Zweite Chance für Mensch und Wolf

Zwei Wölfe aus dem Wolfcenter Dörverden. Foto: www.wolfcenter.de/dpa
Zwei Wölfe aus dem Wolfcenter Dörverden. Foto: www.wolfcenter.de/dpa

DÖRVERDEN: Deutschland gehört zur Heimat der Wölfe. Ihr Vorkommen hier ist so natürlich wie das von Rehen, Füchsen oder Wildschweinen. Dennoch wird über kaum ein Tier so gestritten wie den Wolf.

Heutzutage sind Wölfe geschützt. Das war nicht immer so. Als die Menschen anfingen, Nutztiere wie Schafe und Rinder zu halten, kam der Wolf dazwischen. Der Wolf frisst eigentlich eher andere Wildtiere, etwa Rehe oder Wildschweine. Bietet sich die Gelegenheit, reißt er aber auch Nutztiere. Früher haben die Menschen Wölfe auch deswegen gejagt und getötet: so lange, bis es in Deutschland keinen einzigen mehr gab.

Das soll nicht noch einmal passieren, findet Frank Faß. Er leitet das Wolfcenter Dörverden im Bundesland Niedersachsen.

Seit einigen Jahren leben in Deutschland wieder Wölfe in der Natur. «Das waren zunächst Wölfe, die aus West-Polen herübergelaufen kamen», sagt Frank Faß. «Im Jahr 2000 haben zum ersten Mal wieder Wölfe in Deutschland Nachwuchs gehabt.»

Doch nicht alle Menschen sind glücklich über die Rückkehr der Wölfe. «Für die Bauern und insbesondere diejenigen, die Schafe, Ziegen, Pferde und Rinder auf der Weide halten, ist die Ausbreitung des Wolfes ein großes Problem», sagt Axel Finkenwirth vom Deutschen Bauernverband.

«Man braucht jetzt einen wolfabweisenden Grundschutz für Nutztiere», sagt Frank Faß. Damit sind zum Beispiel Schutzzäune gemeint. Axel Finkenwirth findet: «Richtig wolfssichere Zäune gibt es nur im Tierpark. Diese Zäune kann man nicht um jede Weide errichten. Wenn dann doch der Wolf durchkommt, ist meist nicht nur ein Tier tot, sondern gleich mehrere.»

Passiert das, bekommen die Halter Geld vom Staat für den entstandenen Schaden. Auch die Zäune werden finanziert. Geld sei jedoch nicht alles, sagt Herr Finkenwirth. «Wenn ein Bauer am Morgen mehrere Tiere getötet oder schwer verletzt auf der Weide findet, ist das ein schockierendes Erlebnis.»

Über die Wölfe in Deutschland wird also viel diskutiert. Auch Politikerinnen und Politiker versuchen, den Streit zu schlichten. Denn manche Menschen fordern, Wölfe sollten wieder zum Abschuss freigegeben werden. Der Deutsche Bauernverband findet, es sollte eine Höchstgrenze geben. «Das bedeutet, dass dann auch, wie bei anderen nicht mehr gefährdeten Tieren, der Bestand reguliert wird und Tiere geschossen werden können», sagt Axel Finkenwirth.

Frank Faß sagt: «Wir sprechen immer mehr vom Artensterben. Und jetzt kommt mal eine Wildtierart von ganz alleine zurück und wir sind auch nicht zufrieden.» Er ist überzeugt, Mensch und Wolf können gemeinsam in Deutschland leben.

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