Zweimal Hibiskus und einmal rosa Pfeffer

Pflanzen, die die Gartenbesucher zum Staunen bringen und immer wieder überraschen

Im Übergang: Hier ist die Blüte bereits stark rosa eingefärbt, sie war am Morgen noch ganz weiß. Fotos: hf
Im Übergang: Hier ist die Blüte bereits stark rosa eingefärbt, sie war am Morgen noch ganz weiß. Fotos: hf

Hibiskus-Pflanzen (auf Deutsch auch als Eibisch bekannt) gibt es viele, offenbar über 600. Sie werden vor allem wegen ihrer betörenden Blüten gepflanzt. Im Discovery Garden Pattaya fallen zwei immer wieder auf.

Das ist die tolle Blüte der Baumwolle.
Das ist die tolle Blüte der Baumwolle.

Gleich beim Eingang haben wir den Hibiscus mutabilis platziert, damit wir den Gartenbesuchern sofort etwas Interessantes demonstrieren können. Wenn sie am Morgen bei uns reinschauen, sind die neuen Blüten noch jungfräulich weiß, doch das wird nicht so bleiben, denn sie verändern im Laufe des Tages ihre Farbe recht deutlich. Am Mittag sind sie bereits rosa und am Abend dann rot. Es handelt sich dabei um eine chemische Reaktion, die durch Sonneneinstrahlung und Wärme ausgelöst wird.

Fasern, die die Samen fliegen lassen

An verschiedenen Orten im Garten haben wir Hibiscus mutabilis aufgestellt, so dass die Unterschiede im Verlauf des Tages augenscheinlich werden. Dieser Hibiskus ist hierzulande leicht zu ziehen (höchstens Lausbefall kann ihm zu schaffen machen) und auch leicht zu vermehren. Wir wählen bei der Vermehrung das sogenannte Abmoosen, also eine Form der vegetativen Vermehrung. Dabei wird die äußerste Rindenschicht an einem Ast rundherum weggeschnitten und an dieser Stelle eine Plastiktüte mit gemahlener Kokosschale angebracht. Schon nach wenigen Tagen bildet die Pflanze Wurzeln an der verletzten Stelle. Ist der Wurzelwuchs ausreichend, schneidet man den Ast unterhalb des Wurzelballens ab, topft das Ganze ein und bekommt so eine identische Pflanze, einen „Clone“.

Baumwolle packt die Samen ganz ein.
Baumwolle packt die Samen ganz ein.

Über Samen hingegen läuft die Vermehrung bei einem anderen Hibiskus mit hübscher gelber Blüte: Die Rede ist von Baumwolle. Da bildet sich eine zunächst grüne Samenkapsel von halber Fingergröße. Ist diese reif, färbt sie sich braun, wird holzig und entlässt die Samen, die von vielen weißen Fasern umgeben sind, an die Luft. Diese Fasern (die eigentliche Baumwolle) verleihen den Samen die Flugfähigkeit, der Wind trägt sie hinfort, und sie können sich gewissermaßen daran machen, die Welt zu erobern.

Bei Regen fliegen die Samen allerdings nicht weit, so dass um die Baumwollpflanzen herum meistens neue Setzlinge zu finden sind. Baumwollproduzenten pflanzen jedes Jahr neu an wegen der höheren Erträge, während wir sie mehrjährig wachsen lassen, da werden ganze Bäume draus.

Wirkt wie Pfeffer, ist aber keiner

Diese Samen schmecken wie Pfeffer.
Diese Samen schmecken wie Pfeffer.

Brasilianischer Pfeffer (Schinus terebinthifolia) wird umgangssprachlich oft als „Rosa Pfeffer“ bezeichnet. Seine (frisch) roten, (getrocknet) rosa Samen schmecken wie ein milder Pfeffer und können in der Küche auch so verwendet werden. Momentan haben unsere Pflanzen gerade Früchte, die ausgezeichnet zur Samen-Vermehrung taugen (in Florida gilt die Pflanze als invasiv und wird deswegen bekämpft). Man kann den Brasilianischen Pfeffer aber auch völlig problemlos über das oben erklärte Abmoosen vermehren. Was auch immer, bevor man etwas vermehren kann, muss man einmal eine erste Pflanze haben, und die kann man – neben vielen anderen Raritäten – bei uns bestellen, wir liefern per Kerry Express in ganz Thailand.

Eine dritte Form der Vermehrung ist das Aufpropfen oder Veredeln. Gerade habe ich auf dem Pflanzenmarkt in Nord-Pattaya eine neu gezüchtete Passionspflanze gekauft, die so entstanden ist. Es handelt sich um eine Kreuzung – die süße Hawaii-Passionsfrucht –, deren Samen steril sind. Da wurde das gewünschte Pflanzenmaterial auf eine Unterlage, einen Wurzelstock aufgesetzt, der aus irgendeiner Passionspflanze gezogen wurde. Teure 280 Baht hat eine solche Pflanze gekos­tet, aber wie gesagt, irgendwann muss man mal mit so einer Sorte anfangen…


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!

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