Mafia der Fußballer, Lehrer und Cannabisraucher

Wie Thailands neue Polizeieinheiten ausländische Kriminelle jagen

Verstärkte Kontrollen von Ausländern und von Unternehmen nicht-thailändischer Herkunft, wie hier auf Koh Samui, sind für die nächsten Monate angekündigt – Anfang Oktober fanden erste Razzien statt. Fotos: Archiv
Verstärkte Kontrollen von Ausländern und von Unternehmen nicht-thailändischer Herkunft, wie hier auf Koh Samui, sind für die nächsten Monate angekündigt – Anfang Oktober fanden erste Razzien statt. Fotos: Archiv

KOH SAMUI/PHUKET: Das Ziel ist fixiert und die Polizeieinheiten sind von der Leine gelassen. Auf den Ferieninseln Koh Samui und Phuket haben Spezialkräfte der Thai Police bei Razzien gegen ausländische Schwerkriminelle Anfang Oktober Maßstabe gesetzt. Als Fußballer verkleidete oder als Lehrer getarnte Nicht-Thailänder rückte der Einsatzleiter des neugegründeten ‚Tourism Police Bureau‘ (TPB) in den Ermittlungsfokus.

Mit Großeinsätzen auf beiden Inseln sorgten Mitarbeiter der Touristenpolizei und des eindrucksvoll klingenden ‚Armed Forces Security Center‘ (Deutsch: Vereinte Kräfte der Sicherheitsgruppen) für Ordnung und meldeten Erfolge. Auf Koh Samui nahm die TPB-Einheit laut Angaben ihres Einsatzleiters, Generalmajor Surachet Hakpan, bei der Razzia am 5. Oktober einen Briten (42) fest. Der Betreiber einer privaten Hotelanlage soll nicht alle nötigen Firmenpapiere vorgewiesen haben und im Besitz von 1,5 Gramm Haschisch gewesen sein.

Wiederherstellung der Sicherheit Thailands

Die strenge Gangart gegen mafiös organisierte Ausländer in Thailand hat in regionalen Zeitungen Zuspruch erfahren. Stellvertretender Ministerpräsident Prawit Wongsuwong setzte die Polizeikräfte seines Landes persönlich auf die patriotische Aufgabe an. „Ausländische Gruppierungen mit falschen Identitäten und dem Fluchtpunkt Thailand“ stehen seinen Aussagen zufolge ganz oben auf einer Prioritätenliste.

Die Wiederherstellung der Sicherheit des Landes und der Schutz der Touristen ist der Regierung eine beeindruckende Kooperation vereinter Streitkräfte wert. Die neugebildete Tourismuspolizei-Einheit, alle Immigrationsbeamten, die Wasserschutzpolizei und die Marine sollen Flughäfen und Fährhäfen kontrollieren sowie Hinweisen nachgehen, wo nicht-thailändische Kriminelle ihr Unwesen treiben. Die Allianz gegen das Böse besitzt weitreichende Befugnisse und soll in den nahenden Monaten den Sumpf trocken legen, der Thailands Tourismus beschädigt.

Unübersehbar haben zwei jüngst verhaftete Kriminelle als Beschleuniger gewirkt. Als Fußballer getarnte schwarzafrikanische Ausländer, ein untergetauchter Englischlehrer mit donnerhallender Vergangenheit – die Infiltration Thailands sei zur Volksgefahr geworden, skandierten die Machthaber, insbesondere deshalb, weil das befleckte Image den Wachstumsmotor Tourismuswirtschaft stottern lasse. Ein südafrikanischer Englischlehrer als mutmaßlicher Vergewaltiger einer Liebesdienerin in Kamphaeng Pet und ein aus den USA stammender und auf Koh Samui verhafteter Kinderschänder erleuchteten die Rechtfertigung des Gegenschlages der Staatsgewalt.

Gebeutelte Tauchschulen erneut unter Observation

Auf Koh Samui sind bei der Razzia am 5. September nicht nur 1,5 Gramm Hanf beschlagnahmt worden. Laut Insiderinformationen erwischte es zusätzlich einige alteingesessene Tauchschulen. Die Betreiber, die nach den katastrophalen Monsun-Überschwemmungen des Dezember und Januar und einer flauen Sommersaison um ihre Existenz kämpfen, konnten nicht alle eingesetzten Tauchlehrer rechtzeitig mit den geforderten Arbeitspapieren ausstatten. Die ertappten ‚Mafiosi‘ kamen nach Zahlung fünfstelliger Kautionssummen frei und können in Kürze als ambulante Gesetzesbrecher ihrer anstehenden Gerichtsverhandlung beiwohnen.

Dass identifizierte ausländische Kriminelle keinen Unterschlupf in Thailand finden sollten, befürwortet die Mehrheit aller Bürger. Auch in sogenannten Expatriat-Kreisen herrscht Zustimmung, wenn straffällig gewordene Ausländer rigoros aus dem Verkehr gezogen werden. Weshalb anhand von Einzelfällen der Eindruck erweckt wird, Thailands Sicherheit stehe wegen nicht-thailändischer Mafia-Gruppierungen auf dem Spiel – diese Frage könnten derzeit nur die Einsatzleiter von Polizei, Tourist Police, Immigration, Marine und der föderalen Polizeitruppe ‚Crime Suppression Division‘ beantworten.

Die Ankündigung weiterer Großrazzien wirkt als Drohszenario und sie wird ernst genommen. Auch seit Jahren unauffällig gebliebene Hoteliers und Gastronomen, Tauchschulbetreiber und Tourveranstalter, sollen Besuch erhalten und zum wiederholten Mal gründlich durchleuchtet werden.

Die Anti-Mafia-Koalition Thailands gegen staatsgefährdende Gastarbeiter hat Staub aufgewirbelt und sie streicht Balsam auf nationalistische Seelen. Das gefällt den Initiatoren und es bestärkt sie auf ihrem Kreuzzug. Selbst Wasser soll keine Balken mehr haben. Mit dem Ankauf zusätzlicher Speedboote für Urlaubsorte wie Phuket, Koh Samui und Pattaya wird signalisiert, wie weitreichend künftig Kontrollaktionen ausfallen. Keiner scheint sicher, wenn seinen Reisepass nicht das thailändische Nationaldunkelrot schmückt…

Einheimische Unternehmen blieben bislang verschont

Von einer Allianz gegen Mafia-Strukturen einheimischen Wachstums wurde im Gegenzug noch nichts bekannt. Phukets und Koh Samuis verhaltensauffällige Taxifahrer, lokal organisierte Drogenbanden und Schmuggler, weitverzweigte Banden von Menschenhändlern – sie alle können durchatmen und erst einmal weitermachen. Der neuen Marschroute deutelt es nicht an Deutlichkeit. Ausländische Volksschädlinge jagen dem Land Angstschauer über den Rücken. Der Milliarden-Wachstumsmarkt Tourismus und der Schutz internationaler Urlauber ist aus thailändischer Sicht kein thailändisches Problem.

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