Kadamba-Bäume werden in wenigen Jahren riesengroß. Doch nun sind zwei von ihnen durch Käferbefall morsch geworden und stellen eine Gefahr dar. Sie sollen gefällt werden, was nicht ganz einfach ist.
Das sagenhaft rasche Wachstum der Neolamarcki-cadamba-Bäume macht sie zu idealen Kandidaten bei der Wiederaufforstung. Diejenigen, die ich vor circa sieben Jahren im Garten von Pattaya gepflanzt habe, sind sicher 25 Meter hoch, die Iguana schlafen auf ihnen. Sie haben große, saftige Blätter, die auch als Tierfutter verwendet werden können. Und sie bringen gelb-orange Blüten von großer Anmut hervor, die auch noch gut riechen. Kadambas reichern den Boden mit Kohlenstoff an und erreichen mit vielleicht 20 Jahren eine Höhe von 45 Metern.
Ein Baum ist tot, der andere sehr krank
Doch nun hat einer fast alle Äste und alle Blätter abgeworfen, Löcher im oberen Stammbereich weisen auf Käferbefall hin: Ein Bild des Jammers und sehr gefährlich. Sein Kadamba-Nachbar ist erst halbtot, aber wenn wir die Holzfäller schon einmal dahaben, fällen wir den lieber auch gleich. Denn sie brauchen einen Lastwagen (six wheel drive) mit Kran, um diese großen Brocken überhaupt umlegen zu können. Und den in den hinteren Teil des Gartens hinein zu bekommen, ist gar nicht einfach.
Mehrere Stunden brauchen meine Gärtner, um den Weg dahin von großen Topfpflanzen zu befreien und Äste abzuschneiden, die den Zugang behindern. Doch das größte Hindernis ist ein Flaschenhals im vordersten Drittel des Weges. Mehrmals denke ich, das war es jetzt, als der Lastwagen im Sumpf stecken bleibt und zwischen zwei Mauern eingeklemmt ist. Und dann – nachdem wir einen unserer schönsten Olivenbäume ausgegraben haben, der das letzte Hindernis war – sind die genialen Thai-Improvisatoren durch!
Gefährliche Arbeit erfordert Maßarbeit
Zwei der Holzfäller lassen sich an einer Gondel in schwindelerregende Höhe hinaufziehen und schneiden alle Äste weg, die den Fall behindern könnten. Dabei werden sie gnadenlos von Roten Ameisen attackiert, die ihr Revier verteidigen. Stück um Stück wird eine Falllinie für den ersten Baumriesen freigeräumt. Dann ist es soweit: Der Chef-Holzfäller fängt an, den riesigen Stamm mit einer eher kleinen Kettensäge zu bearbeiten, während seine Leute zusammen mit unseren Gärtnern an einem starken Seil den gewaltigen Baumstamm in die richtige Richtung zu ziehen versuchen.
Und dann irgendwann sucht der Holzfäller mit der Kettensäge das Weite, denn der Fall des ersten Stamms hat knarrend begonnen. Immer lauter wird das ohrenbetäubende Krachen und endet mit einem dumpfen Knall, als der Baumriese auf den Boden kracht.
Die geflüchteten Baumfäller kehren in den Stammbereich zurück: Maßarbeit, alles gut gegangen! Sie beginnen, Äste, die dem zweiten Baum im Weg sein könnten, zu beseitigen und werden wiederum von unzähligen Roten Ameisen angegriffen.
Dann wird auch der zweite Baum nach gleichem Muster umgelegt.
Der Kollateralschaden hält sich in engen Grenzen, insgesamt eine großartige Leistung. Und auch der Lastwagen kann den Flaschenhals im Garten, nach Ächzen und Stöhnen, in umgekehrter Richtung ebenfalls irgendwie überwinden: Ende gut, alles gut.
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!