienstag galt auch am Mittwoch eine nächtliche Ausgangssperre in mehreren Städten der Region, darunter auch Brooklyn Center. Gegen die Beschränkung hatten in der vorangegangenen Nacht Hunderte Menschen verstoßen.

Seit Sonntag war es in Brooklyn Center zu teils gewaltsamen Protesten gekommen, nachdem eine Polizistin bei einer Verkehrskontrolle auf Wright geschossen hatte. Polizeiangaben zufolge hatte sie statt eines Elektroschockers (Taser) irrtümlich ihre Pistole gezogen. Die Beamtin und der örtliche Polizeichef hatten am Dienstag ihren Rücktritt erklärt. Medienberichten zufolge wollen die Ermittler am Mittwoch mitteilen, ob gegen die Polizistin Anklage erhoben wird.

In der knapp 20 Kilometer entfernten Stadt Minneapolis läuft derzeit der Prozess gegen den Ex-Polizisten Derek Chauvin wegen des gewaltsamen Todes des Afroamerikaners George Floyd im Mai vergangenen Jahres.

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