Charles und Camilla zum Königspaar gekrönt

​Mit Prunk und Protest 

König Charles III. und Königin Camilla winken nach ihrer Krönung vom Balkon des Buckingham Palace. Foto: Chris Jackson/Getty Images Europe/ap/dpa
König Charles III. und Königin Camilla winken nach ihrer Krönung vom Balkon des Buckingham Palace. Foto: Chris Jackson/Getty Images Europe/ap/dpa

LONDON: Rund acht Monate nach dem Tod von Queen Elizabeth II. wird im Vereinigten Königreich mit Pauken und Trompeten eine neue Ära eingeläutet. Doch nicht allen ist bei der Krönung zum Feiern zumute.

Mit viel Prunk und Jubel hat das Vereinigte Königreich am Wochenende die Krönung von König Charles III. und seiner Frau Camilla zelebriert. Begleitet wurden die Feierlichkeiten aber auch von Protesten und Kritik am harten Durchgreifen der Polizei.

Bei einer historischen Zeremonie mit jahrhundertealten Schmuckstücken und traditionellen Elementen bekam der 74 Jahre alte Monarch vor den Augen von mehr als 2000 geladenen Gästen aus aller Welt und Millionen Fernsehzuschauern die schwere, glitzernde Edwardskrone aufgesetzt.

Pomp und Historisches in der Westminster Abbey

In königliche Roben gehüllt legte Charles in der festlich geschmückten Kirche den Krönungseid ab, wurde mit heiligem Öl gesalbt und nahm einen Treueschwur von Thronfolger William sowie seinem Volk entgegen. Neben Charles wurde auch Camilla gesalbt und zur Königin gekrönt - ein ausdrücklicher Wunsch der im vergangenen Jahr gestorbenen Queen Elizabeth II.

Charles' zweiter Sohn, Prinz Harry, kam ohne seine Familie zum großen Tag seines Vaters und musste sich mit einem Sitzplatz in der dritten Reihe zufrieden geben. Nach Anschuldigungen in mehreren Interviews und seinen Memoiren hat sich der Graben zwischen Harry und Meghan zum Königshaus arg vertieft.

Für Entzücken sorgten hingegen die Kinder von William und Prinzessin Kate - allen voran der fünfjährige Prinz Louis, der kurz nach der Krönung herzhaft gähnte. Der neunjährige Prinz George - gemäß der Thronfolge ein künftiger König - hatte eine besondere Rolle: Er war gemeinsam mit drei anderen Jungen als Ehrenpage seines Großvaters Charles im Einsatz. Auch die pompösen Outfits anderer Royals - etwa Kate in rot-blauer Robe und silbernem Diadem - sorgten für Aufsehen.

Mit der Goldkutsche vorbei an nassen Fans

Nach dem Gottesdienst ließ sich das frisch gekrönte Königspaar von den Massen feiern: In der mehr als 260 Jahre alten Goldenen Staatskutsche fuhren Charles und Camilla - in einem prachtvollen Zug mit Tausenden Soldatinnen und Soldaten der britischen Armee und der Commonwealth-Staaten - zurück zum Buckingham-Palast.

Viele der Abertausenden Royal-Fans, die ihnen dabei zujubelten, waren zu diesem Zeitpunkt schon tief durchnässt: Ab dem Vormittag regnete es in London in Strömen. Trotzdem füllte sich der Platz vor dem Buckingham-Palast, bevor die Royal Family sich auf dessen Balkon versammelte und den Massen zuwinkte. Charles und Camilla kamen nach dem ersten Auftritt sogar für eine kleine Zugabe zurück. Queen Elizabeth II. soll vor 70 Jahren ganze fünf Zugaben gegeben haben.

Hartes Durchgreifen der Polizei

In den Jubel mischte sich aber auch Kritik am harten Durchgreifen der Polizei gegen Demonstranten - mehrere Abgeordnete zeigten sich besorgt. So wurde der Chef der Organisation Republic, Graham Smith, in der Nacht zum Sonntag erst nach 16 Stunden aus dem Gewahrsam freigelassen, sein Handy wurde beschlagnahmt. Er kritisierte, es gebe in Großbritannien kein Recht mehr auf friedlichen Protest.

Die konservative Regierung hatte das Demonstrationsrecht kürzlich erneut eingeschränkt. Bei der Krönung reichte der Polizei ein Verdacht, dass es zu erheblichen Störungen kommen könnte, als Anlass für Ingewahrsamnahmen. Insgesamt hatte die Londoner Polizei während der Feierlichkeiten 52 Menschen festgenommen - nach Angaben von Aktivisten in vielen Fällen ohne Begründung. Einsatzleiterin Karen Findlay verteidigte das Vorgehen hingegen als verhältnismäßig, auch Regierungsvertreter lobten die Polizei für «ausgewogenes» Verhalten.

«Coronation Big Lunch» und Konzert am Sonntag

Am Sonntag gingen die Feierlichkeiten zunächst mit Straßenfesten im ganzen Land weiter. Beim sogenannten Coronation Big Lunch organisierten Gemeinschaften überall im Land Nachbarschaftsfeste, bei denen sich die Anwohner und andere Gäste oft an langen Tafeln zum gemeinsamen Mittagessen und Anstoßen versammelten. Sogar ein eigenes Rezept wurde für die Feste veröffentlicht: die «Coronation Quiche» mit Spinat, Bohnen und Estragon.

An verschiedenen Orten mischten sich auch Mitglieder der Royal Family unters Volk, etwa Charles' Schwester Prinzessin Anne und ihr Ehemann Timothy Laurence. Nahe Schloss Windsor überraschten William und Kate die Wartenden. Mit Schlucken aus einem dargebotenen Becher und einem Plausch über die Vorliebe von Sohn George für Rockmusik zeigte sich das Paar volksnah. Das Königspaar kam nicht zum «Big Lunch». Ein Sprecher des Palasts teilte aber mit, Charles und Camilla seien «tief berührt» nach den Feiern und allen sehr dankbar, die dazu beigetragen hätten.

Am Abend schauten der König und die Königin beim großen Krönungskonzert auf Schloss Windsor zu, mit Thronfolger William und seiner Familie an ihrer Seite. Zahlreiche Stars wie Take That, Katy Perry und Lionel Richie sollten den etwa 20.000 Zuschauern einheizen.

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