Aktuelle Meldungen der Luftfahrt am Mittwoch

Protest von Alitalia-Mitarbeitern vor Ministerium in Rom

ROM: Mitarbeiter von Alitalia und Gewerkschaftsvertreter haben am Mittwoch gegen Entlassungen und eine mögliche Halbierung der Flotte der Fluggesellschaft protestiert. Die notleidende Alitalia befindet sich unter staatlicher Verwaltung. Das Unternehmen mit mehr als 10.000 Beschäftigten hatte nach Gewerkschaftsangaben wegen der Corona-Krise in den vergangenen Monaten mehrmals Liquiditätsengpässe, so dass die Zahlung der Gehälter schwierig wurde. Die Demonstranten zogen vor das Industrieministerium in Rom. Vertreter sprachen mit dem Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Giancarlo Giorgetti.

Italiens Regierung hatte im Herbst 2020 ihr Vorhaben zur Neustrukturierung der seit längerem insolventen Alitalia vorgelegt. Der verkleinerte Flugbetrieb soll in ein neues Unternehmen, genannt Italia Trasporto Aereo (ITA), wandern. Über dessen Industrieplan und weitere Staatshilfen verhandelt Rom mit der EU-Kommission. Minister Giorgetti räumte am Mittwoch in einer Fragestunde des Abgeordnetenhauses ein, dass es ein «ernstes Problem mit der Liquidität» gebe. Der Politiker forderte von Brüssel Verständnis für ein flexibles Anwenden von Regeln, wie die Nachrichtenagentur Ansa schrieb.


Airbus hält an langsamer Steigerung der Flugzeugproduktion fest

AMSTERDAM: Der Flugzeugbauer Airbus hält an seinen Plänen zur langsamen Steigerung der Produktion seiner Mittelstreckenjets fest. «Beim A320 wird die Produktion schrittweise von derzeit 40 Flugzeugen pro Monat auf 43 im dritten Quartal und 45 im vierten Quartal 2021 steigen», sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Amsterdam. Auch bei den kleineren Maschinen der A220-Reihe soll es bei der Steigerung von vier auf fünf Jets pro Monat ab Ende des ersten Quartals bleiben. Airbus hatte das bereits im Januar als Zielvorgabe festgelegt. «Die Produktion von Großraumflugzeugen wird voraussichtlich auf dem derzeitigen Niveau stabil bleiben.»

Faury betonte erneut, dass sich der Markt voraussichtlich von der Coronakrise zwischen den Jahren 2023 und 2025 erholen werde - allerdings gelte dies zuerst für Inlandsflüge und kürzere Strecken. Der internationale Flugverkehr, der meist von Großraumflugzeugen betrieben wird, werde wahrscheinlich noch länger schwach bleiben und noch einige Jahre nicht wieder auf das Niveau vor Corona zurückkehren, so der 53-jährige Franzose. Er sehe außerdem Potenzial zur Optimierung und Vereinfachung des industriellen Aufbaus in Europa, sagte Faury, ohne weitere Details zu nennen. Dieser sei derzeit recht komplex und fragmentiert.

Faury sprach auch über die personellen Veränderungen an der Konzernspitze. Airbus hatte Anfang der Woche unter anderem verkündet, dass der Chef der Airbus-Rüstungssparte, Dirk Hoke, den Konzern Mitte verlassen werde. Sein Nachfolger in München wird im Juli der Airbus-Manager Michael Schöllhorn. Airbus freue sich nun auf die nächsten Schritte im zivilen und militärischen Bereich - einschließlich auf das deutsch-französisch Luftkampfsystem namens FCAS. «Die Veränderungen werden dazu beitragen, den Erfolg unserer Ambitionen zur Dekarbonisierung des Luftfahrtsektors sowie der Entwicklungsphase strategischer europäischer Verteidigungsprojekte sicherzustellen», betonte Faury.


EU-Gericht: Ryanair scheitert mit Klagen gegen Hilfen für Konkurrenz

LUXEMBURG: Der Billigflieger Ryanair ist mit mehreren Klagen gegen millionenschwere Staatshilfen für Konkurrenten in der Corona-Krise gescheitert. Das EU-Gericht erklärte am Mittwoch in Luxemburg, dass sowohl die Hilfen von Schweden und Dänemark für die skandinavische Fluggesellschaft SAS als auch die finnische Unterstützung für Finnair in Einklang mit EU-Recht stünden. Ryanair kündigte unverzüglich an, Berufung gegen die Urteile beim Europäischen Gerichtshof einzulegen (Rechtssachen T-378/20, T-379/20 und T-388/20).

Zuvor hatte das Unternehmen gegen Entscheidungen der EU-Kommission geklagt, die Beihilfen der skandinavischen Länder zu gewähren. Mit Blick auf SAS betonten die EU-Richter nun jedoch unter anderem, dass die Maßnahmen verhältnismäßig seien. Bei Finnair stellten sie vor allem fest, dass ein etwaiger Zahlungsausfall beträchtliche Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben Finnlands gehabt hätte. In beiden Fällen seien die Staatshilfen dazu geeignet, das verfolgte Ziel zu erreichen.

Ryanair hat in den vergangenen Monaten gegen etliche Staatshilfen vor dem EU-Gericht geklagt. Bereits im Februar scheiterte das Unternehmen mit dem Vorgehen gegen Beihilfen Frankreichs und Schwedens.


Fluglinie Norwegian will mehr neues Kapital einsammeln

OSLO: Die finanziell ums Überleben kämpfende Fluggesellschaft Norwegian will sich umgerechnet bis zu knapp 600 Millionen Euro an frischem Kapital besorgen und damit mehr als bisher vorgesehen. Die Kapitalerhöhung sei auf zwischen 4,5 und 6 Milliarden norwegische Kronen (445 bis 593 Mio Euro) revidiert worden, teilte die Airline am Mittwoch mit. «Wir wollen einen konservativen Ansatz in einer Zeit verfolgen, in der die Pandemie und Reisebeschränkungen weiter Unvorhersehbarkeit im Reisesektor erzeugen», erklärte Norwegian-Chef Jacob Schram. Diese Unsicherheit müsse bei der Planung berücksichtigt werden. Zuvor hatte es der Konzern auf rund 4,5 Milliarden Kronen an neuem Kapital abgesehen.

Norwegian kämpft seit längerem sowohl in Norwegen als auch in Irland, wo mehrere Firmentöchter registriert sind, gegen die drohende Insolvenz. Dies hängt zum einen mit einem massiven Schuldenstand, zum anderen auch mit zusätzlichen Problemen im Zuge der Corona-Krise zusammen. In beiden Ländern hat Norwegian Gläubigerschutz erhalten, Pläne zur Konzernumstrukturierung wurden dort zuletzt jeweils von Gerichten abgesegnet.

Mit einer Neuaufstellung will die Airline den Weg in die Zukunft schaffen. Künftig will sie keine Langstreckenflüge mehr anbieten und sich mit dann noch 51 Flugzeugen auf Kurzstrecken in Skandinavien und Europa konzentrieren. Die Schulden werden nach Konzernangaben stark reduziert, zudem sind Flugzeugbestellungen in einer Größenordnung von 85 Milliarden Kronen (8,4 Mrd Euro) storniert worden.


Easyjet hofft in Europa weiter auf Sommerquartal

LUTON: Der britische Billigflieger Easyjet rüstet sich nach dem nahezu kompletten Zusammenbruch seines Flugbetriebs für ein baldiges Ende der Lockdown-Maßnahmen nicht nur in seinem Heimatmarkt. Zwar ist auch im Sommerquartal bisher nur ein deutlich vermindertes Flugangebot von 20 Prozent des Niveaus von 2019 geplant. Doch sei Easyjet flexibel genug, um die Zahl der Flüge und der angeflogenen Ziele bei einem Nachfrageanstieg schnell wieder auszuweiten, sagte Unternehmenschef Johan Lundgren laut Mitteilung vom Mittwoch in Luton bei London.

Großbritanniens Regierung unter Premierminister Boris Johnson will voraussichtlich ab Mitte Mai Reisen ins Ausland wieder erlauben. Und auch in Europa planten die meisten Länder angesichts der Fortschritte ihrer Impfkampagnen wieder die Rückkehr zum planmäßigen Flugbetrieb, sagte Lundgren.

Der Ryanair-Konkurrent hatte wegen der Reisebeschränkungen im Winterhalbjahr, das bei Easyjet von Oktober bis Ende März läuft, den ursprünglichen Flugplan nahezu komplett eingedampft. Innerhalb der sechs Monate beförderte die Airline knapp 4,1 Millionen Passagiere - 89 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz brach um 90 Prozent auf rund 235 Millionen Pfund (271 Mio Euro) ein. Ersten Berechnungen zufolge dürfte Easyjet daraus ein um Sonderposten bereinigter Vorsteuerverlust von 690 bis 730 Millionen Pfund entstanden sein, nach minus 193 Millionen Pfund ein Jahr zuvor. Easyjet hatte zunächst sogar noch einen etwas stärkeren Einbruch befürchtet. Die endgültigen Zahlen für das Halbjahr will das Unternehmen am 20. Mai veröffentlichen.

Die Corona-Pandemie hat die gesamte Flugbranche schwer getroffen und Easyjet im vergangenen Geschäftsjahr den ersten Verlust ihrer Geschichte eingebrockt. Der Billigflieger hatte Stellen abgebaut und etwa Flugzeuge verkauft, die nunmehr zurückgeleast werden. Auch eine spätere Abnahme von bereits bestellten neuen Jets vom Hersteller Airbus gehört zum Sparprogramm. Zudem hatte sich der Konzern frisches Geld unter anderem durch die Aufnahme neuer Kredite besorgt. Von den 5,5 Milliarden Pfund, die seit Beginn der Pandemie aufgenommen wurden, sind laut Easyjet noch 2,9 Milliarden Pfund frei verfügbar.

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