Kurz gefragt: Khun Tachawai

Fotos: Spraul-Doring
Fotos: Spraul-Doring

Khun Tachawai, ein engagierter Vertreter von ökologischer Nachhaltigkeit im Tourismus, Umweltschutz und biologischer Landwirtschaft, hat im Fern Resort in Mae Hong Son seine Ziele verwirklicht. Durch das Interview führte Ursula Spraul-Doring.

Khun Thawachai, wann kamen Sie das erste Mal nach Mae Hong Son?

Das ist schon 35 Jahre her. Ich wohnte zuvor in Chiang Mai.

Damals gab es noch keinen Flughafen und der Tourismus war kaum entwickelt. Es war noch ein Abenteuer, nach Mae Hong Son zu kommen. Aber das hat mich gereizt, und ich habe das erste Touristenrestaurant in Mea Hong Son eröffnet, das Fern Restaurant, das bis heute beliebt ist.

Kommen Sie aus der Hotelbranche oder dem Gaststättengewerbe?

Nein, nein, ich bin von Haus aus Jurist und arbeitete damals für die Regierung. Ich wollte dazu beitragen, Mae Hong Son für den Tourismus zu entwickeln, aber es sollte seinen natürlichen Charme bewahren. Ich wollte keine Fünf-Sterne-Hotels, keine Hochhäuser, sondern einen Tourismus der die Bevölkerung unterstützt und Hotels, die in die Natur integriert sind.

Warum haben sie dann ein Restaurant eröffnet?

Ich wollte mehr über die Touristen und ihre Bedürfnisse lernen. Ich wollte mit den Gästen in direkte Verbindung kommen, bevor ich mich an Größeres wagte. Auch benötigte es Zeit, ein geeignetes Grundstück für meinen Traum, ein Ökohotel, zu finden.

Vor 28 Jahren kaufte ich dieses Stück Land, das seit 100 Jahren als Reisfarm gedient hat, ca. 8 km von Mae Hong Son entfernt. Hier wollte ich meinen Traum verwirklichen.

Der Öko-Gedanke war damals in Thailand noch nicht sehr verbreitet. Wie kamen Sie darauf?

Nach Abschluss meines Studiums war ich als Backpacker in Europa, vor allem in Deutschland.

Das war zu dieser Zeit noch ziemlich ungewöhnlich für Thais. Diese Reise hat meinen Horizont erweitert, ich kam auf neue Ideen. Übrigens kann ich aus dieser Zeit noch etwas Deutsch.

Was verstehen sie heute unter Ökotourismus?

Es ist eine Form verantwortungsbewussten Reisens in ländliche Gebiete, die die Umwelt schont und das Wohlbefinden der Menschen vor Ort verbessert. Es werden Anstrengungen unternommen, um negative Auswirkungen des Tourismus zu minimieren, das Umweltbewusstsein der Reisenden zu stärken und finanzielle Vorteile und ideelle Anreize für die lokale Bevölkerung zu schaffen.

Sie benutzen auch gerne den Begriff „Community-Based Tourism“. Was bedeutet das für Sie?

Das ist eine Form des Ökotourismus, der die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in den Tourismus betont. Er unterstützt die Landbevölkerung finanziell. Im Fern Resort kommen alle Mitarbeiter aus den umliegenden Dörfern, was ihnen eine Vollzeitbeschäftigung mit einem regelmäßigen Einkommen ermöglicht.

Sie konnten die Regierung motivieren, Teilhaber an Ihrem Projekt zu werden?

Sollte es nicht Aufgabe der Regierung sein, die ländlichen Gebiete zu fördern und ihren Bewohner eine Einnahmequelle neben der Landwirtschaft zu geben? Meine Regierung hat das eingesehen. Es wurde ein Sonderfonds zur Unterstützung der Entwicklung des ländlichen Raums eingerichtet. Er basiert auf der Idee des Ökotourismus, um die Natur und die Umwelt sowohl für Touristen als auch für die Menschen vor Ort zu schützen. Es ist ein Vorzeigeprojekt, das der Umwelt und der Öffentlichkeit hilft. Die Regierung wurde Teilhaber des Fern Resorts mit 25 Prozent.

Sicher war es am Anfang nicht einfach.

In Khun Tachawais organischer Farm wird Landwirtschaft ohne chemische Pestizide und Düngemittel betrieben.
In Khun Tachawais organischer Farm wird Landwirtschaft ohne chemische Pestizide und Düngemittel betrieben.

Ja, in der Tat. Es war damals ziemlich mühsam Leute zu finden, die sich für diese Art Geschäft interessierten. Ökotourismus stand in Thailand noch in den Kinderschuhen, viele standen diesem Projekt zweifelnd gegenüber. Etwas anderes zu tun als andere tun, erfordert viel Geduld und Durchsetzungsvermögen.

Wie haben Touristen von ihrem Ökohotel erfahren?

In Europa war es nicht so schwierig, dafür Agenten zu finden. Deshalb sind auch heute noch 80 Prozent oder mehr unserer Gäste Ausländer aus Europa und Amerika. Heutzutage, durch die sozialen Medien, ist es leichter, bekannt zu werden, und der Umweltgedanke und Ökotourismus sind schon fast Mode geworden.

Aber Sie haben auch thailändische Touristen?

Zu Anfang fast gar nicht.

Thais lieben die Natur zwar auch, aber es ist nicht ganz leicht, ihnen unser Konzept klarzumachen. Sie sitzen gern um ein Lagerfeuer, es macht ihnen Spaß, in der Natur zu feiern, laut zu sein und die ganze Nacht Musik zu machen oder zu trommeln. Das ist hier nicht erlaubt. Ein Campfire gibt es zwar, aber es darf nur bis 22 Uhr Musik gemacht werden. Wir wollen Ruhe und Frieden für unsere Gäste.

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