Zweimal um die Erde: Räikkönen vor Startrekord

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

SOTSCHI: Die meisten Rennrunden, die meisten Renn-Kilometer - Kimi Räikkönen sammelt auf der Zielgeraden seiner Formel-1-Karriere noch Rekorde. In Sotschi könnte der «Iceman» einen weiteren Meilenstein erreichen.

So richtig ernst nimmt Kimi Räikkönen die Formel 1 noch immer nicht. Der 40-Jährige könnte zwar am Sonntag in Sotschi den Rekord für die meisten Grand-Prix-Starts einstellen, für den Zirkus rund um die glatt polierte Rennserie aber hat der Finne bis heute wenig übrig. Gerade erst amüsierte er seine Fans bei Instagram mit etwas Spott über ein gewagtes Outfit von Weltmeister Lewis Hamilton und stellte ein Partyfoto dazu, das ihn selbst mit gläsernem Blick und Zigarette zeigt. «Keine Angst, es ist noch nicht alles verloren», schrieb Räikkönen dazu.

Unangepasst auf seinem ganz eigenen Weg ist der «Iceman» aus Espoo auch im hohen Rennfahrer-Alter noch unterwegs. Als Räikkönen vor 19 Jahren und sechs Monaten in Australien sein Formel-1-Debüt gab, war Gerhard Schröder Bundeskanzler, die No Angels standen mit «Daylight» an der Spitze der deutschen Charts und McLaren-Pilot Lando Norris lernte als Einjähriger gerade Laufen. Wenn Räikkönen nun am Sonntag (13.10 Uhr/RTL und Sky) in seinem Alfa-Romeo das Rennen in Sotschi aufnimmt, wäre es sein 322. Start in einem Grand Prix. So viele hatte zuvor nur der Brasilianer Rubens Barrichello geschafft.

Wirklich wichtig indes nimmt Räikkönen diese Statistik nicht. «Das bringt mir nichts, jeder Rekord ist dazu da, eines Tages gebrochen zu werden», sagte er am Donnerstag in Sotschi. Es sei für ihn «ein Rennen wie jedes andere».

Dabei hatte Räikkönen schon einmal genug von der Formel 1. Nach seinem Einstieg bei Sauber und fünf Jahren bei McLaren wurde er 2007 als Ferrari-Nachfolger von Michael Schumacher der bislang letzte Weltmeister der Scuderia. Danach aber ließ die Lust des Finnen nach, Ende 2009 verließ er Ferrari und fuhr stattdessen in der Rallye-WM. «Es ist ganz einfach: Ich liebe den Rennsport», sagte er jüngst. In welchem Auto, das ist für Räikkönen nicht ganz so wichtig.

2012 kehrte er doch wieder zurück, erst im Lotus, dann als zweiter Mann neben Kumpel Sebastian Vettel erneut bei Ferrari. Bei Alfa-Romeo, dem früheren Sauber-Team, schließt sich nun der Kreis. Auch wenn es für den 21-maligen Grand-Prix-Sieger nicht mehr für vordere Plätze reicht, sammelt Räikkönen Rekorde. Der Pilot mit den meisten Rennrunden und den meisten Renn-Kilometern in der Formel 1 ist er schon, rechnerisch hat er bei seinen Grand-Prix-Teilnahmen zweimal die Erde umrundet.

Am Saisonende läuft Räikkönens Vertrag aus, in drei Wochen wird er 41. Zeit für den endgültigen Abschied? Das ist zumindest für Teamchef Frederic Vasseur keineswegs ausgemacht. «Erst einmal muss uns Kimi wissen lassen, was er tun will, und wir müssen entscheiden, was wir mit ihm vorhaben. Dann werden wir weitersehen», sagte der Franzose.

Räikkönen gibt sich unentschlossen. «Es wird einen Punkt geben, an dem ich zuhause sein und andere Dinge tun möchte», sagte der Fanliebling. In der Corona-Zwangspause genoss er die unverhoffte Freizeit mit Gattin Minttu und den zwei Kindern. Die Familien-Idylle zeigt der Rennfahrer inzwischen öfter in den sozialen Netzwerken. Die Eskapaden mit viel Alkohol und wilden Nächten zwischen den Rennen, über die er offen in seiner Biografie berichtet, liegen hinter ihm.

Auch wenn es nicht ausgeschlossen ist, dass Räikkönen noch ein Jahr dranhängt und dann vielleicht Fahrlehrer für Mick Schumacher bei Alfa-Romeo werden könnte, vermissen wird der Finne die Formel 1 eher nicht. «Wenn ich aufhöre, werde ich schon eine Menge andere Sachen finden, um mich zu beschäftigen», versicherte Räikkönen.

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