Thailand hält an Gras für Medizin fest

Gesundheitsminister: Keine Kriminalisierung, aber strenge Regeln

Thailand setzt auf die medizinische Nutzung von Cannabis. Die Freizeitkonsum-Debatten halten weiter an. Foto: epa-efe/Rungroj Yongrit
Thailand setzt auf die medizinische Nutzung von Cannabis. Die Freizeitkonsum-Debatten halten weiter an. Foto: epa-efe/Rungroj Yongrit

THAILAND: Thailands Gesundheitsminister Cholnan Srikaew hat klargestellt, dass es keine Rückkehr zur Kriminalisierung von Gras geben wird. Diese Entscheidung bekräftigt die legale Verwendung von Gras zu medizinischen Zwecken im Land, ein Thema, das in den letzten Monaten intensive Debatten ausgelöst hat. Gerüchte über eine mögliche Wiederaufnahme von Cannabis in die Liste der verbotenen Betäubungsmittel Typ 5, was eine strafrechtliche Verfolgung für den Besitz nach sich ziehen würde, wurden damit entkräftet.

Ministerium rudert zurück

Diese Klarstellung erfolgte nach einem Interview von Premierminister Srettha Thavisin mit einem französischen Medienkanal, das die Vermutung aufkommen ließ, die Regierung könnte Cannabis wieder als illegales Betäubungsmittel einstufen. Die Entwicklung fällt zusammen mit der Ankündigung Deutschlands, Cannabis für Freizeitzwecke zu entkriminalisieren, und hebt Thailands Rolle als Vorreiter in Südost­asien für eine liberale Cannabis-Politik hervor, die seit 2022 besteht und einen Anstieg in der Nutzung für medizinische, Wellness- und Freizeitzwecke zur Folge hatte.

Allerdings haben die unzureichenden Regulierungen, etwa bei der Produktkennzeichnung in der Lebensmittelindustrie und Maßnahmen zur Verhinderung des Verkaufs von Cannabis an Jugendliche, zu sozialen Problemen geführt, weshalb einige staatliche Behörden Cannabis unbedingt wieder auf die Liste der illegalen Betäubungsmittel setzen wollten.

Klare Regeln werden benötigt

Es wäre eine Ironie des Schicksals, wenn ein Land, das den Besitz von fünf Methamphetaminpillen toleriert, Cannabis wieder kriminalisieren würde, eines der wichtigsten Kräuter in der traditionellen thailändischen Medizin, das jahrhundertelang verwendet wurde, bevor es durch das Cannabisgesetz von 1935 verboten wurde. Die Regierung ist deshalb gefordert, einen regulatorischen Rahmen zu schaffen, der die positiven Aspekte der Liberalisierung nutzt, ohne soziale Probleme zu verstärken.

Aktuell werden vier Gesetzentwürfe zur Cannabiskontrolle – zwei von Mitgliedern des zivilen Sektors, die sich derzeit in der öffentlichen Anhörung befinden, einer von der Bhumjaithai-Partei und einer von der Partei Move Forward – diskutiert, während das Gesundheitsministerium an einem eigenen Entwurf arbeitet. Dieser Prozess soll zu einer gesetzlichen Regelung führen, die den Konsum von Cannabis eindeutig definiert und reguliert.

Medizinische Zwecke vs. Freizeitkonsum

Dr. Cholnan betont, dass Cannabis ausschließlich zu medizinischen Zwecken erlaubt sein sollte, was jedoch auf Kritik stößt. Die Grenze zwischen medizinischem Gebrauch und Freizeitkonsum bleibt Diskussionspunkt, ebenso der Schutz von Nicht-Konsumenten, weshalb sich die Regierung in einem politischen Limbo befindet.


Kommentar

Thailand steht vor der Herausforderung, eine Cannabis-Politik zu etablieren, die sowohl den individuellen Rechten gerecht wird als auch den Konsum unter Jugendlichen verhindert, aber auch den traditionellen Medizinsektor unterstützt. Das erfordert klare Regeln. Grundsätzlich muss das Gesetz die Rechte des Einzelnen respektieren sowie einen fairen Zugang zu dieser Pflanze und den Heimkonsum ermöglichen. Mit der richtigen Regulierung könnte Cannabis zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor in Thailand werden und sowohl für die Regierung als auch für die Bevölkerung erhebliche Einnahmen generieren.

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