Burmesen werden mit blankem Hass überschüttet

Foto: epa/Narong Sangnak
Foto: epa/Narong Sangnak

BANGKOK: „Wo immer ihr Menschen aus Myanmar seht, schießt sie ab", lautete ein thailändischer Kommentar auf YouTube nach einem Anstieg von Coronavirus-Fällen unter Arbeitern aus Myanmar. Der Ausbruch des Virus, der zuerst auf einem Markt für Seafood in Samut Sakon der Nähe von Bangkok entdeckt wurde, hat zu einem Aufflackern solcher Hassreden im Internet geführt.

„Menschen aus Myanmar werden beschimpft, weil sie Covid-19 verbreiten, aber das Virus diskriminiert nicht", zitiert die „Bangkok Post“ Sompong Srakaew vom Labor Protection Network, einer thailändischen Gruppe, die Arbeitsmigranten hilft. Der Stimmungsumschwung habe reale Konsequenzen, indem Arbeiter aus Myanmar von Bussen, Motorradtaxis und Büros ausgeschlossen werden. Einer der vielen aufrührerischen Kommentare in den sozialen Medien, die von der Nachrichtenagentur Reuters gesehen wurden, forderte, dass infizierte Wanderarbeiter unbehandelt bleiben sollten und die Bestrafung für Menschen, die sie ins Land gebracht haben. Die Rhetorik spiegelt ein globales Muster seit dem Beginn der Pandemie wider: Ausländer werden für die Verbreitung des Virus verantwortlich gemacht.

Die unabhängige Gruppe Social Media Monitoring for Peace hat Hunderte von Kommentaren gefunden, die als Hassrede auf YouTube, Facebook und Twitter eingestuft wurden. „Die Kommentare enthielten rassistische Sprache, die darauf abzielt, Diskriminierung auszulösen und Nationalismus zu fördern", unterstreicht Saijai Liangpunsakul, Sprecher der Gruppe.

Nachdem Reuters einige Beiträge markiert hatte, teilte Facebook mit, dass es mehrere wegen Verletzung der Richtlinien für Hassreden entfernt habe. Twitter sagte, dass es die Angelegenheit prüfe. YouTube reagierte nicht auf Anfragen nach einem Kommentar.

Offiziell gibt es in Thailand fast 1,6 Millionen Arbeiter aus Myanmar, aber die wirkliche Zahl ist wegen der illegalen Einwanderung höher. „Das thailändische Volk wird die Jobs, die sie machen, nicht annehmen“, erklärt Taweesilp Visanuyothin von der Covid-19-Taskforce. „Heute sind sie unsere Familie... Sowohl das myanmarische als auch das thailändische Volk sind Buddhisten." Ein Videoclip eines Wanderarbeiters aus Myanmar, der sich die Tränen abwischt, während er Dr. Taweesilp zuhört, ging in den sozialen Medien viral.

Thailand wird traditionell als tolerant gegenüber Ausländern angesehen, aber eine historische Feindschaft wurde in den sozialen Medien wiederbelebt mit Hinweisen auf die Zerstörung von Ayutthaya, der Hauptstadt des damaligen Siam, durch burmesische Truppen im 18. Jahrhundert.

Myanmar hat einen viel schwerwiegenderen Ausbruch des Coronavirus erlitten, mit über 2.500 Toten bei fast 120.000 bestätigten Fällen, verglichen mit 60 Todesfällen bei über 5.900 Fällen in Thailand. Panpimol Wipulakorn, Generaldirektor der Behörde für geistige Gesundheit, fordert die Thais auf, die Wanderarbeiter moralisch zu unterstützen und ihnen nicht die Schuld an der neuen Infektionswelle im Königreich zu geben. Zusammenarbeit werde helfen, das Virus einzudämmen.

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