König Bhumibol war die Seele der Nation

Foto: epa/Rungroj Yongrit
Foto: epa/Rungroj Yongrit

THAILAND (dpa) - König Bhumibol Adulyadej, seit Jahren schwerkrank, war in Thailand schon lange nicht mehr öffentlich aufgetreten. Trotzdem war er allgegenwärtig: Riesige Poster mit seinem Konterfei hängen am Flughafen, auf meterhohen Fotos blickt er von Wolkenkratzerwänden ernst auf das Volk hinab, in Einkaufszentren und an Straßenecken stehen Tausende altarähnliche Podeste mit seinem Konterfei.

Am Donnerstag ist Bhumibol im Alter von 88 Jahren gestorben. Er war seit gut 70 Jahren auf dem Thron und damit der am längsten amtierende Monarch der Welt. Kaum ein Thailänder hat einen anderen König auf dem Thron erlebt. Sein Tod könnte das Land in den Grundfesten erschüttern.

Garant für Kontinuität und eine moralische Instanz

Bhumibol war weit mehr als ein König nach modernem europäischem Vorbild. Thailands Monarchen haben zwar seit der Abschaffung der absoluten Monarchie 1932 auf dem Papier keine politische Macht mehr. Aber Generationen von Kindern haben ihm in der Schule täglich die Treue geschworen. Jede Veranstaltung, jeder Kinofilm startete mit der Königshymne, bei der das Publikum aufsteht und ihm Respekt zu erweisen hatte. Bhumibol war in Zeiten der oft wackligen Demokratie ein Garant für Kontinuität und eine moralische Instanz.

Staatskrisen, Militärputsche, politische Grabenkämpfe: Bhumibol war jahrelang zur Stelle, um das Land zu einen. Stets kehrte Ruhe ein, wenn der in den USA und Europa aufgewachsene Monarch seinen Willen kundgetan hatte. Die 70 Millionen Thailänder verehrten ihn wie einen Gottvater, als „Seele der Nation“.

Nach dem 60. Thronjubiläum wurde es aber still um ihn. Viele Jahre verbrachte er im Krankenhaus mit Herz- und anderen Gesundheitsproblemen.

Bhumibol Aduljadej wurde am 5. Dezember 1927 in den USA geboren. Er wuchs unter anderem in Lausanne in der Schweiz auf. Er war der Neffe des Königs und für den Thron gar nicht vorgesehen. Doch sein Vater starb früh, der König dankte kinderlos ab. Bhumibol bestieg den Thron 1946.

Bhumibol stand als staatstragendes Symbol über allem

Er setzte zunächst seine Studien in der Schweiz fort. Bei einem Autounfall verlor er ein Auge. 1950 heiratete er die noch nicht ganz 18-jährige Sirikit. Sirikit brachte vier Kinder zur Welt. Das Königspaar wurde zur festen Größe im europäischen Adels-Jetset, beide waren Stammgäste auf royalen Partys. Der König sprach Englisch und Französisch, war begeisterter Fotograf und spielte leidenschaftlich Saxofon.

Zurück in Thailand wandelte er sich zum engagierten Landesvater. Landauf, landab startete er Initiativen, um das Los der armen Bauern zu verbessern. Er probierte und forschte und erhielt zahlreiche Patente, zum Beispiel auf ein Verfahren, um Wolken zum Regnen zu bringen. Zwei Dutzend Regierungen kamen und gingen, 20-mal putschte das Militär – Bhumibol stand als staatstragendes Symbol über allem.

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