Tourismusbehörde dementiert Touristen-Quarantäne

Dilettantisches Krisenmanagement sorgt für Verunsicherung unter Touristen

Ausländische Touristen tragen Mundschutz am internationalen Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok. Foto: epa/Rungroj Yongrit
Ausländische Touristen tragen Mundschutz am internationalen Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok. Foto: epa/Rungroj Yongrit

BANGKOK: Zwei Tage nachdem das Department of Disease Control unter Aufsicht des Thailändischen Ministeriums für Gesundheit (MoPH) eine Aktualisierung ihrer Sonderankündigung COVID-19 betreffend ausländischen Urlaubern bekanntgegeben hat, die aus den 11 Ländern kommen, die das Königreich auf der Liste der Hochrisikogebiete für COVID-19-Infektionen gesetzt hat, darunter auch Deutschland, ist das Chaos perfekt und die zuständigen Behörden und Ministerien glänzen mit widersprüchlichen Bekanntmachungen.


Neben Deutschland sind laut einer Liste der zuständigen thailändischen Behörde Einreisen aus folgenden Ländern mit Fällen der Lungenkrankheit Covid-19 betroffen:

China, Hongkong, Macau, Taiwan, Südkorea, Japan, Singapur, Italien, Iran und Frankreich.


Während das Department of Disease Control ausländischen Urlaubern aus den 11 Risikogebieten ohne COV-19-Symptome empfiehlt, sich nach Ankunft in Thailand einer zweiwöchigen Selbstquarantäne in ihrer Unterkunft zu unterziehen, wird die Empfehlung kurz darauf von der Tourism Authority of Thailand (TAT) dementiert.

In einem Sondernewsletter und auf ihrer Webseite betont die TAT am 5. März 2020, dass die „thailändische Regierung bisher keine offizielle Ankündigung bezüglich der Selbstquarantäne für Reisende aus betroffenen Gebieten gemacht“ hätte.

Ob sich die Verantwortlichen bei der TAT mit dieser Aussage zu weit aus dem Fenster gelehnt haben ist nicht bekannt. Offensichtlich hingegen ist, dass genau diese Passage nur wenige Stunden später am 6. März 2020 aus der Bekanntmachung auf der TAT-Webseite entfernt wurde. Stattdessen ist nur noch zu lesen:

„In Übereinstimmung mit der Ankündigung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 30. Januar 2020 empfiehlt Thailand jedoch keine Reise- oder Handelsbeschränkungen gegenüber China oder anderen betroffenen Gebieten.“

Da jedoch die Originalbekanntmachung am Vortag per Sondernewsletter versendet wurde, dürfte sie von Zehntausenden Newsletter-Abonennten der TAT zur Kenntnis geworden sein.

Quarantäne-Empfehlung sorgt für Stornierungswelle

Nicht nur die Medien, sondern besonders Urlauber aus den betroffenen Ländern sind verunsichert und fragen sich, was sie bei der Einreise nach Thailand erwartet, wenn sie ihren geplanten Urlaub nicht längst storniert haben. Denn das Risiko, die schönsten Tage des Jahres in einem fremden Land in Quarantäne zu verbringen, möchte verständlicherweise niemand eingehen, auch wenn es sich bei der Bekanntmachung des Department of Disease Control nur um eine „Empfehlung“ handelt.

Auch der Hinweis, dass Urlauber aus den 11 Risikogebieten ohne COVID-19-Symptome unbesorgt sein können, wenn sie den Beamten der Immigration bei der Einreise ihre Unterkunft für die ersten 14 Tage ihres Urlaubs zwecks behördlicher Kontaktaufnahme benennen, wirft Fragen auf, die die Verantwortlichen anscheinend nicht bedacht haben:

- Was erwartet zum Beispiel Urlauber, die nur einen Kurzaufenthalt bzw. Urlaub unter 14 Tagen in Thailand geplant haben?

- Oder Individualtouristen, die eine Rundreise auf eigene Faust unternehmen möchten, um das Königreich in all seinen Facetten kennenzulernen?

Eine Antwort seitens der Behörden blieb auch drei Tage nach der Bekanntmachung der empfohlenen Selbstquarantäne und drohenden Verweigerung der Einreise beim Nichtnachweis des genauen Aufenthaltsortes aus.

Vorwurf: Dilettantisches Krisenmanagement

Dass eine Hand nicht weiß was die andere tut, darauf lässt das Verhalten des thailändischen Gesundheitsministers Anutin Charnvirakul schließen, der die Diskussion über die obligatorische Quarantäne im Hotelzimmer ursprünglich entfachte.

Auf seinem Facebook-Account verkündete er am Dienstag, dass „jeder, der aus diesen neun Ländern kommt, die als Seuchengebiete deklariert wurden, ausnahmslos eine 14-tägige Selbstquarantäne einhalten muss“. Die Mitteilung endete mit dem Satz: „Wir werden dies gemeinsam durchkämpfen“.

Worte, die sich nicht gerade nach einer Empfehlung oder gar Bitte anhören, sondern eher nach einer Drohung.

Umso größer die Überraschung, dass der Beitrag nur wenig später – wie auch die Facebookseite von Anutin – ohne ersichtlichen Grund nicht mehr aufrufbar war. Das Posting enthielt jedoch gescannte Bilder der offiziellen Ankündigung mit der Unterschrift Anutins, weshalb die Ankündigung sowohl von thailändischen als auch ausländischen Medien, einschließlich CNN, aufgegriffen wurde, was bei Touristen aus den betroffenen Ländern, zu großer Verwirrung führte.

Es ist nicht das erste Mal, das sich der Gesundheitsminister einen Fauxpas leistete. Anfang Februar erregte internationale Aufmerksamkeit, als er forderte, ausländische Touristen, die in Thailand keine Gesichtsmasken tragen, aus dem Land zu werfen.

Fest steht: Verwirrspiel hin oder her, deutsche Urlauber sowie auch alle anderen Touristen aus den Risikogebieten fordern zu Recht Aufklärung von der thailändischen Regierung.

Die Redaktion des Magazins DER FARANG erreichten bereits zahlreiche Zuschriften, in denen Touristen aus Deutschland ankündigten, ihren geplanten Thailand-Urlaub zu stornieren. Im Hinblick auf die derzeitige Touristenflaute wäre eine weitere Stornierungswelle wohl das Letzte, was Thailand gebrauchen könnte.

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