KABUL: Tausende Taliban-Vertreter haben sich in Afghanistan versammelt. Drei Tage lang soll die Runde beraten, auch über die Rechte von Frauen. Zum Auftakt gibt es jedoch bei einem Angriff mindestens zwei Todesopfer.
In Afghanistan ist der Auftakt einer großen Versammlung der militant-islamistischen Taliban von einem Angriff überschattet worden. Dabei wurden in der Hauptstadt Kabul am Donnerstag nach Medienberichten zwei Angreifer getötet. Zudem soll es mehrere Explosionen gegeben haben. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte am Nachmittag, die Situation sei unter Kontrolle. Rebellen reklamierten den Angriff für sich. Die Hintergründe waren zunächst unklar. Die Versammlung wurde unter strengen Sicherheitsvorkehrungen fortgesetzt.
In Afghanistan sind nach dem Abzug der internationalen Truppen, die dort zwei Jahrzehnten präsent waren, wieder die Taliban an der Macht. Zu dem Treffen kamen nach offiziellen Angaben mehrere tausend Männer zusammen - nach Angaben der Taliban auch religiöse Gelehrte, einflussreiche Personen und Stammesvertreter aus den Provinzen. Dabei sollten politische Themen von nationaler Bedeutung diskutiert werden, sagte Mudschahid. Das Treffen soll am Samstag mit einer Erklärung zu Ende gehen, die für die Taliban-Regierung bindend ist.
Beobachter gehen davon aus, dass die ausschließlich männlichen Teilnehmer auch über Frauenrechte reden. Seit der Rückkehr der Taliban an die Macht wurden Frauen in ihren Freiheiten extrem eingeschränkt. Mädchen sind von weiterführender Bildung ausgeschlossen. Vize-Premierminister Abdul Salam Hanafi sagte am Mittwoch dem Staatssender RTA: «Frauen, sie alle sind unsere Mütter. Sie alle sind unsere Schwestern. Wir respektieren sie voll und ganz. Wenn ihre Söhne involviert sind, sind sie hier auch gewissermaßen involviert.»
Die Veranstaltung erinnert an eine traditionelle Ratsversammlung, die sogenannte Loja Dschirga. Das Treffen wurde dieses Mal abgehalten, jedoch nicht so von den Taliban bezeichnet. In der Vergangenheit hatten bei den Ratsversammlungen auch Frauen teilgenommen. Darin sprechen einflussreiche Afghanen Empfehlungen für die Politik aus.